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Lady in Rot (German Edition)

Lady in Rot (German Edition)

Titel: Lady in Rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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habe sie etwas zu verbergen, und so machte sie sich unwillkürlich auf die Frage gefasst, was denn los sei.
    Zu ihrer Überraschung kam sie nicht. Stattdessen war das Schweigen so tief und lastend, dass sie sich schon fragte, ob sie sich Vitos Anwesenheit vielleicht nur einbildete.
    Ein rascher Blick zur Tür zeigte ihr aber, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Er lehnte mit einer Schulter am Türrahmen, die Arme über der Brust verschränkt.
    „Möchtest du jetzt einen Kaffee?“
    „Okay.“
    Kurz, knapp, abrupt. So abrupt, dass sie sich automatisch zu ihm umdrehte und ihn ansah. Sofort breitete sich ein unangenehmes Gefühl in ihrer Magengegend aus.
    Das war nicht mehr derselbe Mann, der sich vor zehn Minuten auf den Weg zu ihrem Auto gemacht hatte.
    „Stimmt etwas nicht?“, fragte sie nervös.
    Vito bedachte sie mit einem aufmerksamen, völlig kalten Blick.
    „Warum fragst du? Rechnest du damit, dass etwas nicht in Ordnung ist?“
    „N-nein, aber – hast du meine Handtasche gefunden?“
    Das Gefühl der Unsicherheit ließ ihre Stimme zittern. Vielleicht hatte er die Tasche ja nicht gefunden, und das war das Problem. Vielleicht war ihr Auto sogar aufgebrochen worden?
    Doch Vito hob langsam einen Arm und hielt ihre schwarze Ledertasche hoch, die er bis dahin hinter seinem Rücken versteckt hatte.
    „Oh, großartig!“
    Emily griff so schnell danach, dass ihr gar nicht bewusst wurde, wie entlarvend diese Geste wirken musste. Der Reißverschluss war halb geöffnet. Sie schob ihn ein kleines Stückchen nach hinten, um nach ihrem Handy zu sehen – ja, es war da, und es war auch abgeschaltet. Natürlich würde sie es so bald wie möglich wieder einschalten müssen …
    „Es ist alles noch da“, unterbrach Vito ihre Gedanken. Seine Stimme war unglaublich eisig – genauso eisig wie seine Augen.
    „Natürlich. Das habe ich ja gar nicht bezweifelt.“
    Hilflos versuchte sie sich an einem Lächeln, was bei ihm jedoch keinerlei Reaktion hervorrief. Seine düstere Miene hellte sich nicht um die kleinste Nuance auf.
    „Danke!“
    Wieder ein Lächeln, immer noch keine Reaktion.
    „Vito …“
    „ Emilia …“ Sein Ton klang vollkommen zynisch und verächtlich. „Meinst du nicht, dass es da etwas gibt, das du mir sagen solltest?“
    „Etwas sagen?“
    Während er ausgiebig ihr bleiches Gesicht betrachtete, nickte er langsam. Es war ganz so, als wäre ein völlig fremder Mann zurückgekehrt, und sie hatte keine Ahnung, worauf er mit seiner Bemerkung anspielte. Zudem tickten die Minuten der Küchenuhr unaufhörlich davon. In fünf Minuten sollte der erwartete Anruf kommen, und …
    Und plötzlich dämmerte es ihr.
    Natürlich. Die Handtasche. All ihre persönlichen Dinge befanden sich darin – ihr Portemonnaie, die Kreditkarten, ihr Führerschein, alles im Namen von …
    „Ich habe mich gestern gar nicht richtig vorgestellt.“
    „Nein, das hast du nicht.“
    In seinen Worten lag eine seltsame Betonung, die sie noch mehr beunruhigte.
    „Ich … ich bin Emily Lawton.“
    Mein Gott, wie absurd, aber nach allem, was in der Nacht zwischen ihnen geschehen war, streckte sie ihm doch tatsächlich die Hand entgegen, so als würden sie sich zum ersten Mal begegnen. Vitos Blick folgte der Bewegung, und ein Mundwinkel hob sich wie zu einem Lächeln. Doch als er ihr wieder in die Augen schaute, sah er sie immer noch völlig emotionslos an.
    „Du bist also Emily Lawton“, sagte er schließlich, und die Verachtung in seiner Stimme war überdeutlich herauszuhören. „Nun, ich würde wirklich gerne behaupten, es wäre nett, dich kennenzulernen, aber das wäre eine Lüge.“
    „Wie bitte?“
    Sie konnte nicht fassen, was sie da hörte – und schon gar nicht die geradezu hasserfüllte Art, wie es gesagt wurde.
    „Es wäre eine Lüge, weil es gar nicht dein richtiger Name ist, nicht wahr?“
    „Nicht mein richtiger Name …?“
    Ihm zu folgen, schien ihr unmöglich. Es ergab überhaupt keinen Sinn. Er sprach in Rätseln. Was war geschehen? Mein Gott, was konnte in den zehn Minuten, die er auf der Promenade gewesen war, passiert sein, dass es ihn von einem leidenschaftlichen Liebhaber in diesen Eisberg verwandelt hatte?
    „Vito – bitte! Ich verstehe dich nicht.“
    Völlig verzweifelt streckte sie eine Hand aus und berührte seine Finger. Vielleicht würde es ihr durch Körperkontakt gelingen, diese furchtbare Mauer zu durchbrechen und ihn irgendwie wieder zu erreichen. Doch er schüttelte ihre Hand brutal ab, so als

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