Lady in Rot (German Edition)
Tür. Doch er blieb noch einmal stehen und warf einen Blick über seine Schulter. Emily hätte es nicht für möglich gehalten, dass seine Augen noch dunkler, noch unbarmherziger wirken könnten, doch es war so. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken.
„Es wäre gut, wenn du nicht mehr hier bist, wenn ich fertig bin.“
Emily nahm an, dass sie damit hätte rechnen müssen, doch seine Aussage traf sie immer noch mitten ins Mark, beinahe wäre ihr übel geworden.
„Du wirfst mich hinaus?“
Der verächtliche Blick, mit dem er sie bedachte, trieb ihr die Schamröte ins Gesicht. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken.
„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich bleiben lassen würde? Falls die Botschaft immer noch nicht angekommen ist, signora …“
Die Betonung auf der verheirateten Form der Anrede ließ Emily zusammenzucken, doch wenn Vito es bemerkt hatte, so reagierte er nicht darauf.
„Ich schlafe nicht mit den Ehefrauen anderer Männer. Das habe ich nie getan und würde es auch nie tun – zumindest nicht wissentlich. Es verstößt gegen alles, was ich für rechtmäßig halte. Es mag ja sein, dass du kein Problem damit hast, deinen Mann zu betrügen, aber mein moralisches Empfinden ist nicht so gestört wie bei dir.“
„Vito, du verstehst nicht …“
Noch einen Versuch musste sie unternehmen, auch wenn sie wusste, dass er ihr keine Chance geben würde.
„Oh, ganz im Gegenteil, ich verstehe nur zu gut – und es gefällt mir überhaupt nicht. Du langweilst dich in deiner Ehe und hast deshalb beschlossen, dich ein wenig zu amüsieren – aber nicht mit mir, belleza, nicht mit mir. Und wenn ich gestern schon gewusst hätte, was ich heute weiß, dann hätte ich dich gar nicht erst angefasst. Ich fühle mich jetzt noch schmutzig, wenn ich daran denke. Aus diesem Grund gehe ich jetzt unter die Dusche, und du …“
Vito marschierte zur Tür und riss sie weit auf. „Nimm deine Sachen und verschwinde. Ach, und mach dir nicht die Mühe, die Kleider hierzulassen, die du gerade anhast. Ich würde sie ohnehin nur verbrennen. Je schneller du mir aus den Augen bist, desto glücklicher bin ich.“
Es war zwecklos, ihm irgendetwas erklären zu wollen, er hörte ihr einfach nicht zu. Und wenn sie ganz ehrlich war, dann wollte Emily dieses Apartment sowieso verlassen. Je schneller sie von ihm wegkam, desto besser. Am liebsten wollte sie sich vor der ganzen Welt verstecken und mit ihrem Unglück allein sein, und sie wollte vergessen, dass die vergangene Nacht jemals geschehen war …
Doch ehe sie das tun konnte, gab es noch eine Sache, die sie erfahren musste.
„Warum gehst du nicht?“, stichelte Vito. „Ich habe doch gesagt, dass du verschwinden sollst.“
„Erst wenn du mir erzählst, was sie – was Ruth gesagt hat.“
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Das willst du wirklich wissen? Ist es nicht etwas zu spät, um ein schlechtes Gewissen zu heucheln – oder ernsthaftes Interesse?“
Das war endgültig zu viel. Emily riss die Geduld.
„Sag es mir!“, herrschte sie ihn an. „Sag es mir einfach, und ich verschwinde.“
„Also schön. Sie sagte, dass dein Ehemann nach dir gefragt hat, und dass du besser zurückkommst, ehe er sich wundert, wo du steckst. Falls du dich übrigens fragst, ob ich ihr verraten habe, dass du bei mir bist – in meinem Bett nach einem One-Night-Stand –, nein, das habe ich nicht. Ich dachte, das überlasse ich dir und deinem Gewissen … falls du eins hast.“
Emily hörte schon gar nicht mehr zu.
Mark hatte nach ihr gefragt. Vito hegte keine Vorstellung davon, was das für sie bedeutete. Welche Gefühle es auslöste.
Wann hatte Mark nach ihr gefragt? Wie hatte er nach ihr gefragt? Und vielleicht noch wichtiger, nach wem genau fragte er?
Rasch drehte sie sich um, öffnete den Trockner und holte ihre Jeans heraus. Immerhin war sie jetzt trocken, auch wenn sie furchtbar aussah. Egal. Es spielte keine Rolle. Jetzt ging es nur darum, dass sie so schnell wie möglich in ihre Kleider kam und von hier verschwinden konnte. Hastig schlüpfte sie in die immer noch warme Hose und hüpfte leicht auf einem Bein, während sie sie hochzog. Gerade schloss sie den Knopf an der Taille, als ihr bewusst wurde, dass Vito immer noch anwesend war. Er lehnte gegen die Wand und beobachtete sie.
Seltsamerweise war es ihr unangenehm, dass er ihr beim Anziehen zusah – wo sie doch am Vorabend keine Scham empfunden hatte, als er sie auszog.
„Ich dachte, du
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