Lady Ilianas lustvolles Spiel
was sie dagegen tun sollte. Sie konnte Elgin wohl kaum sagen, er solle das Essen nicht mehr würzen. Ihn würde der Schlag treffen, und alle anderen, die inzwischen das bessere Essen zu schätzen gelernt hatten, vermutlich auch. Vielleicht sollte sie nicht mehr darauf bestehen, dass die Männer badeten, bevor sie neue Plaids bekamen.
Ein ungeduldiges Murren ertönte, und sie richtete den Blick wieder auf ihre Schwägerin. Das Mädchen hatte sein Nähgarn hoffnungslos verknotet. Doch ehe Iliana ihr Hilfe anbieten konnte, ließ Seonaid ihr Nähzeug auf ihren Schoß fallen und sah sie ernst an. „Ihr wisst, dass ich völlig unfähig in solchen Dingen bin.“
„Nein“, widersprach Iliana sofort. „Ihr seid nur ungeübt.“
Seonaid verdrehte die Augen. „Ist es für eine Ehefrau sehr wichtig, das hier zu können?“
Iliana zögerte kurz. „Ich weiß nicht. Es wird von einem erwartet, aber ...“ Sie verstummte und nagte an ihrer Unterlippe.
Seonaid gab einen abfälligen Laut von sich. „Erwartet. Ich bin in allen Dingen, die von einem erwartet werden, eine Versagerin. Es ist wahr, ich habe schon wieder alles vergessen, was Ihr mir heute Morgen über Kräuter erzählt habt, und ich weiß nichts von der Hausarbeit. Ich werde eine schreckliche Ehefrau abgeben. Kein Wunder, dass Sherwell nie wegen mir hergekommen ist.“
Iliana zog sich vor Mitleid das Herz zusammen, und sie beeilte sich, die andere aufzumuntern. „Nicht doch, Ihr werdet eine wundervolle Ehefrau sein, Seonaid, Ihr habt so vieles an Euch, was ein Ehemann bewundern kann. Denkt doch nur an Euren geschickten Umgang ... mit dem Schwert.“ Sie nickte bekräftigend. „Meine Güte, jeder Mann wäre dankbar für eine Frau, die mit dem Schwert kämpfen kann.“ Als sie die Zweifel in Seonaids Blick wahrnahm, fuhr sie hastig fort: „Und dann Euer Geschick bei ... bei der Jagd. Ja, das ist eine sehr nützliche Begabung. Ihr werdet nie Hunger leiden müssen.“ Wieder nickte sie unterstreichend. „Und ich habe noch nie eine Frau gesehen, die so gut reiten kann wie Ihr. Ebenfalls eine äußerst nützliche Begabung.“
„Ihr seid eine sehr schlechte Lügnerin.“ Iliana sank in sich zusammen, und Seonaid lächelte verhalten. „Aber es war sehr freundlich von Euch, meine Schwester.“
Bei dieser Anrede zuckte Iliana überrascht zusammen, doch dann hellte sich ihre Miene auf. „Wir sind jetzt tatsächlich Schwestern, nicht wahr? Meine Güte, wie sehr habe ich mir als Kind immer eine Schwester zum Spielen gewünscht. Ich dachte oft...“ Seufzend schüttelte sie den Kopf und lehnte sich wieder zurück.
„Mit wem habt Ihr denn früher gespielt?“ fragte Seonaid neugierig.
Iliana überlegte kurz. „Nun ja, ich habe mit ... ach nein, eigentlich habe ich nicht viel gespielt. Ich war so beschäftigt, mit dem Unterricht und ...“ Sie sah das Mitleid in Seonaids Augen und schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. „Ich hatte wirklich eine sehr schöne Kindheit. Ich hatte die schönsten Kleider, die besten Lehrer ... alles.“
„Nur keine Freunde. Ihr wart einsam.“
„Ich hatte meine Eltern. Sie liebten mich sehr, und ich habe die meiste Zeit mit ihnen verbracht.“
„Mag sein, aber sie hatten einander. Ihr müsst euch wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt haben.“
„Ich ... ich habe nicht...“
„Schon gut. Es tut mir Leid, wenn ich Euch traurig gemacht habe, ich habe eigentlich nur laut nachgedacht. Aber das erklärt mir vieles über Euch.“
„Und zwar?“ wollte Iliana misstrauisch wissen.
„Ihr seid sehr still. Manchmal sagt ihr fast gar nichts, außer um Anweisungen zu geben. Ihr wirkt dadurch sehr distanziert, aber jetzt glaube ich, es ist eher Schüchternheit. Ihr seid den Umgang mit anderen Menschen außer Euren Eltern nicht gewohnt.“ Iliana riss überrascht die Augen auf, als sie den Wahrheitsgehalt dieser Worte erkannte, und Seonaid fühlte sich ermutigt, weiterzusprechen. „Und dann ist da auch die Art, wie Ihr Verantwortung übernehmt.“
„Wie ich Verantwortung übernehme?“ wiederholte Iliana ungläubig.
„Ja. Gleich am ersten Morgen nach Eurer Ankunft habt Ihr das Heft in die Hand genommen. Daran ist nichts falsch“, ergänzte sie eilig, als sie Ilianas erschrockene Miene bemerkte. „Jemand musste sich endlich einmal um die Burg kümmern. Aber Ihr habt nicht einmal gefragt, ob vielleicht ein anderer hier das Sagen hätte. Ihr habt einfach die Verantwortung für alles übernommen. Das zeigt, dass Ihr als Kind
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