Lady in Rot
dass er Fliss nicht heiraten dürfe, schaute er mit einer Verachtung auf sie hinunter, die sie erschauern ließ. Irgendetwas geschah in dieser Sekunde mit ihr. Ohne zu wissen, was sie tat, schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn mit aller Leidenschaft. All ihre Gefühle legte sie in diesen einzigen Kuss.
„Du hast den Kuss erwidert“, gab Rebecca zu bedenken.
„Wie auch nicht? Du warst Verführung pur. Ich konnte einfach nicht widerstehen, obwohl ich es hätte besser wissen müssen. Stattdessen war ich verrückt nach einer Frau, die ich …“
„Verachtete?“
„Ja“, sagte er leise. „Aber ich belog mich selbst. Du hast mir Angst gemacht.“
„Daher hast du mich zum Teufel gejagt und mir verboten, mich Fliss jemals wieder zu nähern.“
„Scheint, als hätte ich dich beschimpft. Einen Teil der Wut auf mich selbst hast du abbekommen. Ich war fassungslos, dass ich dich geküsst hatte. Am Abend vor meiner Hochzeit mit Fliss. Ich war immer der Annahme gewesen, ich hätte Prinzipien.“
„Du warst arrogant. Fliss war meine beste Freundin, und ich wusste, dass sie tun würde, was immer du von ihr verlangst. Ich fühlte mich von euch beiden betrogen. Du hast mir das Herz gebrochen. Auf dem Hochzeitsball habe ich deshalb schamlos mit dir geflirtet.“
„Ich habe dich verletzt, dich beschimpft, dich wie Dreck behandelt. Ich habe verdient, was ich bekam. Doch sag mir, ob ich es richtig beobachtet habe: Abgesehen von diesen zwei Situationen hast du dich von mir ferngehalten, nachdem Fliss und ich uns häufig trafen. Du hast es sie nicht entgelten lassen.“ Er machte eine Pause. „Warum?“
„Ich gebe zu, dass ich hoffte, Fliss würde wieder zur Besinnung kommen und sich James zuwenden. Ich liebte Fliss wie eine Schwester. Mein Bruder liebte sie auch. Ich konnte sie nicht hassen oder mit dem Mann flirten, der sich für sie interessierte.“
„Obwohl es der Mann war, den du selbst haben wolltest? Schließlich hat sie mich unter falschen Voraussetzungen geködert. Und trotzdem liebtest du sie?“
„Ja, trotzdem“, antwortete Rebecca fest. „Auch noch, als sie deine Frau wurde.“
„Ich bewundere deine Loyalität. Schade, dass Felicity sie nicht erwiderte.“
„Ich vermute … sie hat gar nicht gewusst, was ich für dich empfand“, gab sie zögernd zu.
Damon wirkte überrascht.
Rebecca errötete. „Ich war ziemlich dreist, nicht wahr? Es hat dich sicher amüsiert. Aber … aber ich hatte niemals zuvor so etwas für einen Mann empfunden. Als Aaron starb, dachte ich, ich würde nie mehr heiraten. Und dann …“ Sie schnippte mit den Fingern. „Dann waren da plötzlich diese Gefühle.“ Ihre Stimme zitterte, als sie fortfuhr: „Du und ich. Ich dachte, wir wären füreinander geschaffen.“
„Es tut mir so leid“, flüsterte er und berührte ihre Wange. „Ich war ungerecht zu dir.“
„Ja.“ Sie entzog sich ihm.
„Ich habe dich falsch beurteilt.“
„Ja.“
„Warum hast du dich nicht verteidigt?“
„Wenn wir füreinander geschaffen gewesen wären, hätte ich das nicht nötig gehabt.“
Schweigen folgte.
Endlich sagte Damon: „Das habe ich wohl verdient. Ich habe auf die Journalisten gehört, die dich …“
„Ich hatte keine Ahnung, wie ich dem Klatsch begegnen sollte“, bemerkte Rebecca resigniert. „Ein paar Journalisten versuchten, mich rumzukriegen.“
„Und du hast sie zum Teufel geschickt?“
„Sozusagen.“
„Deshalb haben sie deinen Ruf ruiniert.“
„Ach, sie wollten bloß, dass niemand denkt, sie wären die Einzigen, die bei mir nicht landen konnten“, meinte sie verächtlich. „Die Geschichten über meine Eroberungen wurden immer bizarrer.“
Damon fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Es hat sich in den vergangenen Tagen viel ereignet“, sagte er weich. „Und heute ganz besonders. Ich brauche Zeit, um nachzudenken, Rebecca.“
Sie biss sich nervös auf die Unterlippe. War diese Feststellung der Anfang vom Ende? Würden die Schatten der Vergangenheit das kurze Glück, das sich angebahnt hatte, wieder zerstören?
„Möchtest du, dass T.J. und ich abreisen?“, fragte sie.
„Nein. Ganz im Gegenteil. Aber ich muss nachdenken, wie ich schon sagte. Ich habe erkannt, dass ich viele Dinge völlig falsch beurteilt habe. Ich finde mich gerade selbst nicht besonders sympathisch. Deshalb möchte ich Zeit haben, mich an die neue Situation zu gewöhnen.“
„Ich verstehe“, erwiderte Rebecca und hob das Kinn.
„Ich fürchte, du verstehst
Weitere Kostenlose Bücher