Lady Ilianas lustvolles Spiel
unterhakte und ihn lächelnd ansah. Liebevoll legte er seine Hand auf ihre, und sie wandten sich wieder Allistair zu.
„Da war noch ein zweiter Mann, allerdings war er tot. Dieser Bursche hier sagte mir, er sei ein Bote von Lord Rolfe. Er sei mit einer Nachricht von Seonaid zu uns geschickt worden, und er kam zufällig dazu, als Greenwelds Mann mir gerade die Kehle durchschneiden wollte. Er griff ein, die beiden kämpften, er wurde verwundet und der andere getötet.“
Duncan und sein Vater tauschten einen Blick, dann fragte Angus: „Du warst nicht bei Bewusstsein, als die beiden kämpften?“
„Nein.“
„Und du hast nicht gesehen, wer dich niedergeschlagen hat?“ Unbehaglich sah Allistair nun auf den bewusstlosen Mann. „Nein.“
„Dann hast du also keinen Beweis dafür, dass er der ist, für den er sich ausgibt?“ murmelte Angus zutiefst enttäuscht.
Allistair sah ein wenig verlegen aus, doch dann hellte sich seine Miene auf. „Er hat mir die Nachricht gezeigt!“
„Die Nachricht?“
„Ja, er hatte Angst, sie mit seinem Blut zu beschmutzen, und daher gab er sie mir. Sie steckt in meinem Gürtel, da habe ich sie hingetan, ehe ich ihm auf mein Pferd half.“
Angus tastete den Gürtel nach der Nachricht ab, während Duncan fragte: „Wo war denn sein Pferd?“
„Ich habe den Toten über seines gelegt.“
„Die Nachricht muss auf dem Rückweg aus dem Gürtel gefallen sein“, stellte Angus fest und trat einen Schritt zurück. „Wo war das Pferd des Toten?“
„Ich weiß es nicht.“ Er nickte mit dem Kopf zu dem Bewusstlosen. „Vielleicht weiß er es.“
„Du sagst, du hast den anderen Mann auch mit hergebracht?“
„Ja, er hängt draußen über dem Pferd.“
Angus winkte einen von seinen Männern herbei und schickte ihn nach draußen.
„Findet Ihr nicht, wir sollten seine Wunde versorgen?“ gab Iliana schließlich zu bedenken, als alle nur dastanden und den Bewusstlosen anstarrten. Angus und Duncan sahen sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
Selbst Allistair wirkte einigermaßen verblüfft. „Wir sollen die Wunde eines Engländers versorgen?“
Iliana runzelte die Stirn. „Er ist verletzt!“
„Er ist Engländer.“
„Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“
„Schotten kümmern sich nicht um die Wunden von Engländern, Gemahlin“, erklärte Duncan sanft. „Sie fügen sie ihnen zu.“
Missmutig sah Iliana ihn an und entzog ihm ihren Arm. „Nun, dann wird eben Eure englische Gemahlin die Wunde dieses Engländers versorgen!“
„Nein.“ Er legte sich ihre Hand wieder über den Arm. „Ihr seid keine Engländerin.“
„Doch!“ Erneut riss sie ihre Hand fort.
„Nein“, widersprach er. „Ihr seid meine Gemahlin. Ihr tragt unser Plaid. Ihr seid jetzt Schottin.“
Als Iliana zu Protest ansetzte, schaltete sich ihre Mutter ein. „Nun, ich bin Engländerin, bin nicht mit einem Schotten verheiratet und trage auch kein Plaid, also werde ich mich um ihn kümmern. Bringt ihn zum Tisch.“ Sie ging mit energischen Schritten voraus, obwohl sie fest damit rechnete, dass Allistair ihr nicht gehorchen würde. Und das tat er auch nicht - bis Angus ihm nickend seine Zustimmung erteilte. Iliana blieb nur so lange stehen, dass sie ihren Gemahl mit einem wütenden Blick bedenken konnte, dann folgte sie ihrer Mutter.
Duncan sah seinen Vater verdutzt an. „Was habe ich denn jetzt schon wieder getan?“
Angus schüttelte den Kopf und schlug seinem Sohn auf den Rücken. „Ich glaube, deine Gemahlin würde etwas mehr Diplomatie zu schätzen wissen.“ Als Duncan ihn nur verständnislos anstarrte, grinste Angus und zuckte die Achseln. „Das ist etwas, das ich dir leider nie beigebracht habe. Aber zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Du wirst es mit zunehmendem Alter schon noch lernen. Oder auch nicht. Es ist eigentlich auch nicht so wichtig, aber Frauen scheinen es nun mal zu bevorzugen, wenn ihre Männer so sind.“
Iliana entging der giftige Blick nicht, den ihre Mutter Angus nach dessen letzter Bemerkung zuwarf, aber sie schenkte ihm weiter keine Beachtung. Der Schotte, den ihr Schwiegervater nach draußen geschickt hatte, kam zurück. Die Leiche des anderen Mannes hing wie ein Sack Mehl über seiner Schulter. Er trug ihn zu Angus und ließ ihn zu dessen Füßen auf den Boden fallen. Iliana verzog das Gesicht, als der Kopf des Toten auf den harten Boden knallte. Sie ließ ihre Mutter und Gertie stehen, die sich um den verletzten Mann auf dem Tisch kümmerten, und
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