Lady in Rot (German Edition)
erfüllen und damit ihre saftige Erfolgsprämie einstreichen konnte.
Behutsam zog sie das Seidenkostüm aus und hängte es in den Schrank, bevor sie aus ihrer exklusiven neuen Garderobe ein weich fließendes rotbraunes Kaschmirkleid auswählte, das sie mit einem goldfarbenen Kettengürtel und flachen, weichen Lederstiefeln kombinierte. Perfekt für eine Sightseeing-Tour durch diese wundervolle Stadt. Ja, es war wirklich nicht schwer, sich an Luxus zu gewöhnen!
An der Rezeption erkundigte sie sich, ob irgendwelche Nachrichten für sie eingegangen seien.
„ Non , Mademoiselle“, antwortete die elegante, junge Frau bedauernd.
Die Hauptsehenswürdigkeiten waren zu Fuß erreichbar. Wie alle anderen Touristen ging Laura staunend durch die Straßen, bewunderte den imposanten Eiffelturm, der sich wie ein stählerner Gigant über dem Place du Trocadero erhob, und ließ sich vom besonderen Flair der Stadt bezaubern.
Doch bei aller Begeisterung kehrte sie in Gedanken immer wieder zu ihrem Treffen mit Xavier de Maistre zurück. Hätte sie die Situation souveräner handhaben können? Es hatte alles so einfach ausgesehen, als ihr Chef sie in sein Büro gerufen und ihr vorgeschlagen hatte, eine kurze Auszeit zu nehmen und mit einem Spezialauftrag für die königliche Familie von Kharastan auf einen Schlag genug zu verdienen, um ihre Schulden fast gänzlich abtragen zu können.
Zu dem Zeitpunkt hatte Laura sich noch nicht von dem gewaltigen Loch erholt, das ihr Freund Josh durch seinen Weggang in ihren Finanzen – und wenngleich nicht ganz so dramatisch in ihrem Herzen – hinterlassen hatte. Deshalb konnte sie ihr Glück kaum fassen. „Für die königliche Familie? Sie meinen, ich müsste nach Kharastan fliegen?“, erkundigte sie sich ungläubig.
„Genau“, bekräftigte ihr Chef lächelnd. „Der Freund eines Freundes ist in einer delikaten Sache an mich herangetreten – so funktioniert das in diesen Kreisen. Man sucht einen Vermittler, der jung, begeisterungsfähig, diskret … und weiblich ist.“
„Warum unbedingt weiblich?“
Ihr Chef zuckte die Schultern. „Frauen haben ein besonderes Talent mit Angelegenheiten umzugehen, die emotionalen Zündstoff bergen. Was hier der Fall ist.“
„Und wie steht es mit meiner … Sicherheit?“, fragte sie zweifelnd.
Ihr Chef lachte herzhaft. „Sie befinden sich als alleinstehende Frau unter dem persönlichen Schutz des Scheichs in einem bekanntermaßen strengen, traditionell geprägten Land. Sicherer könnten Sie gar nicht sein.“
Es hatte so leicht geklungen. Zu leicht, wie sie jetzt erkannte. Denn es hatte sich wieder einmal gezeigt, dass Menschen nicht wirklich berechenbar waren.
Langsam und nachdenklich ging Laura zum „Paradis“ zurück. Sollte sie Scheich Zahir anrufen und ihm von Xaviers Reaktion berichten? Oder sollte sie dem Franzosen erst einmal etwas Zeit geben, die Sache zu überdenken?
Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie den Mann gar nicht bemerkte, der im Foyer saß und ihr Eintreten aufmerksam beobachtete. Er erhob sich und folgte ihr zu den Aufzügen, ohne den Blick von ihrem verführerischen Hüftschwung zu lassen. Sobald Laura im Aufzug verschwunden war, drückte er auf die Taste, um den benachbarten Lift zu rufen.
In dem Moment, als Laura ihre Suite betrat und die Tür schließen wollte, drang jemand von hinten dazwischen. Erschrocken drehte sie sich um, nicht unbedingt beruhigt, dass sie sich Xavier gegenübersah.
„Was, in aller Welt, machen Sie da?“, rief sie aus, als er die Tür seelenruhig hinter sich schloss.
„Wie sieht es denn aus? Sie wollten doch mit mir sprechen, oder nicht?“ Er breitete aufreizend die Arme aus. „Schön, ich gehöre ganz Ihnen, Chérie.“
Klang es absichtlich wie ein erotisches Versprechen? „Ich … hätte es zu schätzen gewusst, wenn Sie sich vorher angekündigt hätten“, erklärte sie nervös. „Es ist nicht sehr komisch, derart überrumpelt zu werden.“
„Ach nein?“, erwiderte er spöttisch. „Und ich dachte, Sie hätten ein Faible für das Überraschungsmoment.“ Genüsslich beobachtete er, wie sie errötete. „Haben Sie mich nicht genauso überfallen?“
Laura rang sich ein Lächeln ab, was ihr nicht leichtfiel, weil Xavier sie mit Blicken auszuziehen schien. Sah er alle Frauen so an? Und verfiel ihm jede dann auf die eine oder andere Weise? Setz dich durch! Bleib professionell. Tu einfach so, als hätte er gerade dein Büro betreten. „Möchten Sie nicht Platz
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