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Lady in Rot (German Edition)

Lady in Rot (German Edition)

Titel: Lady in Rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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wolltest eine Dusche nehmen“, erinnerte sie ihn zynisch, woraufhin er grausam lächelte.
    Sein dunkler Blick glitt über sie – ohne jegliche Wärme.
    Noch vor wenigen Stunden war alles ganz anders gewesen. Vito war anders gewesen. Sie konnte nichts gegen die Tränen tun, die plötzlich in ihren Augen brannten.
    „Ich bin wirklich beeindruckt“, höhnte er spöttisch. „Diese Verwandlung vom billigen Flittchen, das sich amüsieren will, hin zur besorgten Ehefrau, die rasch zu ihrem Mann nach Hause eilt. Glaubt er daran – dein Ehemann? Sieht der arme Kerl in dir die liebende Gattin oder die puttana, die du in Wahrheit bist?“
    Genau das hatte sie gebraucht. Noch vor einer Minute stand sie kurz davor, schwach zu werden und diesem kaltherzigen Monster ihre Gefühle auszuschütten. Doch seine grausamen Worte brachten sie zur Besinnung. Überraschenderweise gelang ihr sogar ein Lächeln, von dem sie hoffte, dass es unbekümmert und sorglos wirkte.
    „Vielleicht ist es mir egal“, forderte sie ihn heraus und hob trotzig das Kinn – und zwar mit mehr Tapferkeit, als sie wirklich fühlte. Gott sei Dank ließ ihre Stimme sie nicht im Stich. „Vielleicht ist das Risiko Teil des Kicks.“
    Vito wurde leichenblass. Das höhnische Lächeln erstarb.
    „Vielleicht …“
    „Sei still!“, explodierte er. „Sei still, verdammt noch mal!“
    „Was ist los, Vito?“ Irgendwie gelang es Emily, souverän und überlegen zu wirken. „Passt es dir nicht, wenn eine Frau dein eigenes Spiel spielt?“
    Für einige Sekunden glaubte sie, zu weit gegangen zu sein. Seine Augen verhießen einen Sturm, der sie unwillkürlich mehrere Schritte zurücktreten ließ, während sie ihn vorsichtig beobachtete.
    Doch dann fand Vito die Beherrschung offensichtlich wieder. Er fluchte heftig und fuhr sich mit beiden Händen durch sein dunkles Haar.
    „Ich gehe jetzt unter die Dusche“, erklärte er desillusioniert. „Du solltest besser verschwunden sein, wenn ich herauskomme.“
    „Oh, das werde ich“, versicherte sie. „Das werde ich.“
    Und da er sich bereits abgewandt hatte und sie sein grimmiges, eiskaltes Gesicht nicht mehr sehen konnte, fügte sie noch bitter hinzu: „Ich will wirklich nicht länger bleiben, weißt du – mein Mann wartet darauf, dass ich zu ihm nach Hause komme und ihm alles erzähle.“
    Die einzige Antwort, die sie darauf bekam, war das Geräusch der Tür, die laut zugeknallt wurde, und Vito war verschwunden. Niemals würde sie ihn wiedersehen. Dennoch war sie schwach genug, zu warten, bis sie das Rauschen des Wassers hörte. Erst dann akzeptierte sie, dass es Zeit war zu gehen. Diesmal ließ sie den Tränen freien Lauf, die ihr unaufhörlich über die Wangen strömten, während sie aus der Tür stolperte.
    Alles war ganz verschwommen. Sie konnte kaum die Straße erkennen, als sie zum Parkplatz taumelte. Nachdem sie den Wagen geöffnet hatte, ließ sie sich auf den Fahrersitz fallen und nahm sich ein paar Minuten, um sich wieder zu sammeln. Mit beiden Händen umklammerte sie das Lenkrad, während ihr die Tränen noch immer in den Augen standen. So konnte sie nicht fahren, es wäre viel zu gefährlich.
    Emily musste sich unbedingt in den Griff bekommen. Mark hatte nach ihr gefragt. Sie musste zurück zu ihm.
    Und Vito Corsentino wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Dafür hatte sie mit all den Lügen, die sie ihm aufgetischt hatte, gesorgt. Diese wilde Geschichte, in der sie wie ein billiges Flittchen aussah. Es bestand also keinerlei Grund, noch länger zu bleiben. Er würde sie nicht mehr sehen wollen – und wenn doch, dann nur, um ihr noch schlimmere Vorwürfe zu machen und sie noch gemeiner zu beleidigen.
    Was hatte sie also schon verloren?
    Wenn sie ganz ehrlich war, dann war es nur ein One-Night-Stand gewesen, nicht mehr. Tausende von Frauen haben die gleiche Erfahrung gemacht, genossen das Erlebnis und lebten anschließend ihr Leben ganz normal weiter.
    Wenn sie sich einredete, dass sie so viel mehr gefühlt hatte, machte sie sich nur selbst etwas vor. Dennoch bestand die Wahrheit darin, dass sie sich innerlich zerrissen fühlte. Es wollte ihr einfach nicht gelingen, die Erinnerungen an die vergangene Nacht aus ihrem Gedächtnis zu vertreiben.
    Es gab keine Zukunft für sie, und wenn sie kurzzeitig doch davon geträumt hatte, dann war es eine reine Illusion.
    Immerhin hatte die eine Nacht mit Vito ihr gezeigt, dass es vielleicht irgendwo da draußen ein anderes Leben für sie geben konnte.

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