Lady Ilianas lustvolles Spiel
„Ich könnte Sean niemals zusammenschlagen.“
„Na ja, dein Sean ist aber auch ein anderes Kaliber als mein Willie. Er würde nie die Hand gegen dich erheben.“
„Nein, das würde er nicht“, stimmte Janna ernst zu, und ein trauriger Ausdruck schlich sich in ihre Augen. „Warum sprichst du nicht mit Duncan über Willie, Mavis? Er würde ihn sich bestimmt vorknöpfen.“
„Ich sagte dir doch bereits, Duncan kümmert es wenig, ob wir Frauen zufrieden sind. Hauptsache, seine Männer haben keine Klagen und sind bereit, ihm in den Kampf zu folgen.“ Janna wollte eben etwas erwidern, da erstarrte sie beim Anblick von Iliana. Angst breitete sich auf ihren Zügen aus, und Iliana setzte an, ihr zu versichern, dass alles gut werden würde. Doch ehe sie noch dazu kam, hörte sie ein Rascheln hinter sich, und als sie sich umdrehte, stand Duncan hinter ihr. Sein entsetzter Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er das ganze Gespräch mit angehört hatte. Fast tat er ihr Leid. Dann wurde seine Miene plötzlich verschlossen, und er machte wütend kehrt, um wieder in die Burg zu stürmen.
„Ach du Schreck!“
Iliana biss sich auf die Unterlippe und wandte sich zu der besorgt aussehenden Mavis um. Sie lächelte sie ermutigend an. „Er ist nicht böse auf dich, Mavis, keine Angst.“
„Richtig“, stimmte Janna seufzend zu. „Ich vermute, Willie ist derjenige, der jetzt Angst haben sollte.“
Iliana erschrak, dann stieß sie einen leisen Fluch aus und eilte ihrem Gemahl nach. Die anderen Frauen ließen ihre Gartenhacken fallen und folgten ihr.
11. KAPITEL
Als sie die Küche erreichte, hatte Duncan sie schon wieder verlassen. Iliana eilte an dem verdatterten Elgin vorbei in die große Halle. Sie kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie er, die Fragen seines Vaters überhörend, aus dem Bergfried lief.
„Was zum Teufel ...“ Angus starrte seinem Sohn nach und warf einen Blick zu Seonaid, die nur ratlos mit den Schultern zuckte. Duncan hatte völlig außer sich gewirkt. Angus hörte, wie die Küchentür aufging, und konnte im letzten Moment zur Seite springen, als Iliana ihrem Mann nachrannte.
„Mädchen! Was ...“, fing er an, aber sie hatte den Bergfried bereits ebenfalls verlassen.
„Was zum Teufel ...“, wiederholte er und tat einen Schritt in die Richtung, in die sie verschwunden war, doch im selben Moment stürzten einige Frauen aus der Küche in die Halle, geradewegs auf den Ausgang zu. Elgin folgte ihnen dicht auf den Fersen.
Angus hielt den kleinen, rundlichen Mann fest. „Was geht hier vor?“
Der Koch schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich weiß es nicht, Me Laird! Erst rasten alle in die eine Richtung, jetzt in die andere. Aber bei den Gesichtern, die sie machen, möchte ich mir das nicht entgehen lassen.“ Damit eilte er weiter.
Angus schloss sich leise fluchend den anderen an und gab Seonaid ein Zeichen, ihm zu folgen.
Mit gerafftem Rock rannte Iliana ihrem Mann hinterher, der nun die an der Burgmauer arbeitenden Männer erreicht hatte. Ihr stockte der Atem, als er einen großen, kräftigen Burschen am Schlafittchen packte und ihn zu Boden stieß.
Der Mann war sofort wieder auf den Beinen und bereit, sich zu verteidigen. Doch dann ließ er verdutzt die Fäuste sinken, als er merkte, wen er vor sich hatte. „Me Laird?“ war alles, was er hervorbringen konnte, ehe ihm Duncan die Faust ins Gesicht schlug.
Leise fluchend lief Iliana weiter, doch bevor sie die Männer erreichte, hatten diese bereits einen Kreis um die Kämpfenden gebildet. Auf ihren Gesichtern spiegelte sich teils Neugier, teils Aufregung wider, als Duncan Willie Dunbar anbrüllte. Iliana schob sich zwischen den Männern hindurch bis zum inneren Rand des Kreises. Ein Schreckenslaut hinter ihr ließ sie sich umdrehen, und sie sah, dass Janna, Mavis und die anderen Frauen ihr gefolgt waren. Sogar Elgin, Lord Angus und Seonaid hatten sich zu ihnen gesellt.
„Steh auf! Steh auf und kämpfe wie ein Mann, du Feigling!“
Iliana wandte sich wieder dem Geschehen zu.
„Was ist denn los, Me Laird?“ Mühsam kam Willie wieder auf die Beine. „Ich weiß gar nicht ...“ Seine Stimme erstarb, als Duncan ihn am Kragen packte und ihn zu sich zog.
„Du hast deine Fäuste gegen Mavis erhoben. Eine Frau, die nur halb so groß ist wie du und viel schwächer obendrein! “ Willie warf seiner Frau einen vorwurfsvollen Blick zu, und Duncan schüttelte ihn. „Sie hat es mir nicht gesagt. Ich habe es zufällig mit angehört.“ Seine
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