Lady in Rot (German Edition)
ihrem achten Geburtstag Leukämie. An dieser Katastrophe zerbrach schließlich die Ehe ihrer Eltern. Maddies Großeltern kümmerten sich um Suzy, während der Behandlung und bis zu ihren letzten Stunden. Von Suzy, die ihr kurzes Leben mit so viel Vergnügen ausfüllte, hatte Maddie gelernt, wie wichtig es war, den Blick immer auf das Gute zu richten.
An der Bushaltestelle überlief Maddie ein kleiner Schauer bei dem Gedanken, dass sie vielleicht heute einen Blick auf den legendären Giannis Petrakos erhaschen könnte. Wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich eher wie ein Schulmädchen und nicht wie eine dreiundzwanzigjährige Erwachsene. Es war richtiggehend peinlich, wenn sie sich ins Gedächtnis rief, wie sie ihn als Teenager auf Fotos in Zeitschriften angehimmelt hatte.
Petrakos Industries, ein riesiger Bürokomplex, lag im Herzen Londons. Maddie hatte noch nie in einem so modernen Gebäude gearbeitet. Doch bisher war sie nur eine kleine Aushilfe und mit den weniger anspruchsvollen Aufgaben wie Kopieren und Kaffeekochen betraut. Sie würde beinahe alles für eine Festanstellung in einer Firma wie dieser geben, denn sie brauchte dringend ein anständiges Gehalt.
„Schon wieder über fünfhundert Arbeitsplätze nach Osteuropa verlagert, um Kosten zu sparen“, klagte eine Frau vor der offenen Tür des Büros, in dem Maddie Daten in eine Datenbank eingab.
„Petrakos Industries gilt als eines der führenden Unternehmen der Weltwirtschaft“, entgegnete eine Männerstimme. „Giannis Petrakos mag ein skrupelloser Bastard sein, aber er ist ein unschlagbarer Geschäftsmann. Dank seines Instinkts für gute Geschäfte haben wir in diesem Jahr schon wieder das Umsatzsoll überschritten.“
„Denkst du eigentlich auch mal an etwas anderes als an Geld?“, fauchte ihn die Frau an. „Petrakos ist ein reicher Kerl mit einem Herzen aus Stein.“
Einen Augenblick dachte Maddie daran, die Frau zurechtzuweisen. Doch dies war sicher nicht der richtige Ort für ihre Schwärmereien. Also machte sie sich mit einem unterdrückten Seufzen wieder an die Arbeit.
Nach der Mittagspause wurden sie und ihre Leidensgenossin Stacey ins Obergeschoss gerufen. Eine brünette Managerin namens Annabel erklärte Stacey, sie solle bei einer wichtigen Besprechung Erfrischungen servieren.
„Ich bin Aushilfe, keine Kellnerin“, lehnte Stacey kategorisch ab.
„Als Aushilfe helfen Sie genau da aus, wo Not am Mann ist“, gab Annabel zurück. „Petrakos Industries fordert Flexibilität von allen Mitarbeitern …“
„Ich bin aber keine Mitarbeiterin, sondern eine Aushilfe, und als solche serviere ich keinen Tee.“
„Kein Grund zur Aufregung“, schaltete Maddie sich ein, die jede Art von Streitereien verabscheute. „Ich mache es.“
Annabel warf einen kritischen Blick auf Maddies Jeans. „Die Firmenetikette erlaubt keine Jeans, aber ich schätze, wir haben jetzt keine andere Wahl.“
„Dafür hättest du ihr eine kleben sollen“, bemerkte Stacey kurz darauf. „Immerhin tust du ihr einen Gefallen.“
Maddie grinste. „Der Kommentar war schon berechtigt. Aber da mein Rock in der Wäsche ist, blieb mir nur die Jeans.“
„Wahrscheinlich beneidet sie dich um dein gutes Aussehen“, sagte Stacey. „Die Männer im Lift konnten die Augen gar nicht von dir lassen.“
Maddie errötete. „Ich glaube, sie ist nur nervös wegen des Meetings.“
„Du solltest mehr aus dir machen“, fuhr Stacey fort. „Mit deinem Gesicht und deiner Figur könntest du Bartänzerin sein.“
Bei dem Gedanken musste Maddie innerlich schmunzeln. So viel Haut würde sie nie in der Öffentlichkeit zeigen, doch sie schwieg. Manchmal glaubte sie, im falschen Körper geboren zu sein, denn sie genoss die männliche Aufmerksamkeit, die sie erntete, kein bisschen.
Als sie das zarte Kaffeeservice aus dem Schrank holte, überhäufte Annabel sie mit Anweisungen. „Mr. Petrakos wird bei dem Meeting zugegen sein. Wenn Sie eintreten, servieren Sie die Erfrischungen ruhig und zügig.“
Gefolgt von seinem persönlichen Angestellten machte Giannis sich auf den Weg zum Besprechungsraum. Als sie unterwegs an der Küche vorbeikamen, erhaschte er einen Blick auf eine Rothaarige. Dann war er schon an der Tür vorbei. Doch in diesem Bruchteil einer Sekunde hatte sich ihr Bild unwiderruflich in sein Gehirn eingebrannt: das Haar, das ihr in seiner Fülle bis zur Hüfte reichte, glänzte wie Kupfer und Gold vor der alabasterfarbenen Haut. Die vollen Brüste wölbten sich über
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