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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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überschwänglich, denn sämtliche Gäste waren gewillt, einen wunderschönen Tag bei bestem Wetter in freier Natur zu verbringen.
    Die Kinder waren längst mit ihrem Spielzeug ausgerüstet auf die Wiese gerannt, nur Jack kam freudestrahlend auf Lavinia zu, damit sie ihm half, die Schnur seines Drachens zu entwirren. Lord Wincote, der gerade auf sie zuschritt, um sie zu begrüßen, kam ihr jedoch zuvor und ergriff statt ihrer die Leine, entwirrte sie und brachte, zu Jacks offenkundiger Enttäuschung, den Drachen zum Steigen.
    “Hier, Junge, pass gut auf ihn auf”, sagte er mit einem knappen Lächeln und wandte sich Lavinia zu. “Lady Lavinia.”
    “Guten Tag, Lord Wincote”, begrüßte sie ihn und streckte ihm ihre Hand entgegen. “Dieser Tag ist ein Geschenk, finden Sie nicht auch?”
    “Wie wahr! Allerdings hätte er noch schöner für mich begonnen, hätte ich Sie nach Hampstead fahren dürfen.”
    “Leider zwangen mich die Umstände, auf die Kutsche des Earl of Corringham auszuweichen.”
    “Dann werden Sie mir bestimmt den Wunsch nicht verwehren, Sie später wieder nach Hause zu eskortieren?”
    “Ich muss erst Mama fragen”, gab sie zurück, entzog ihm ihre Finger und beschleunigte ein wenig den Schritt, gefolgt von ihrem unerschrockenen Verehrer, der sie mit charmanten Nettigkeiten weiterhin in Verlegenheit zu bringen verstand. Ehe sie es sich versah, fand sie sich abseits der Gesellschaft auf einem sanften grünen Hügel wieder, der sich mit seinem dichten Buschwerk und den vereinzelten Bäumen von den anderen unterschied.
    Wincote hatte sie längst eingeholt und ergriff erneut ihre Hand, um sie am Weitergehen zu hindern. “Lady Lavinia, werden Sie mir erlauben, endlich mit Ihrem Papa zu sprechen?”, fragte er und schaute eindringlichen, fast stechenden Blicks zu ihr hinab. Lavinia hatte das Gefühl, aufgesogen zu werden von seinen schwarzen Augen, in deren Tiefe ein goldenes Licht aufzublitzen schien, das sie daran hinderte, fortzuschauen.
    “Ich … ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen”, brachte sie nur mit Mühe hervor und versuchte, sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
    Wincote hielt ihre Hand fest und umfing sacht ihre Taille. “Sie wissen bestimmt, was ich meine.”
    “Nein … doch, ich denke schon.”
    “Wie lautet dann Ihre Antwort?”
    “Ich … ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen.”
    “Vielleicht möchten Sie, dass ich Ihnen dabei helfe, sich zu entscheiden”, hauchte er ihr ins Ohr und zog sie sanft zu sich. Sie wusste, er würde sie jetzt küssen, und sie wollte es geschehen lassen, um zu erfahren, ob die Liebkosung die Gefühle in ihr wachrief, von denen behauptet wurde, dass man sie empfand, wenn man verliebt war.
    “Lavinia! Lavinia!”, rief in diesem Augenblick Jack, der soeben den Hügel zu ihnen heraufgelaufen kam, so laut er konnte und in forderndem Ton. “Ich habe die Leine losgelassen, und nun hängt der Drachen im Geäst eines Baumes fest! Du musst unbedingt mitkommen und mir helfen, Lavinia!”
    Lavinia, die durch die eindringliche Stimme des Knaben allmählich wieder zu sich kam, wandte sich, noch immer leicht verwirrt, in Richtung des Zurufes um.
    Wincote entließ sie aus seiner Umarmung. “Zum Teufel mit ihm!”, brachte er mürrisch hervor.
    Ohne das Grollen ihres Begleiters wahrzunehmen, musste Lavinia erstaunt feststellen, dass Himmel und Erde sich wieder an ihrem angestammten Platz befanden, sie festen Boden unter den Füßen hatte und, als sie sich ihm zuwandte, der Gentleman an ihrer Seite hochrot war vor Zorn.
    Jack hatte sie endlich erreicht. “Schau, Lavinia, dort oben hängt er! Eine starke Windböe riss ihn mir aus der Hand. Ich könnte versuchen, hinaufzuklettern, doch …”
    “Du wirst nichts dergleichen tun, Jack”, mahnte sie.
    “Sir, vielleicht würden Sie meinen Drachen retten, den Ast dort könnten Sie mühelos erklimmen”, schlug der Knabe dem wütenden Lord Wincote eilfertig vor.
    “Ganz gewiss werde ich das nicht tun!”, erwiderte dieser barsch. “Ich werde meinen Hals nicht für ein Stück Stoff riskieren. Dein Drachen muss da bleiben, wo er ist.”
    “Lord Wincote hat recht, mein Kind”, lenkte Lavinia rasch mit zärtlichem Unterton ein, als wolle sie das unwirsche Gebaren ihres Begleiters wiedergutmachen. “Überdies ist es an der Zeit, zu den anderen zurückzukehren. Man wird sich schon wundern, wo wir bleiben.”
    Jack trennte sich schweren Herzens von seinem liebsten Spielzeug und ging mit

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