Lady in Rot
wurde ihm klar, dass er handeln musste, wenn er Rebecca haben wollte. Er musste seine Ängste überwinden.
Damon eilte zurück ins Zimmer.
Sein Handy lag auf dem Tisch im Wohnzimmer der Suite. Doch Rebecca war nicht da. Demetra berichtete ihm, dass Rebecca nach Tohunga gefahren war, um nach ihrem Geschäft zu sehen. Sie konnte ihm nicht genau sagen, wann sie zurück sein würde. Damon sah auf die Armbanduhr. Er hätte Rebecca jetzt bei Chocolatique erreichen können. Doch er entschied sich zu warten. Das, was er zu sagen hatte, wollte er ihr von Angesicht zu Angesicht mitteilen.
Auf dem Tisch lag ein Ausdruck seines Kalenders. Der nächste Monat war vollgepackt mit Terminen. Er überlegte einen Moment. Die Geschäfte in L. A. musste er nächste Woche noch abwickeln. Aber dann …
Er nahm seinen goldenen Füllfederhalter und strich seine Termine zusammen. Alle mussten verschoben werden, denn er hatte vor, die nächsten zwei Wochen nicht in Geschäfte, sondern in seine private Zukunft zu investieren.
Er musste den ersten Schritt tun, und daran würde ihn nichts und niemand hindern.
10. KAPITEL
Es war Montagmorgen, elf Tage nach ihrer Abreise, als Rebecca zurückkehrte. Sie fuhr die elegant geschwungene Zufahrt zur Asteriades-Villa entlang und schwor sich, dass es das letzte Mal war.
T.J. saß in seinem Kindersitz und freute sich. Sie dagegen fürchtete sich vor dem, was kommen musste.
Sie hatte zwei Tage gebraucht, um sich von dem Schock zu erholen, den Soulas Mitteilung Freitagabend am Telefon verursacht hatte. Noch immer konnte sie nicht glauben, was Soula gesagt hatte. Sie bat die alte Dame inständig, Damon noch nichts davon zu erzählen. Sie wollte es ihm selbst mitteilen. Nachdem sie die Nacht durchgeweint hatte, beschloss sie am Samstag ihr weiteres Vorgehen.
Gestern war daher ein herzzerreißend trauriger Tag gewesen. Sie fuhr mit T.J. ans Meer. Dort, in einem der knietiefen Pools, die bei Ebbe zwischen den Felsen entstanden, ließ sie ihn herumpaddeln. Sie empfand eine tiefe Erleichterung, als sie sah, wie seine Angst langsam verschwand. Er planschte und krähte vor Vergnügen, und sie hielt alles mit ihrer Digitalkamera fest. Zur Erinnerung an …
Nachmittags saßen sie im Schatten des Pohutukawa-Baums im Vorgarten. Rebecca dachte daran, dass der Baum an Weihnachten feuerrote Blüten tragen würde. Doch dann würde sie allein sein, und es würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als die Scherben ihres Lebens erneut zusammenzusetzen.
Sie würde das Haus verkaufen und ein anderes erwerben. Ein Neustart. Vielleicht in der Nähe von Auckland. Chocolatique wollte sie ebenfalls nicht behalten. Miranda und ihre Schwester hatten Interesse signalisiert, das Café zu übernehmen. Rebecca hatte vor, ein neues Unternehmen zu gründen. Ablenkung, um nicht immer daran denken zu müssen, dass …
Soula öffnete die Haustür und riss Rebecca aus ihren Grübeleien. Die alte Frau wirkte fragil. Tiefe Linien gruben sich in ihr zartes Gesicht. Offenbar wusste sie auch, dass dies das Ende war. Wortlos umarmten sich die beiden Frauen, hielten sich fest und schluchzten.
Schließlich löste sich Rebecca aus der festen Umarmung. „Ist Damon hier?“
„Sein Flugzeug ist vor einer Stunde gelandet. Er kann jede Minute hier eintreffen“, antwortete Soula mit rauer Stimme. „Kommen Sie in meine Suite. Ich gebe Ihnen den Laborbericht.“
„Werden Sie sich um T.J. kümmern, während ich mit Damon rede?“
Soula nickte stumm.
Als Damon die Eingangshalle betrat, wartete Rebecca bereits auf ihn. Sie wirkte äußerlich gefasst, innerlich zitterte sie jedoch. Er hatte bereits sein Jackett ausgezogen und seine Krawatte gelöst. Jetzt war er gerade dabei, die obersten Knöpfe seines weißen Seidenhemdes zu öffnen. Da erblickte er Rebecca.
„Ich dachte, du wärst in Tohunga?“
Rebecca stand langsam auf und näherte sich. Ihre Knie drohten nachzugeben. „Ich bin gekommen, um dir deinen Sohn zu bringen.“
„Meinen Sohn?“, fragte er nun erstaunt. „Was meinst du damit?“
„T.J. ist dein Sohn. Deine Mutter hat einen DNA-Test durchführen lassen. Ich wusste nichts davon. Wie fragwürdig ihre Handlungsweise auch sein mag – das Resultat ist eindeutig. Hier ist der Laborbericht.“ Sie reichte ihm das Blatt Papier. „Er ist dein Sohn. Von Fliss.“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie wünschte, sie könne aufhören, daherzuplappern. „Ich schwöre dir, dass ich bisher keine Ahnung hatte, Damon. Hier in dem
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