Lady Ilianas lustvolles Spiel
tot sein musste. Eigentlich hätte ihm ihr Tod nicht so zu Herzen gehen dürfen, denn schließlich war sie keine gute Ehefrau gewesen. Sie hatte ihm seine Rechte verweigert und allen seinen Anweisungen zuwidergehandelt. Und doch schien er plötzlich nur an sie denken zu können. Nur zu deutlich erinnerte er sich wieder an den Tag ihrer Ankunft. An die Tapferkeit, mit der sie sich ihm am Morgen nach ihrer Hochzeit verweigert hatte. Er sah sie wieder vor sich, wie sie sich freundlich mit Lady Mclnnes unterhalten hatte. Er nahm wieder ihren blumigen Duft wahr und erinnerte sich daran, wie sie sich in seinen Armen angefühlt hatte, bebend vor Verlangen. Er hörte noch ihr leidenschaftliches Stöhnen, als er sie ... geliebt hatte.
Ja, er hatte sie geliebt.
Heftig schluckend, trat er ans Bett, um ihr das Laken langsam vom Gesicht zu ziehen. Er wusste nicht, womit er gerechnet hatte. Mit verbranntem Fleisch, vermutlich. Mit dem süßlichen Geruch des Todes. Aber ganz sicher nicht damit, dass sie mit fest zusammengekniffenen Augen dalag und unübersehbar atmete.
„Ihr lebt!“
Überrascht schlug Iliana die Augen auf. Sie war gar nicht auf den Gedanken gekommen, ihr Gemahl hätte sie für tot halten können. Bei dem fassungslosen, fast kindlich erstaunten Tonfall seiner Stimme sah sie ihm in die Augen. Erleichterung, Freude und dann Verwirrung spiegelten sich auf seinen Zügen wider, bis er schließlich verdutzt die Stirn runzelte.
„Was ist mit Euch? Ihr seht irgendwie seltsam aus.“ Er betrachtete sie prüfend. Ihr Haar, das sonst lang, dicht und glänzend war, wirkte anders. Kürzer, wie versengt. Natürlich, das kam vom Feuer. Aber das war es nicht allein. Zunächst rätselte er, doch dann bemerkte er plötzlich, was geschehen war. „Ihr habt keine Augenbrauen und Wimpern mehr! “
Stöhnend zog Iliana sich wieder das Laken über den Kopf.
Angus schalt seinen Sohn aus. „Was ist los mit dir, Junge? Hüte deine Zunge! Du verletzt ihre zarten Empfindungen.“ Nach einer Weile fuhr er fort: „Komm, du solltest noch nicht auf sein. Am besten bringen wir dich wieder ins Bett, bevor du uns noch umfällst.“ Iliana konnte hören, wie sie zur Tür gingen. „Was macht dein Kopf?“
„Er tut weh“, brummte Duncan, und Iliana widerstand der Versuchung, unter dem Laken hervorzuspähen.
„Nun ja, wir flößen dir etwas uisgebeatha ein, dann bist du bald wieder auf den Beinen.“
Duncan schnaubte nur.
Iliana stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, während sich die Tür hinter den beiden schloss, und schlug das Laken zurück. Sie sah auf, als ihre Mutter mit bedrückter Miene ihr Haar berührte. „Ist es sehr schlimm?“
Jetzt lächelte Lady Wildwood verhalten und nickte. „Ich fürchte, ja.“
Iliana drehte sich auf die Seite. „Und meine Augenbrauen?“
„Die wachsen auch wieder nach. Wir müssen dankbar sein, dass du nicht verbrannt bist. Dein Kleid hatte Feuer gefangen. Wenn Angus sich nicht so geistesgegenwärtig mit seinem ganzen Gewicht über dich geworfen hätte, um die Flammen zu ersticken ...“
„Ja, wir können froh sein, dass wir noch am Leben sind.“ Die Augen wollten ihr zufallen, doch dann fiel ihr noch etwas ein, und sie fuhr hoch. „Was ist mit der Wache?“
„Dem Mann wurde die Kehle durchgeschnitten.“ Iliana wurde blaß. „Das Schlimmste jedoch ist, dass Greenwelds Mann immer noch irgendwo da draußen ist. Lord Angus hat den Bergfried, den Innen- und den Außenhof noch einmal durchsuchen lassen, aber sie konnten ihn nicht finden. Wer immer er auch sein mag, er ist gerissen.“
„Ihr habt nichts gefunden?“
Bei der Frage seines Sohnes schüttelte Angus traurig den Kopf. „Selbst den Bergfried haben wir noch einmal durchsucht, aber wir haben nichts entdeckt, das auf die Anwesenheit eines Mannes schließen lässt, der nicht hierher gehört.“ „Verdammt.“
„Er ist gerissen, das muss man ihm lassen.“
„Zu gerissen“, murmelte Duncan verbittert. „Dieses Mal hätte er es beinahe geschafft.“
„Ja. Wenn Iliana und ihre Mutter nicht so ruhig und überlegt gewesen wären, hätte ich euch alle verloren.“ Ihn schauderte allein bei der Vorstellung, doch Duncan bemerkte es nicht. Er war tief in Gedanken versunken.
„Wieder habe ich bei ihrem Schutz versagt. Das wird nicht noch einmal Vorkommen. Ich werde nicht mehr von ihrer Seite weichen, bis wir den Bastard gefunden haben.“
Stirnrunzelnd verfolgte Angus, wie sein Sohn aufstand. „Aber wir waren doch zu dem
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