Lady in Rot (German Edition)
Holmes’ Karriere nicht wirklich unter ihrer Unbeholfenheit. Das wäre so ungerecht. Aber dann würde Maddie ihre Stimme erheben und die Schuld auf sich nehmen.
Gleich morgen wollte sie mit ihm sprechen. Vielleicht, wenn er morgens eintraf. Bestimmt könnte sie ihn einen Moment unter vier Augen sprechen. Als Vorwand könnte sie ihm eine Tasse Kaffee bringen, das fiele niemandem auf. Und dann würde sie dafür sorgen, dass ihr albernes Verhalten keine Konsequenzen für Annabel nach sich zog.
2. KAPITEL
Giannis erwachte erregt aus einem erotischen Traum und fluchte. Maddie, die tollpatschige kleine Rothaarige, brachte ihn um den Verstand. Woran lag das nur? War es der Reiz der verbotenen Frucht? Sex mit einer Mitarbeiterin?
Denn obwohl er in den letzten Jahren öfter eindeutige Angebote von Kolleginnen bekommen hatte, kam das für ihn nicht infrage. Als Geschäftsmann wollte Giannis einen klaren Kopf bewahren. Und plötzlich gelang es ihm nicht mehr. Grimmig frühstückte er und dachte weiter über Maddie nach. Es wäre immerhin möglich, etwas mit ihr anzufangen, wenn er sie rauswarf, was nach ihrem Verhalten nicht einmal merkwürdig aussähe.
Gegen Mittag konnte Maddie ein Gähnen kaum noch unterdrücken. Seit Stunden stand sie am Kopierer, und der Berg der Unterlagen schrumpfte einfach nicht.
„Wir bekommen immer die Aufgaben, die sonst keiner machen will“, klagte Stacey. „Abheften, Daten eingeben oder kopieren.“
„Für etwas anderes bin ich auch gar nicht qualifiziert“, gab Maddie zurück.
„Ich glaube wirklich, diese Hexe Annabel Holmes hat die ganzen Listen hier letzte Nacht ausgedruckt, nur um uns eins reinzuwürgen“, schimpfte Stacey.
Maddie hob den Kopf und sah Stacey an. „Sie ist eigentlich ganz in Ordnung …“ Sie hörte Schritte auf dem Korridor, Männerschritte.
Dann sah sie Giannis Petrakos, der, in ein Gespräch per Handy vertieft, einen Augenblick stehen blieb und wie zufällig in den Kopierraum schaute.
„Gibt es eigentlich jemanden, den du nicht magst?“, wollte Stacey genervt wissen. „Man kann doch nicht über alles und jeden ständig nur nette Sachen sagen.“
Maddie öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Sie sah nur in Giannis’ dunkle Augen. Keinen Millimeter vermochte sie sich zu rühren, und ihr Atem setzte aus. Dann ging er weiter, und Maddie schüttelte irritiert den Kopf. Was war nur los mit ihr? Wie sollte sie ihm in diesem Zustand erklären, dass Annabel Holmes keine Schuld traf? Wie sollte sie sich bei ihm dafür bedanken, dass er ihrer Schwester vor Jahren im Kinderkrankenhaus allein durch seine Gegenwart eine unglaubliche Freude bereitet hatte? Doch nach all den Jahren erinnerte er sich bestimmt nicht an Suzy.
„Hallo?“ Stacey schnipste mit den Fingern vor Maddies Augen. „Geht’s dir gut?“
In seinem Büro widmete Giannis sich der unliebsamen Aufgabe, die eigenen Handlungen infrage zu stellen. Nachdem er das Besprechungszimmer verlassen und seine Mitarbeiter, die ihm ständig auf Schritt und Tritt folgten, abgeschüttelt hatte, war er ziellos durch das Gebäude gelaufen und hatte Räume gesehen, von deren Existenz er bisher nichts gewusst hatte. Warum? Zum ersten Mal seit langer Zeit tat er etwas, ohne genau zu wissen, warum.
Die Vorstellung, sein Unterbewusstsein könnte ihn ziellos durch das Gebäude geschickt haben, beunruhigte ihn. Außerdem ärgerte er sich über den Rotschopf mit der cremeweißen Haut und der weiblichen Figur. In Bluse und schlichter Hose sah sie atemberaubender aus als manche Frau in einem sexy Abendkleid.
Als er sich gerade auf den Weg zu seiner Dauergeliebten, einem Model, machen wollte, rief Krista an.
„Ich habe ein Motto für unsere Hochzeit gefunden“, erklärte sie aufgeregt. „Du hast gesagt, du wünschst dir ein traditionelles Fest. Was wäre traditioneller als die Götter der Antike?“
„Das waren Heiden“, bemerkte Giannis trocken.
„Wen interessiert das? Es geht doch nicht um die Religion. Unsere Hochzeit wird das Event des Jahres. Du kannst Zeus spielen, den Göttervater, und ich bin Aphrodite, die Göttin der Schönheit …“
„Homer zufolge waren Zeus und Aphrodite Vater und Tochter.“ Giannis verspürte nicht die geringste Lust, in einer Tunika getraut zu werden. Er konnte nur hoffen, dass Krista diese Idee verwarf.
Eine Viertelstunde später traf er bei seiner Geliebten ein. In der Hoffnung, dass Sex seine vertraute Beherrschtheit wieder zum
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