Lady in Rot
Hochzeit zu organisieren, indem ich dir das Doppelte zahle. Ich dachte, es ginge dir um Geld. Als du mir erzähltest, dass deine Mutter dich im Stich gelassen hat und du deinen Vater gar nicht kennst, nahm ich an, dass dir Geld deswegen so wichtig war. Weil du dich dein ganzes Leben lang alleine durchschlagen musstest. Also tat es mir nicht mehr leid, mein Angebot verdoppelt zu haben. Aber ich lag völlig falsch, wie immer.“ Er sah Rebecca reumütig in die Augen. „Ich habe keine Ahnung, was in diesem hübschen Kopf vorgeht, nicht wahr?“ Damon fuhr sich über die Stirn und schloss einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, fragte er tonlos: „Es hat sich nichts geändert, stimmt’s?“
„Ist doch egal“, erwiderte sie leise.
Damon fixierte sie mit einem Ausdruck, den sie nicht deuten konnte. Sein Schweigen machte sie nervös. Endlich konstatierte er: „Es ist ganz und gar nicht egal.“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging davon.
Seit Damon in L. A. war, wirkte das Haus auf Rebecca verlassen. Sie fühlte sich leer und einsam und fand es schwierig, sich am Montagmorgen auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Schließlich kam sie zu einem Entschluss. Sie würde für ein paar Tage nach Tohunga fahren. Allerdings musste sie vorher noch ein paar Dinge erledigen, die die Hochzeit betrafen. Zum Beispiel die Sitzordnung an der Hochzeitstafel. Damit wollte Demetra, wie üblich, nichts zu tun haben. Also musste Rebecca sie mit Soula besprechen.
Sie fand die alte Dame im Wohnzimmer.
„Meine Liebe, kommen Sie doch herein und setzen Sie sich“, rief Soula, als sie Rebecca entdeckte, die zögernd in der Tür stand. „Ich wollte sowieso mit Ihnen sprechen.“ Sie legte den Stickrahmen fort, an dem sie gearbeitet hatte. „Ist T.J. mit Demetra unterwegs?“
Rebecca nickte. „Er hilft ihr gern bei der Gartenarbeit. Ich glaube, dass er es einfach genießt, mit Schlamm zu spielen. Heute ist aber ein besonderer Tag. Sie liefern große Palmen für den Vorgarten. Er ist ganz wild darauf, den Kran zu sehen.“
„Wir müssen dankbar dafür sein, dass er den Schock von neulich überwunden hat.“
Rebecca setzte sich neben Soula auf das Sofa. „Dr. Campbell meint, es würde noch eine Weile dauern, ehe er wieder völlig unbefangen ist.“ Sie zögerte. „Soula, ich muss Ihnen etwas mitteilen.“
„Was denn, Pethi? – Ah, sagen Sie mir nicht, dass Sie die Hochzeit nicht organisieren wollen. Oder dass Sie abreisen.“
Konnte Soula Gedanken lesen?
„Ich brauche ein paar Tage Pause“, begann Rebecca. „Daher möchte ich nach Tohunga fahren und mich um mein Geschäft und mein Haus kümmern. Aber machen Sie sich keine Sorgen – ich komme bald zurück und kümmere mich um die restlichen Arrangements für die Hochzeit.“
„Ach.“ Soula wischte die Bemerkung beiseite. „Die Hochzeit macht mir keine Sorgen. Ich habe nur Angst, dass Sie nie wiederkommen, wenn Sie erst einmal weg sind.“
„Aber ich komme wieder“, versicherte Rebecca.
„Wann wollen Sie fahren?“
„Freitagmittag. Dann bin ich am späten Nachmittag in Tohunga.“
„Weiß Damon von Ihrer Absicht?“
Rebecca schüttelte den Kopf. „Er ist zwei Wochen weg. Ich dagegen bin in einer Woche wieder hier.“
„Hm.“ Soula dachte nach. „Was soll ich dazu sagen? Wenn Sie nach Ihrem Geschäft sehen wollen, ist das nur zu verständlich, mein Kind. Also, reden wir über T.J.“
„T.J.? Was möchten Sie wissen?“
„Wann hatten Sie vor, mir zu sagen, dass er nicht Ihr Sohn ist?“
„Ist das so offensichtlich?“, wunderte sich Rebecca. „Woher wussten Sie es?“
„Aber, aber, Rebecca“, erwiderte die alte Dame amüsiert. „Abgesehen von seinem dunklen Haar und den Augen, ist er das Ebenbild von Fliss. Die Locken, das herzförmige Gesicht, die Grübchen – er ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.“
Rebecca spürte eine unendliche Erleichterung. Endlich nicht mehr mit einer Lüge leben müssen.
„Weshalb haben Sie gestern so getan, als wären Sie überzeugt, er sei das Kind, das ich mit Damon habe?“
„Weil ich meinem Sohn einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben wollte.“ Soula lächelte. „Dann wäre endlich alles in Ordnung. Sie behalten T.J., und T.J. bekommt seinen leiblichen Vater.“
„Moment“, warf Rebecca nun ein. „T.J. ist nicht Damons Sohn.“
„Natürlich ist er das. Er hat die Augen eines Asteriades.“
„Nein, die von Fliss.“
„Sie sind zwar blau, und sie ähneln in der Form
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