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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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Lenken des Phaetons unterstützen konnte. Allein diese kleine Berührung erzeugte ihm das größte Verlangen, welches nur durch ein Höchstmaß an Selbstbeherrschung im Zaum zu halten war, denn um Haaresbreite hätte er sie in seine Arme geschlossen und leidenschaftlich geküsst. “Langsam anfahren und lass die Pferde nicht auf den Rasen überwechseln, damit wir nicht so durchgerüttelt werden und Gefahr laufen, umzukippen.”
    “Ich weiß. Du brauchst mich nicht zu führen.”
    Mit stillem Bedauern zog er seine Hände fort, als sie gemächlich den Weg hinauffuhren, bis sie die Pferde zu flottem Trab und schließlich zum Galopp anhielt. “Das ist genug für heute, Lavinia!”, sagte er bestimmt. “Selbst ich wäre nicht so dumm, ausgerechnet hier ein Rennen zu veranstalten.”
    Seufzend zog sie die Zügel an. “Danke, James, du bist mir sehr teuer, dass du mir trotz all deiner Bedenken diesen Wunsch erfüllt hast.”
    James antwortete nicht. Er wusste, dass ihre zärtlichen Worte nicht so gemeint waren, wie er es sich gewünscht hätte, doch gaben sie ihm immerhin eine gewisse Befriedigung und ließen ihn hoffen, dass sie ihn eines Tages mit anderen Augen sehen würde. Seine Hochstimmung sollte jedoch nicht lange anhalten. Denn zu seiner größten Überraschung erblickte er Edmund Wincote, der ihnen entgegengeritten kam und bereits hocherfreut seine Reitkappe lüftete. Der Gentleman lenkte sein Pferd direkt auf ihre Kutsche zu und kam so brüsk zum Stehen, dass ihr Gespann plötzlich Panik ergriff und seitlich auszubrechen versuchte. Lavinia und James hatten alle Mühe, die Tiere wieder zu beruhigen.
    “Wincote, wie können Sie nur! Um ein Haar wären uns die Pferde durchgegangen. Sie haben Lady Lavinia zu Tode erschreckt!”
    “Habe ich das?”, antwortete der junge Mann wenig beeindruckt ob der groben Ansprache, während er seine Reitkappe wieder aufsetzte. “Dann bitte ich Sie um Verzeihung, Mylady.”
    “Reden wir nicht mehr davon”, erwiderte sie mit sanfter Stimme, obwohl sie noch immer am ganzen Körper zitterte.
    “Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht erwartet, zu dieser frühen Stunde hier im Park auf eine Kutsche zu treffen, noch dazu gelenkt von einer so behänden und attraktiven jungen Dame.”
    “Warum nicht?”, entgegnete sie mit einem herzlichen Lächeln. “Ich stehe gern früh auf, denn der Morgen bietet in dieser Jahreszeit eine Frische, die der Nachmittag missen lässt.”
    “Sie haben vollkommen recht”, stimmte Wincote zu und bedachte sie mit einem unverhohlen bewundernden Blick. “Darf ich Ihnen und Ihrer Mutter im Laufe des Tages meine Aufwartung machen? Ich möchte mich davon überzeugen, dass der Schreck, den ich Ihnen verursacht habe, vergessen und vergeben ist.”
    “Das wird nicht nötig sein”, fuhr James in barschem Ton dazwischen. “Wie Sie selbst sehen, hat Mylady sich wieder erholt und ist wohlauf.”
    Wincote grinste vielsagend. “Oh, ich verstehe. Seien Sie versichert, dass Ihr kleines Geheimnis bei mir gut aufgehoben ist, Corringham. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Mylady.” Er wendete sein Pferd und trabte davon.
    “Was meint er nur?”, fragte Lavinia, als auch sie sich wieder in Bewegung setzten.
    “Er vermutet wohl, wir haben uns hier zu einem heimlichen Stelldichein zusammengefunden.”
    Lachend warf sie den Kopf in den Nacken. “Da lag er ja gar nicht so falsch, nicht wahr?”
    “Im Gegenteil, seine Vermutung könnte nicht abwegiger sein”, sagte er grimmig. Insgeheim konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass bereits am späten Nachmittag die ganze Stadt über ihre morgendliche Ausfahrt informiert sein würde.

2. KAPITEL
    L ord Wincote zeigte sich keineswegs abgeschreckt von dem von James bekundeten Missfallen und machte noch am selben Nachmittag seine Aufwartung in Stanmore House. Dort erfuhr er, dass die Duchess of Loscoe Besucher empfing und der große Salon bereits mit ungewöhnlich vielen Gästen, die Tee tranken und alle zur gleichen Zeit redeten, gefüllt war.
    Lavinia, in ein blassgrünes seidenes Tageskleid gehüllt, dessen hohe Taille mit einem cremefarbenen Samtband abgesetzt war, hörte trotz des lauten Geplauders, wie der Butler Lord Wincote ankündigte, und eilte zu ihm, um ihn zu begrüßen.
    “Mylord, wie schön, Sie zu sehen. Erlauben Sie mir, Sie der Duchess of Loscoe vorzustellen.” Sie geleitete ihn durch den Raum auf eine kleine Gruppe zu, wo die Stiefmutter mit dem älteren Sir Ponsonby an ihrer Seite, der wie immer

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