Lady in Rot
sich nie wieder in seine Reichweite zu begeben. „Ich bin sicher“, fuhr sie fort, „dass deine Mutter fähig ist, diese Hochzeit selbst zu organisieren. Sie ist in diesen Dingen erfahren, sie hat …“
„Die Zeiten haben sich ein wenig geändert“, unterbrach er sie. „Meine Mutter …“
„Was ist mit deiner Mutter?“, fragte Rebecca, die der Ton seiner Stimme plötzlich unruhig machte. Sie trat einen Schritt näher.
Damon zögerte. „Meine Mutter hatte einen Herzinfarkt.“
„Wann? Geht es ihr wieder gut?“
„Deine Besorgnis in allen Ehren, Rebecca“, sagte er zynisch. „Aber sie kommt zwei Jahre zu spät.“
„Zwei Jahre? Ich hatte ja keine Ahnung!“
„Weshalb solltest du auch?“ Zornesröte streifte seine hohen Wangenknochen. „Du gehörst nicht zum Freundeskreis der Familie. Ich wollte dich eigentlich nie wieder sehen, nie wieder mit dir reden. Du hast bekommen, was du wolltest. Du hast alles zerstört.“
Er holte tief Atem und wandte den Blick ab.
Rebecca hatte die Worte schon auf den Lippen, wollte sich verteidigen, wollte erklären, doch sie hielt inne. Stattdessen murmelte sie verständnisvoll: „Damon …“
Er sah sie an. Die Trauer war aus seinem Blick verschwunden. Er war wieder kühl und unnahbar. Ein Fremder.
„ Es ist nicht mehr wichtig“, sagte er achselzuckend. „Was vergangen ist, ist vergangen. Alles was zählt, ist die Gegenwart. Meine Mutter sagt, ihr fehle die Kraft, um ein großes Event wie diese Hochzeit zu organisieren.“
„Warum kümmert sich die Familie der Braut nicht darum?“
„Demetra kommt aus Griechenland. Sie hat Savvas hier in Neuseeland im Urlaub kennengelernt. Sie hat weder die Verbindungen noch Interesse daran, eine Hochzeit dieser Größenordnung auszurichten. Ihre Familie wird erst kurz vorher anreisen. Dann ist es bekanntlich zu spät für Arrangements.“
Rebecca sah ihm in die Augen. Augen, die so blau waren wie das ägäische Meer. Augen, deren Blick sie immer noch bis ins Innerste berührte. Als ob sie in den vergangenen vier Jahren nichts gelernt hätte. Doch sie wusste, dass es verrückt gewesen wäre, auf seinen Vorschlag einzugehen. Das Risiko war zu hoch.
Sie schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid …“
„Erspar mir bitte die Floskeln. Es tut dir nicht im Geringsten leid. Aber du solltest eines bedenken: Ich werde dich gut bezahlen. Ich gebe dir mehr als das da.“ Er wies auf den Scheck, der auf dem Tisch lag. „Dann kannst du jemanden engagieren, der deinen kleinen Süßwarenladen hier solange übernimmt.“
Rebecca hätte am liebsten laut gelacht. Geld spielte für sie keine Rolle. Egal, was Damon von ihr dachte.
„Ich glaube nicht, dass du mir jemals genug zahlen könntest, um …“
„Du brauchst meine Schecks nicht mehr, um dein Konto aufzufüllen? Hast du einen anderen reichen Dummkopf gefunden, der dir sein Vermögen zu Füßen legt?“
Diesmal lachte Rebecca tatsächlich.
Damon sprang auf und packte ihre Schultern. „Verdammt!“
Sie roch sein herbfrisches Aftershave. Darunter den Duft seiner Haut. Doch Damon ließ sie abrupt los, als ob er es nicht ertragen könnte, sie zu berühren. Er fluchte leise auf Griechisch und fügte hinzu: „Ich muss verrückt sein.“
Er sank wieder in seinen Bistrosessel und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.
Rebecca spürte, wie ihr Triumphgefühl verschwand. Sie vergewisserte sich kurz, dass niemand der übrigen Leute im Café Notiz von ihrer Auseinandersetzung genommen hatte. Dann setzte sie sich Damon gegenüber. Die hohe Rückenlehne schirmte sie ab, und plötzlich hatte sie das Gefühl, allein mit ihm im Raum zu sein.
Damon beugte sich ein wenig vor. Sein Atem ging rasch. „Meine Mutter braucht deine Hilfe, Rebecca. Ich bitte dich, hörst du?“
Es war klar, dass es ihm unangenehm war, sie um etwas bitten zu müssen.
Seltsamerweise gab es Rebecca keine Genugtuung. Stattdessen dachte sie an Soula, diese einst so starke unbeugsame, selbstbewusste Frau. Es fiel ihr sicher nicht leicht, noch einmal bei Rebecca anzufragen.
Dann dachte sie an T.J. und daran, was alles schiefgehen konnte.
Sie hatte keine Wahl. „Damon … ich … ich kann nicht.“
„Du kannst nicht?“ Seine Verachtung war deutlich herauszuhören. „Du willst nicht, gib es doch zu. Seit wann bist du rachsüchtig? Ich dachte immer, bei unserem Katz-und-Maus-Spiel wäre ich derjenige, der für Vergeltung zuständig ist.“
„Ist das eine Drohung? Falls es eine ist, darfst du gehen“,
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