Lady in Rot
erkläre ihr alles noch einmal.“
Damon wirkte alarmiert. „Ich will nicht, …“
„Dass ich deine Mutter anrufe? Ich weiß, ich weiß.“ Weil er nicht wollte, dass sie herausfand, dass er die Krankheit seiner Mutter aufgebauscht hatte? Oder weil er keinen Kontakt zwischen seiner geliebten Mutter und einer Frau wollte, die er ablehnte?
Er wollte etwas erwidern, doch Rebecca hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
„Dann sag ihr bitte, sie braucht mich nicht mehr anzurufen. Und dich möchte ich bitten, mich in Zukunft in Ruhe zu lassen. Das ist alles, was es dazu zu sagen gibt.“
Damon schwieg, die Lippen zusammengepresst, der Blick seiner blauen Augen versteinert.
Rebecca wusste: Es war Zeit, zu akzeptieren, dass es nichts mehr gab, was sie verband.
„Da du ja so ein viel beschäftigter Mann bist, solltest du jetzt besser nach Auckland zurückkehren“, bemerkte sie knapp. Sie wartete seine Antwort nicht ab, gönnte ihm einen letzten Blick und drehte sich auf dem Absatz um. Mit langen Schritten entfernte sie sich und suchte Zuflucht in ihrem winzigen Büro, das neben der großen Hotelküche lag. Sie fühlte sich ausgebrannt und unendlich traurig.
Stunden nach der Auseinandersetzung mit Rebecca checkte Damon aus, verließ das Hotel und ging über den Vorplatz. Hohe Zypressen warfen lange Schatten auf das Pflaster und erinnerten Damon daran, dass der Nachmittag zur Neige ging.
Wäre er Rebeccas Aufforderung gefolgt, dann wäre er längst wieder in Auckland gewesen – und der Vertrag mit Rangiwhau unter Dach und Fach. Doch statt den lukrativen Deal abzuschließen, hatte er die vergangenen Stunden in seinem Hotelzimmer verbracht. Er hatte gearbeitet – telefoniert, E-Mails verschickt, verhandelt – und die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie er Rebecca dazu bringen konnte, ihre Meinung zu ändern. Und außerdem spürte er, dass er sie verletzt hatte.
Aber da musste er sich getäuscht haben. Schließlich verspeiste diese Frau Männer zum Frühstück.
Damon besaß eine flüchtige Erinnerung an Aaron Grainger.
Ein guter Mann. Ein gerissener Bankier, der Damon einen üppigen Kredit gewährt hatte, als das Unternehmen nach dem Tod seines Vaters zu kollabieren drohte. Aaron Grainger hatte Damon ermöglicht, eine feindliche Übernahme abzuwehren und Stellar International wieder auf die Füße zu stellen. So war das Unternehmen im Familienbesitz geblieben, und sein Stolz hatte auch nicht gelitten.
Grainger hatte nicht verdient, Bankrott zu gehen und als gebrochener Mann zu sterben. Damon kannte die Geschichten, die sich um Rebecca rankten. Nach ihrer Hochzeit verschwendete sie Unsummen für Designerkleidung, Schmuck und Reisen. Sie wettete hoch bei Pferderennen und brachte Aaron dazu, viel Geld in ihre verschiedenen Geschäftsideen zu stecken.
Und dann gab es noch die Geschichte über ihren Liebhaber. Jenen hübschen jungen Drogenabhängigen, dem Aaron mehrfach aus der Klemme helfen musste. Man erzählte sich, dass Grainger irgendwann nicht mehr mitgespielt hatte. Der Liebhaber verschwand, doch erst, nachdem Aaron dessen horrende Schulden bezahlt hatte.
Damon presste grimmig die Lippen aufeinander. Er gelangte zu seinem Mercedes, öffnete den Kofferraum und verstaute seine Reisetasche und seinen Laptop darin. Aaron hätte früh genug die Bremse ziehen müssen, dachte er. So hat seine schöne Frau ihn entehrt und in den Tod getrieben.
Es gab keinen Zweifel. Rebecca erntete nur, was sie gesät hatte.
Er setzte sich ans Steuer und schlug die Fahrertür lauter zu, als er beabsichtigt hatte. Dann schob er den Schlüssel ins Schloss und wollte den Wagen gerade starten, als sein Handy klingelte. „Ja?“, meldete er sich.
„Macht sie es?“, fragte Savvas.
Es war klar, wen Savvas meinte. Damon zögerte, weil er seine Niederlage nicht zugeben wollte. „Wie geht es Mama?“
„Ihr ist wieder schwindlig. Der Arzt ist nicht zufrieden. Er sagt, sie dürfe sich nicht so viele Sorgen machen, sonst bekommt sie eventuell einen weiteren Herzinfarkt, und diesmal …“
„Und diesmal könnte er tödlich sein“, ergänzte Damon.
„Sag so was nicht!“
„Es ist Fakt.“ Damon konnte sich gut vorstellen, dass sich sein Bruder bei diesen Worten bekreuzigte.
„Weißt du“, fuhr Savvas fort, „manchmal wünschte ich, ich hätte Demetra nie gefragt, ob sie mich heiraten will. Diese verflixte Hochzeit …“
„Das sagt ein Mann, der an die wahre Liebe glaubt?“, unterbrach ihn Damon. Es klang nur so
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