Lady in Rot
alteingesessener Jachtklub am Waitemata-Hafen. Das Gebäude war nicht so imposant, und der Ballsaal war kleiner. Dafür gab es einen atemberaubenden Blick auf den Hafen und die berühmte Harbour Bridge. Während der Klubmanager sie herumführte, entspannte sich Damon merklich.
Der Besuch im San-Lorenzo-Hotel hatte ihn aufgewühlt. Die ganze Wut, die er damals auf Rebecca gehabt hatte, stieg wieder in ihm auf. Aber war zwischen ihnen nicht immer diese unterschwellige Aggression gewesen?
Warum nur?
Warum kämpften sie immer nur miteinander? Warum forderte sie ihn immer wieder heraus? Weshalb hatte sie versucht, ihm einzureden, er dürfe Fliss nicht heiraten? Und dann diese Provokation! Sie hatte sich ihm quasi aufgedrängt. Um Küsse gebettelt. Und um mehr. Nicht dass er nicht in Versuchung gewesen wäre …
Er erinnerte sich daran, dass er gewünscht hatte, Rebecca wäre mehr wie Felicity. Scheu und zu ihm aufblickend. Felicity war eine wunderbare Braut gewesen. Doch selbst diese Erinnerung war getrübt. Aus irgendeinem Grund hatte er Felicity enttäuscht. Sonst wäre sie nicht davongelaufen. Wusste sie, dass er sie nur eine Nacht vor der Hochzeit noch betrogen hatte?
Und nun? Da war diese unwiderstehliche Macht, die ihn zu Rebecca hinzog. Als er sie heute Morgen hilflos neben ihrem Auto stehen sah, war die Gelegenheit günstig gewesen, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Andererseits interessierte er sich für die Art, wie Rebecca arbeitete. Er kannte sie nun als Besitzerin von Chocolatique, er kannte sie als Mutter, er kannte sie als gute Freundin seiner Mutter. Doch er wollte mehr über diese rätselhafte Frau wissen, die so starke Gefühle in ihm wachrief.
Er beobachtete sie und stellte fest, dass Rebecca ihren Job ausgezeichnet machte. Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, auch nur einen Bruchteil der Fragen zu stellen, die auf ihrer Liste standen. Einmal nahm sie ihr Handy und rief seine Mutter an, um zu klären, ob es Gäste gab, die spezielle Vorkehrungen für Rollstuhlfahrer benötigten. Dann erst verneinte sie die Frage, die ihr der Jachtklubmanager gestellt hatte. Sie erkundigte sich nach Tausenden von Details, lächelte, scherzte. Damon war fasziniert, und sein Begehren wuchs mit jeder Minute, die er mit ihr verbrachte. Zu gern hätte er diesen Mund, der so hinreißend lächeln konnte, geküsst. Rebecca nahm davon nichts wahr. Sie konzentrierte sich ganz auf ihre Arbeit.
Damon hingegen dachte nur noch daran, was er sich vor zwei Tagen im Parkhaus geschworen hatte. Er wollte sie haben. Ganz. Und es gab nichts mehr, was ihn aufhalten konnte.
Als Rebecca fertig war, vereinbarte sie noch einen Termin mit dem Koch, um das Menü zu besprechen. Damon nahm seinen Autoschlüssel. „Vielen Dank fürs Erste“, verabschiedete sie sich von dem Manager. „Wenn ich wiederkomme, bringe ich die Braut mit, damit sie entscheiden kann, ob ihr der Klub gefällt.“
Rebecca war tief in Gedanken versunken, als sie neben Damon zurück zu seinem Mercedes ging. Irgendetwas störte sie an dem Jachtklub, aber sie konnte nicht benennen, was genau es war.
„Zeit fürs Mittagessen, oder?“, fragte Damon.
Sie sah ihn an. „Ich möchte dich nicht länger von der Arbeit abhalten“, erwiderte sie.
„Wir brauchen beide etwas zu essen. Außerdem gibt es etwas, das ich mit dir besprechen möchte. Du warst die letzten beiden Tage irgendwie verschwunden. Ich glaube fast, du bist mir aus dem Weg gegangen, Rebecca.“
„Aus dem Weg gegangen? Wieso sollte ich das tun?“
„Wenn ich das wüsste, hätte ich dich nicht überall suchen müssen.“
Rebeccas Puls beschleunigte sich. „Ich denke nicht, dass …“
„Nicht denken.“ Er hob eine Hand. „Komm einfach mit und iss mit mir zu Mittag. Nicht weit von hier gibt es ein fabelhaftes Restaurant. Dort reden wir. Das heißt – ich rede, du hörst zu und genießt das vorzügliche Essen.“ Er lächelte gewinnend.
Rebecca war unbehaglich zumute. Es war riskant, sich auf seinen Vorschlag einzulassen. Wie leicht ließ sie sich von diesem Mann aus der Fassung bringen.
Trotzdem nickte sie schließlich.
„Nicht weit von hier“ bedeutete eine zwanzigminütige Autofahrt hinaus aufs Land. Endlich bog Damon in eine Allee ein, die von großen Bäumen gesäumt wurde. Ein großes Schild mit handgeschnitzten Buchstaben verkündete, dass sie sich in der Lakeland Lodge befanden. Hinter den Bäumen konnte Rebecca ein großes Landhaus erkennen, dahinter schimmerte ein See.
„Wie
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