Lady in Rot
es ein Problem?“ Die samtweiche dunkle Stimme ließ sie erstarren.
Damon.
Klar, wer sonst. Nachdem sie es geschafft hatte, ihm zwei Tage aus dem Weg zu gehen, musste er sie ausgerechnet dann ertappen, wenn sie hilflos neben einem Auto mit leerer Batterie stand. Der kleine Zwischenfall im Parkhaus, als sie sich so schwach und elend fühlte, hatte sie vorsichtig gemacht. Das nächste Mal würde sie ihm kühl und reserviert begegnen. Am liebsten hätte sie dem verflixten Wagen einen Tritt versetzt.
Frustriert wandte sie sich Damon zu. Er sah wieder fantastisch aus. Sie überlegte, ob es klug war, ihn um ein anderes Auto zu bitten. Vielleicht konnte sie ja Soulas Wagen nehmen? Ein Blick auf ihre Armbanduhr sagte ihr, dass sie es zum ersten Meeting noch schaffen konnte, wenn sie sofort losfuhr. Also erzählte sie Damon, was passiert war, und wartete auf seine Antwort.
„Ich fahre dich hin“, sagte er kurz angebunden. Er drückte auf die Fernbedienung, und das Garagentor öffnete sich. Dahinter stand der silberfarbene Mercedes.
„Nein. Nein, das ist nicht nötig.“
„Komm schon. Oder willst du zu spät kommen?“ Er hielt bereits sein Handy am Ohr und rief seine Assistentin an, damit sie seine Termine verschob und jemanden besorgte, der Rebeccas Autobatterie auflud.
Als sie im Wagen saßen, fragte er, wohin es gehen sollte. Es war ihr nicht angenehm, aber sie sagte es ihm. Rebecca nahm an, er würde sie zum San-Lorenzo-Hotel fahren und dann allein lassen, doch er begleitete sie in die Lobby. Sie konnte nicht verhindern, dass schlagartig all die traurigen Erinnerungen zurückkamen. Aber das Luxushotel verfügte über den größten und elegantesten Ballsaal in Auckland. Ihre persönliche Befindlichkeit war kein Grund, es von der Liste der möglichen Orte zu streichen.
André, ein kleiner, schmaler Franzose, der seine Rolle als Eventmanager perfekt ausfüllte, begrüßte Rebecca äußerst herzlich. „Sie sind zurück im Geschäft?“
Rebecca lächelte unbehaglich und erwiderte, sie tue nur einer Freundin einen Gefallen. Damon murmelte kaum hörbar etwas über ziemlich teure Gefallen. Sie warf ihm einen irritierten Blick zu.
André, der Damon in diesem Augenblick erkannte, rief erfreut: „Monsieur Asteriades, welch eine Ehre, Sie hier in unserem Hotel zu sehen. Wir werden alles für Sie tun, was in unserer Macht steht.“
Rebecca nahm nicht zum ersten Mal zur Kenntnis, mit welchem Enthusiasmus die Leute reagierten, sobald Damon auftauchte. Dabei war er doch auch nur ein Mann, wenn auch ein Traummann. André überschlug sich fast vor Entgegenkommen, als er Rebecca und Damon durch die Räume führte.
Die Erinnerung an Damons Hochzeit, die hier stattgefunden hatte, war allgegenwärtig. Rebecca fühlte sich äußerst bedrückt. Wie oft Damon seitdem wohl hier gewesen war?
Oft, nahm sie an. Warum auch nicht? Er hatte an die Hochzeit mit Fliss nur schöne Erinnerungen.
Egal. Was vorbei war, war vorbei. Ihre Gefühle spielten keine Rolle. Immerhin war der Ballsaal komplett renoviert worden. Aber das Ambiente war immer noch verschwenderisch üppig, genau das Richtige für eine Hochzeit der High Society.
„Du bist nicht im Ernst dafür, die Hochzeit hier zu feiern?“, flüsterte Damon ihr zu, während André davoneilte, um die Weinliste zu holen.
Rebecca sah ihn an. Was sie in seinen Augen las, erstaunte sie. Offenbar hatte er das, was damals geschehen war, ebenso wenig vergessen wie sie. Doch sie wollte nicht, dass er sah, wie sehr die Erinnerung daran sie immer noch belastete. Deshalb sagte sie ruhig: „Es ist Aucklands erste Wahl für solche Events. In den Ballsaal passen locker tausend Gäste.“
„Nein.“
„Nein?“
„Ich bin dagegen. Die Gäste mögen sich hier wohlfühlen. Ich aber nicht.“
Rebecca fragte sich, ob der Grund für seine Ablehnung die Erinnerung an Fliss war und an das Glück, das er empfunden hatte. Sie erschrak bei diesem Gedanken. Hatte sie sich damals geirrt? Liebte er Fliss tatsächlich?
Wenn es zutraf, würde er niemals verstehen, weshalb sie in der Nacht vor seiner Hochzeit zu ihm gekommen war. Er würde niemals akzeptieren, dass sie glaubte, sie sei dazu verpflichtet gewesen.
„Du hast vielleicht recht“, gab Rebecca zu. „Der Raum ist möglicherweise zu groß, und vor allem zu bombastisch für Demetra. Sie hat mir gesagt, sie mag es lieber schlicht.“
„Dann lass uns gehen“, schlug Damon vor.
Der zweite Ort, den sie besichtigen wollte, war ein nobler,
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