Lady Ilianas lustvolles Spiel
sahen zur Tür. Duncan seufzte und rief dann grollend: „Wer ist da?“
Die Tür ging auf, und Angus trat ein. Er wurde rot, als er merkte, wobei er sie eben gestört hatte, doch seine Verlegenheit ging schnell in Zorn über. „Verdammt, Duncan! Du wirst das Mädchen noch umbringen, wenn du deine Triebe nicht wenigstens ab und zu einmal zügelst! Ist es nicht schon schlimm genug, dass das Kind nachts keine Ruhe findet? Musst du es jetzt tagsüber auch noch belästigen?“
Duncan wirkte belustigt. „Ihr habt doch gesagt, Ihr wolltet binnen neun Monaten Enkelkinder sehen!“
„Na, ganz sicher hast du sie bereits geschwängert, so oft wie du ihr nachstellst!“ fuhr der alte Mann ihn an. „Jetzt lass die Ärmste in Ruhe, sonst hat sie nicht mehr die Kraft, die Geburt zu überleben!“
Zutiefst verlegen stieß Iliana ihren Gemahl zur Seite, stand auf und ordnete ihr Gewand. „Ich muss nur rasch meine Strümpfe anziehen, Mylord. Ich komme sofort“, sagte sie leise zu Angus.
Seine Miene wurde sanfter. „Mädchen, nehmt Euch Zeit. Die paar Augenblicke spielen keine Rolle.“ Sein Blick fiel wieder auf seinen Sohn, der erschöpft auf dem Bett lag. „Beweg deinen erbärmlichen Hintern aus dem Bett und zieh dich schnell an! Deine kleine Frau wird dich brauchen.“
Duncan runzelte nur die Stirn. Im Gegensatz zu Iliana hatte ihn die Ankunft ihrer Mutter nicht sonderlich überrascht. Neuigkeiten sprachen sich in Schottland in Windeseile herum, und er und sein Vater hatten schon seit ein paar Tagen gewusst, dass Lady Wildwood mit zwei Bediensteten auf dem Weg nach Dunbar war. Aber nichts hatte darauf hingewiesen, sie könnte nicht bei guter Gesundheit sein. Bis jetzt.
„Ihn brauchen?“ fragte sie angstvoll. „Ist Mutter krank?“
Angus zögerte und seufzte. „Dieser Bedienstete, Johnny-Boy, meinte, ihr Zustand sei ziemlich schlimm.“
„Schlimm? Was fehlt ihr denn?“
„Offenbar hat Euer Stiefvater seinen Zorn an ihr ausgelassen“, gestand er widerstrebend.
Iliana sprang auf und eilte zur Tür, machte aber wieder kehrt. Sie durch wühlte eine ihrer Truhen, bis sie ihren Kräuterbeutel gefunden hatte, ließ dann alles stehen und liegen und rannte aus dem Zimmer.
Verwirrt sah Duncan ihr nach. „Wo nimmt sie bloß die Energie her?“
„Na, bestimmt nicht daher, weil du so schonend mit ihr umgehst!“ konterte Angus grimmig. „Jetzt steh auf!“
„Ach, es tut gut, Euch zu sehen, Mylady!“ Auf Johnny-Boys großem, vom Wetter gegerbtem Gesicht spiegelte sich eindeutige Erleichterung wider, als er zur Treppe eilte, um Iliana zu begrüßen. Trotz seines Namens war er bei einer Größe von gut einsachtzig und seiner stämmigen Figur alles andere als ein Junge. Auch war er mindestens zehn Jahre älter als Iliana, aber als Kind hatte man ihn Johnny-Boy genannt, und dieser Name war ihm geblieben. „Jetzt wird alles gut.“
Er wirkte so unsicher, dass Ilianas Furcht noch zunahm. „Wie schlecht steht es um sie, Johnny-Boy? Er hat doch nicht etwa die Peitsche gegen sie verwendet?“
„Nein, Mylady. Obwohl das vielleicht sogar noch barmherziger gewesen wäre.“ Als Iliana ihn stirnrunzelnd ansah, schüttelte er den Kopf. „Ma sagt, sie hätte sich ein paar Rippen gebrochen, möglicherweise auch das Bein. Sie ist sehr schwach und fiebert. Ma wollte ohne ein Gefährt, auf das man Lady Wildwood betten könnte, nicht mehr Weiterreisen. Eure Mutter war nicht mehr imstande zu reiten. Sie brach zusammen, sobald sie wusste, dass wir uns auf Dunbarland befanden.“ Iliana wurde ganz schwach bei diesen Worten, und sie war froh, als Duncan jetzt neben sie trat und stützend ihren Arm nahm.
„Habt Ihr das mit dem Karren schon in Auftrag gegeben?“ fragte er seinen Vater.
Angus nickte. Er hatte noch viel mehr getan. Zwanzig berittene Männer, ein Planwagen und drei zusätzliche Pferde warteten im Außenhof, als sie den Bergfried verließen. Ebba saß bereits hinten im Planwagen und hielt ihren eigenen Kräuterbeutel auf dem Schoß.
Duncan hob Iliana auf sein Pferd und schwang sich dann hinter sie. Er wartete kaum ab, bis Angus und Johnny-Boy ebenfalls aufgesessen waren, und ritt im Galopp aus dem Hof. Erst als sie das Tor hinter sich gelassen hatten, wurde Duncan langsamer und überließ Johnny-Boy die Führung.
Johnny-Boy hatte nicht übertrieben mit seiner Behauptung, Lady Wildwood sei zusammengebrochen, sobald sie Dunbarland erreicht hatten. Die Lichtung, zu der er sie führte, lag dicht an der Grenze von
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