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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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Ausflugsgesellschaft sich wieder zusammenfand und unter einem schattigen Baum Zuflucht suchte, zog Major Greenaway den Earl of Corringham mit bedeutungsvoller Miene zur Seite. “Ich habe Neuigkeiten für Sie.”
    “Ich höre, Major”, erwiderte James, derweil beide das lebhafte Geplauder der anderen hinter sich ließen und einige Schritte über die Wiese spazierten.
    “Unser Freund hat offensichtlich Schulden. Sein Gut in Cumberland ist vollständig mit Hypotheken belastet. Allerdings ist ein Gerücht im Umlauf, ihm stünden größere Summen in Aussicht, und man sagt, es habe etwas mit dem Letzten Willen seines Großvaters zu tun.”
    James’ Miene verfinsterte sich. “Oder mit Lavinias Mitgift.”
    “Vielleicht, doch wie dem auch sei, Wincote scheint seine Gläubiger vorerst besänftigt zu haben. Ich werde versuchen, mehr darüber in Erfahrung zu bringen.”
    “Bitte beeilen Sie sich. Wenn ich mich nicht vollends täusche, hat er Lavinia bereits überdeutliche Avancen gemacht.”
    “Dann wäre es doch das Klügste, Sie würden den Burschen endlich in seine Schranken verweisen.”
    “Das beabsichtige ich auch zu tun”, betonte James und schaute zu Jack und Frederick hinüber. Die beiden Knaben standen vor dem Baum, in dem ihr geliebtes Spielzeug hängen geblieben war, und zeigten in Richtung des für sie unerreichbaren Astes. “Ich werde erst einmal den Drachen der Jungen in Augenschein nehmen und zusehen, dass ich ihn retten kann.”
    Eine halbe Stunde später stürmten Jack und Freddie in die friedliche Runde ausgeruhter Ausflügler und zeigten stolz und überglücklich ihren Drachen vor. “Onkel James hat ihn unversehrt aus dem Baum geholt. Sehen Sie, Lord Wincote, es war gar nicht so schwierig!”, rief der ältere der Jungen dem Gentleman zu.
    Die Duchess of Loscoe zog Jack milde lächelnd zu sich. “Übergib den Drachen einem der Lakaien. Ich denke, es ist an der Zeit, heimzufahren.”
    Lavinia war froh, dass die Knaben den Wunsch äußerten, zusammen mit James die Rückfahrt anzutreten, denn so konnte sie in der Kutsche der Stiefmutter mitfahren. James hätte sie nur wieder über ihre Gefühle befragt und ihr Ratschläge erteilt, und nicht weniger enervierend hätte sich die Heimfahrt in Begleitung Lord Wincotes gestaltet. Ohne Zweifel hätte er sie wieder mit seiner Ankündigung bedrängt, er wolle so bald wie möglich mit ihrem Vater sprechen. Solange sie nicht wusste, was sie fühlen sollte oder was sie wirklich wollte, mochte sie nichts davon hören.

5. KAPITEL
    F ür Lady Grahams Ball hatte Lavinia sich eine gelbe Robe aus feinster mit Silberfäden durchwirkter Seide mit großzügig geschnittenem Dekolleté ausgesucht und begutachtete sich nun in dem hohen Spiegel des Ankleidezimmers.
    “Sie sehen wunderschön aus”, schwärmte Daisy, derweil sie der Herrin die Satinslipper überreichte. “Die Dandys werden Ihnen zu Füßen liegen.”
    Lavinia fühlte sich ob des Lobes sehr geschmeichelt, obgleich sie seit ihrer Einführung in die Gesellschaft wusste, dass ihre Erscheinung auf die Gentlemen anziehend wirkte. Allerdings war ihr Misstrauen, die Verehrer seien vor allem an ihrer Mitgift interessiert, immer stärker gewesen als die Freude über all die bewundernden Blicke und charmanten Komplimente.
    Unweigerlich stellte sich ihr nun die Frage, ob Lord Wincotes Gefühle aufrichtig waren. Sie mochte ihn, konnte sich gar vorstellen, sich in ihn zu verlieben. Wenn er sie wirklich verehrte, spielte auch die Mitgift keine Rolle für sie. Gedankenversunken fasste sie sich an die kunstvoll arrangierte Frisur. Würde Edmund heute Abend eine Antwort von ihr verlangen? Und wie verhielte sie sich, ginge er zu ihrem Vater, ohne sie um Erlaubnis zu bitten? Dann würde die Angelegenheit kompliziert. James sagt, ich muss mir meiner Gefühle erst ganz sicher sein, dachte sie bei sich. Es muss etwas geschehen, das mir die Entscheidung leichter macht.
    Sie lächelte, als Daisy ihr die Pelisse über die Schultern legte, die Handschuhe sowie das Ridikül überreichte und zufrieden einen Schritt zurücktrat.
    “Vielen Dank, Daisy. Du brauchst nicht auf mich zu warten, es kann sehr spät werden”, sagte sie, begab sich in den Flur hinaus und zum kleinen Gesellschaftszimmer hinunter, wo ihr Vater und seine Gemahlin, ebenfalls festlich gekleidet, auf sie warteten. Dank der jüngsten Entwicklungen im Königshaus hatte der Duke of Loscoe Zeit und Muße, sie auf den Ball zu begleiten. Es hatte sich gezeigt, dass

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