Lady in Rot (German Edition)
Messer. „Ich habe dir gegeben, was du wolltest.“
„Nein …“
Im hintersten Winkel ihrer Gedanken verabschiedete sie sich von vagen Hoffnungen und diffusen Träumen, deren Existenz sie sich erst jetzt eingestand. Hoffnungen auf mehr, Hoffnungen auf eine Zukunft. Träume darüber, mit diesem Mann etwas zu teilen, was sie noch mit keinem anderen Mann erlebt hatte.
„Nein, das hast du nicht! Du hast dir das genommen, was du wolltest, und mir das gegeben, von dem du glaubtest, dass ich es will. Das sind zwei verschiedene Dinge.“
„Du wolltest mich.“
„Ich habe versucht, von dir wegzukommen, falls du dich erinnerst. Ich wollte deine Wohnung nicht betreten – ich habe mich geweigert.“
„Aber doch nur, um die Sache interessanter zu machen“, entgegnete Vito mit einer solchen Arroganz, dass es ihr den Atem raubte. „Du hast so getan, als müsste ich dich überzeugen – und ich habe das Spielchen mitgespielt. So laufen diese Dinge nun mal.“
„Spielchen … mitgespielt …“
Emily konnte nicht glauben, was sie da hörte. In ihrem Kopf drehte sich alles. Es war, als versetze er ihr eine Ohrfeige nach der anderen. Kraftlos streckte sie die Hand aus und umklammerte einen nahe stehenden Stuhl. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor.
„Ich habe überhaupt keine Spielchen gespielt!“
„Natürlich hast du das“, erwiderte er voller Zorn. „Du warst nicht ehrlich genug, um zuzugeben, dass du mich von Anfang an begehrt hast. Deshalb hast du die Situation so manipuliert, dass ich dich überreden musste.“
„Du hast mich stehen lassen und bist davongegangen!“
„Aber doch nur weil ich wusste, dass du mich zurückrufen würdest. Und das hast du ja auch getan, nicht wahr? Ich hatte vielleicht gerade mal hundert Meter zurückgelegt, da hast du mich gerufen.“
„Und ich nehme an, den Sturm habe ich auch heraufbeschworen!“, höhnte sie bitter. Sie wusste nicht, ob sie hysterisch lachen oder laut schreien sollte.
„Da hattest du Glück“, gab er unverschämt zurück. „Es hat dich davor bewahrt, zugeben zu müssen, dass du bleiben willst.“
Diesmal war der Schock über seine Sicht der Dinge so groß, dass Emily auf den Stuhl niedersank. Sie konnte sich einfach nicht mehr auf den Beinen halten.
„Du arroganter Mistkerl!“, keuchte sie. „Du drehst und wendest alles so, wie es dir passt.“
„Im Gegensatz zu dir, was? Du hast ja bloß ein paar unangenehme Wahrheiten verschwiegen, die das verhindert hätten, was du haben wolltest“, schoss Vito zurück. „Was mir wirklich Sorge bereitet, ist die Frage, ob du in anderen Punkten auch gelogen hast.“
„Was …“
Emily starrte ihn ungläubig und verwirrt an. Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, was er meinte. Doch plötzlich schlich sich ein schrecklicher Verdacht ein. Rasch erhob sie sich, denn er wirkte viel zu bedrohlich, während sie saß und er groß und breit vor ihr stand.
„Zum einen hast du behauptet, die Pille zu nehmen“, erklärte er.
„Ich nehme die Pille!“
Hastig blickte sie sich nach ihrer Handtasche um, damit sie ihm die Tablettenschachtel zeigen konnte. Doch irgendetwas in seinem Ton, ein Ausdruck in seinen Augen, ließ sie innehalten, während ihr allmählich die Ungeheuerlichkeit des Gesagten dämmerte.
In der vergangenen Nacht hatte sie es durchgehen lassen. Sie war so verrückt nach diesem Mann gewesen, dass sie nicht klar denken konnte. Doch jetzt war das anders.
„Oh, du …!“
Blinder Zorn erfasste sie, sodass sie mit einer Hand weit ausholte und auf seine Wange zielte. Aber Vito schien ihr Vorhaben rechtzeitig erkannt zu haben, denn er reagierte blitzschnell und fing ihre Hand in der Luft ab.
„Oh, nein, das wirst du nicht tun“, warnte er.
Für Emily spielte es keine Rolle. Sie war über den Punkt hinaus, an dem sie Vorsicht walten ließ. „Hast du keine Angst davor, mich zu berühren?“, höhnte sie provozierend. „Ich meine – wer weiß, was du dir Unangenehmes bei mir einfangen könntest!“
Vitos Griff um ihr Handgelenk wurde fester, sodass es schon wehtat. Doch der pure Trotz hinderte sie daran, schmerzerfüllt aufzuschreien oder seinem Blick auszuweichen.
„Das habe ich bereits“, erwiderte er kalt. „Ich habe mir eine heftige Portion Selbstverachtung eingefangen, die einen bitteren Geschmack in meinem Mund hinterlassen hat. Ich brauche jetzt unbedingt eine lange und sehr heiße Dusche.“
Mit einem Ruck ließ er ihr Handgelenk los und drehte sich bereits in Richtung
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