Lady Ilianas lustvolles Spiel
doch Allistair ...“
„Ihr selbst sagt doch immer, dass immer einer von uns beiden auf der Burg bleiben muss.“
„Ja, jetzt ist das etwas ganz anderes. Seonaid braucht uns. Außerdem gibt es nun keine Bedrohung mehr. Der Mörder ist tot.“
„Und was ist, wenn dieser Bastard gelogen hat, bevor er starb? Wir würden die Frauen unbewacht mit einer Hand voll alter Männer und einem verletzten Krieger zurücklassen.“
Angus sah zu Iliana und ihrer Mutter hinüber. Er seufzte ergeben und nickte. „Dann geh. Aber bring sie heil zu uns zurück.“
Duncan verließ die Halle, und seine Männer folgten ihm. Iliana blickte von den davonziehenden Männern zu ihrer Mutter, dann eilte sie ihrem Gemahl nach. Sie wollte ihn nicht gehen lassen, ohne sich von ihm zu verabschieden. Wahrscheinlich war das töricht, denn Duncan war ein großer, starker Mann. Aber das war ihr Vater auch gewesen, und der Gedanke belastete sie immer noch, dass sie sich nicht von ihm verabschiedet hatte, als er zu seiner letzten Reise aufgebrochen war.
Duncan war schon auf halbem Weg zu den Ställen, als sie den Bergfried verließ. Sie raffte ihre Röcke und fing an zu laufen.
Duncan trat in den Stall, in dem sein Pferd stand, als er seine Gemahlin nach ihm rufen hörte. Ungeduldig drehte er sich zu ihr um, doch seine Miene entspannte sich ein wenig bei ihrem Anblick.
Sie war völlig außer Atem; wahrscheinlich war sie gerannt, um ihn einzuholen. Bei ihrem besorgten Gesichtsausdruck wurde ihm warm ums Herz.
„Was ist, meine Gemahlin?“ fragte er und versuchte, sich nichts von seiner Ungeduld anmerken zu lassen. Seine Gedanken kreisten nur noch um Seonaid, und er wusste, dass er keine Zeit zu verlieren hatte.
Iliana stützte sich auf einen Pfosten, um erst einmal wieder zu Atem zu kommen. „Ich ... ich ...“ Sie ließ den Pfosten los, lief zu Duncan und warf sich ihm in die Arme.
Duncan war überrascht von diesem impulsiven Verhalten. Seine Miene verfinsterte sich, als er merkte, dass Rabbie, der Stallmeister, ganz in ihrer Nähe stand und die Szene feixend verfolgte. Duncan befahl ihm, augenblicklich den Stall zu verlassen, und sobald er fort war, strich er Iliana sanft über den Rücken. „Nun, nun, was habt Ihr denn?“ murmelte er.
Plötzlich verlegen, schüttelte sie den Kopf und trat einen Schritt zurück. „Nichts“, behauptete sie und starrte auf den Boden. „Ich wollte mich nur von Euch verabschieden. Euch viel Glück wünschen, Gottes Segen und ...“
Sie verstummte, als er ihr einen Finger unter das Kinn legte und sie zwang, ihm in die Augen zu sehen. „Soll das heißen, meine brave Gemahlin sorgt sich um ihr großes, stinkendes Ungetüm von einem Gemahl?“
Iliana errötete und fragte sich, wann er wohl mitbekommen hatte, dass sie ihn so nannte, trotzdem nickte sie ehrlich. „Ihr stinkt nicht mehr. Vielleicht würde ich anders empfinden, wenn es noch so wäre, aber ... “ Dieses Mal brachte er sie mit einem Kuss zum Schweigen, der ihr den Atem raubte. Als er sie freigab, schmiegte sie den Kopf an seine Brust. „Ich liebe Euch.“ Er wurde ganz still, und erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie eben gesagt hatte. Großer Gott! Entsetzt riss sie sich von ihm los und flüchtete aus dem Stall. Sie war zu verwirrt und verlegen, um ihm in die Augen schauen zu können. Iliana hörte, wie er ihr nachrief, blieb aber nicht stehen. Zu ihrem Leidwesen hinderten sie ihre Röcke jedoch am Laufen. Sie hatte kaum mehr als ein Dutzend Schritte zurückgelegt, da packte Duncan sie auch schon am Arm und zog sie an sich.
Und dann küsste er sie. Er küsste sie, vor allen anderen Männern, mit einer Leidenschaft, dass ihr schwindelig wurde. Als er sie wieder losließ, waren ihre Lippen geschwollen, ihre Wangen gerötet, und sie schwankte leicht. Duncan nahm ihren Anblick zufrieden in sich auf, dann drehte er sie in Richtung Bergfried und flüsterte ihr ins Ohr: „Wir werden das vertiefen, wenn ich wieder da bin. Nun geht zurück.“ Er entließ sie mit einem leichten Klaps auf die Kehrseite, und Iliana stolperte zutiefst verlegen an den Männern vorbei, die sich ein Grinsen nicht verkneifen konnten.
Obwohl sie innerlich fast verging vor Verlegenheit, zwang sie sich schließlich, würdevoll den Kopf zu heben und ihren Weg zum Bergfried mit sicherem Schritt fortzusetzen.
Iliana beobachtete Janna beim Jäten im Garten. Mal rupfte sie beinahe zornig, mal fast geistesabwesend das Unkraut aus der Erde. Iliana hatte den Eindruck, dass sie -
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