Lady in Rot
die er nicht deuten konnte. „Ich habe Aaron um einen Kredit gebeten, damit ich den Flug und den Kochkurs für Fliss bezahlen konnte. Dann fand ich eine wunderbare Therapeutin für James. Aaron war sehr großzügig und nahm keinen Cent Zinsen. Er lobte meine Arbeit und wusste, dass ich Überstunden machte, um den Kredit zurückzuzahlen. Er bestand darauf, mich ab und zu zum Essen einzuladen. Irgendwann merkte ich, dass ich ihn mochte.“
„Verständlich.“ Damon erinnerte sich daran, wie charmant Grainger sein konnte, und ärgerte sich über die Tricks, die der ältere Mann bei einer Achtzehnjährigen angewandt hatte. Welches einsame Mädchen, das nur für die Arbeit lebte, konnte widerstehen, wenn ihm plötzlich eine Welt zu Füßen gelegt wurde?
„Es war so angenehm, endlich jemanden zu haben, auf den ich mich verlassen konnte“, fuhr Rebecca fort. „Ich erzählte ihm von meinem Traum, irgendwann selbstständig zu sein. Er ermutigte mich, ein Unternehmen zu gründen, und bot mir einen Kredit an.“
„Etwa wieder zinslos?“, erkundigte sich Damon nicht ohne Schärfe.
„Nein. Diesmal wurde er durch eine Bank abgewickelt. Aber die Zinsen waren recht niedrig. Am Tag, an dem ich aufhörte, bei Aaron zu arbeiten, um Dream Occasions zu gründen, lud er mich zum Dinner ein. Er bestellte Champagner und verkündete, er habe mich bereits bei einigen Freunden und Kollegen empfohlen.“ Sie lächelte. „Ich hatte Lampenfieber. Doch dann erklärte er mir seine Liebe und bat mich, seine Frau zu werden.“
„Du hättest ihn nicht heiraten müssen.“
„Das weiß ich. Aber ich war neunzehn.“ Sie zuckte die Achseln. „Was weiß man schon mit neunzehn? Ich habe mich immer nach Sicherheit gesehnt. Aaron bot sie mir. Ich dachte, all meine Träume würden wahr. Es ging alles so schnell.“
Und bald war sie als männermordende Schönheit in die Schlagzeilen der Klatschpresse geraten.
„Es gab ziemlich viele Gerüchte“, sagte Damon.
„Über meinen Liebhaber? Den Drogenabhängigen? Das war James.“
Es schien logisch.
„Und die anderen?“
„Die anderen?“
„Deine anderen Liebhaber?“
Sie sah ihn an aus unergründlich dunklen Augen. „Was soll mit ihnen sein?“
„Erzähl mir von ihnen.“
„Ich habe dir schon früher gesagt, dass ich keine Plaudertasche bin.“
„Was ist mit meinem Bruder?“, fragte er gepresst. „Ich denke, du solltest mir die Wahrheit sagen.“
Sie entzog sich ihm. „Das habe ich bereits getan. Er war nicht mein Liebhaber.“ Rebecca setzte sich auf die Bettkante und wandte Damon den Rücken zu.
„Wann hast du mir das gesagt?“, wollte er wissen.
Sie drehte sich um. „Als du behauptet hast, er wäre T.J.s Vater.“
Er versuchte, sich an den genauen Wortlaut zu erinnern. Dann antwortete er: „Du hast nur gesagt, er wäre nicht T.J.s Vater. Du hast nie geleugnet, dass du mit ihm geschlafen hast.“
Sie schwieg einen Moment. „Ich habe nicht mit ihm geschlafen. Punkt“, erklärte sie schließlich.
Konnte er ihr trauen?
Alles in ihm sehnte sich danach. Damon umfasste ihr Kinn und schaute ihr forschend in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick fest und offen. Er ließ sie los.
„Glaubst du mir?“, fragte sie.
Er glaubte ihr. Und auch wieder nicht.
„Und wer ist nun der Vater von T.J.?“
„Ist das so wichtig?“
Ihre Geheimniskrämerei machte ihn halb wahnsinnig. Er wollte alles wissen. Alles. „Ich habe keine Lust, irgendwann zufällig dem Mann zu begegnen, der dir ein Kind gemacht hat. Ich möchte vorgewarnt sein.“
„Glaub mir, du wirst ihm nie begegnen.“
Ihr glauben? Einfach so?
Es wäre so einfach gewesen. Und unendlich befreiend.
9. KAPITEL
„Also gut.“ Rebecca atmete tief durch. „Es wird wohl Zeit, dass ich dir noch etwas über T.J. erzähle. Ich habe viel zu lange damit gewartet. Aber ich hatte Angst …“ Sie brach ab.
„Angst?“, wiederholte Damon und kam näher.
Rebecca widerstand dem Impuls, einfach auf und davon zu laufen. Sie schaute dem Mann, den sie liebte, in die Augen. „Vorhin hast du gesagt, ich besäße mehr Stärke als jede andere Frau, die du kennst. Es scheint, als wäre ich auch die furchtsamste.“
Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. „Dann sag mir, wovor du dich fürchtest.“
Damon war voller Selbstvertrauen. Weshalb hatte sie jemals angenommen, die Wahrheit könnte ihn verletzen? „Da gibt es viele Dinge“, antwortete sie. „Ich fürchte mich davor, die Menschen zu verlieren, die ich liebe.
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