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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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Seine Majestät sich von seiner Gattin nicht so einfach würde trennen können, ohne sich selbst der Unannehmlichkeit einiger indiskreter Enthüllungen auszusetzen. Daher hatte er seine Regierung mit der Ausarbeitung eines Gesetzes beauftragt, welches die Königin all ihrer Rechte und Privilegien entheben und ihm endlich die begehrte Scheidung ermöglichen würde. Der Duke, dessen Rechtsverständnis ein anderes war, hatte sich unter Protest aus dem Parlament entfernt, als dies verkündet worden war, und konnte daher dem bevorstehenden Ball beiwohnen.
    Die Freude, den Vater unverhofft an ihrer Seite zu wissen, nahm ihr allerdings nicht die bange Sorge um Miss Grahams Ballerfolg. Denn die Gäste würden mit Sicherheit kein anderes Thema kennen heute Abend als den Eklat im Parlament und der Tochter des Hauses, zu deren Ehren der Ball veranstaltet wurde, nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient hatte.
    Aber auch die Ungewissheit, wie Lord Wincote sich gebärden würde, gab ihr ein unbehagliches Gefühl und machte sie während der Fahrt in die Hollesstreet äußerst schweigsam. Die Querelen im Königshaus hatten ihr nur allzu deutlich vor Augen geführt, welche Konsequenzen eine Vermählung ohne Liebe mit sich bringen konnte.
    Lavinias Befürchtungen bezüglich des Ballerfolgs stellten sich leider als berechtigt heraus. Als sie den liebevoll dekorierten Festsaal von Graham House betraten, tuschelten sämtliche Gäste nur über dieses eine besagte Thema und echauffierten sich derart, dass selbst das Orchester sie nicht vollends übertönen konnte. Die hübsch herausgeputzte Constance stand unterdessen schüchtern bei ihren Eltern in der Nähe der Flügeltür, um die ankommenden Gäste zu begrüßen.
    “Sie sehen bezaubernd aus, Constance”, meinte Lavinia von ganzem Herzen, nachdem der Duke und seine Gattin sich eine Sitzgelegenheit am Rande der Tanzfläche gesucht hatten.
    “Oh Lavinia, ich bin so froh, dass Sie gekommen sind”, erwiderte die junge Frau flehendlichen Blicks und streckte beide Hände zu der Freundin vor. “Mein Ball ist jetzt schon ein Misserfolg!”
    Lavinia umfasste Constance’ Hände. “Aber nein. Sobald der erste Tanz angekündigt wird, werden die Leute Ruhe geben.”
    Aber nicht der erste Tanz war es, der dem aufgeregten Geplauder ein Ende setzte; Sir Percy, der just in diesem Augenblick in den Saal kam, sorgte für die ersehnte Ablenkung, oder vielmehr seine Begleiterin: eine den Gästen fremde, dabei selten schöne Frau in mittleren Jahren. Ihr ebenmäßig ovales Antlitz war von einer jugendlichen Frische, wie sie eigentlich zehn Jahre jüngeren Damen zustand, und ihr pechschwarzes Haar glänzte im Schein der zahllosen Kerzen, die den Raum erhellten. Ihre elegante Erscheinung versetzte die Gäste ebenso in Staunen wie der kostbare Schmuck, der ihre Schönheit dezent und geschmackvoll unterstrich.
    “Wer mag sie nur sein?”, murmelte Lavinia, als Sir Percy mit der Unbekannten an seinem Arm auf den Duke und die Duchess of Loscoe zuschritt.
    “Sir Percy fragte mich, ob er eine Freundin mitbringen dürfe”, bemerkte Lady Graham verblüfft. “Natürlich hatte ich nichts dagegen einzuwenden, kenne ich den Mann doch nur als exzentrischen Einzelgänger. Allerdings überrascht es mich, dass mir seine Begleiterin völlig unbekannt ist.”
    Lavinia konnte nicht länger an sich halten vor Neugierde. “Ich möchte sie unbedingt begrüßen. Bitte entschuldigen Sie mich, Lady Graham.”
    Sie erreichte ihre Eltern just in dem Moment, als Sir Percy seine Begleiterin der Duchess of Loscoe präsentierte.
    “Euer Gnaden, darf ich Ihnen Lady Rattenshaw vorstellen”, begann er feierlich. “Sie ist erst kürzlich aus Indien zurückgekehrt. Ihr Gemahl und mein guter Freund aus alten Zeiten, Sir Arthur, der viele Jahre für die Ostindienkompanie arbeitete, verstarb leider vor knapp einem Jahr an einer der furchtbaren Krankheiten, die dort herrschen.”
    “Oh, das tut mir leid”, sagte Frances, während Lady Rattenshaw einen Knicks machte.
    “Ich danke Ihnen für Ihr Mitgefühl, Euer Gnaden”, erwiderte die Dame mit einem traurigen Lächeln. “Ich habe mich jedoch mit meinem Schicksal abgefunden. Zum Glück kann ich wenigstens ein sorgenloses Leben führen, umgeben von so lieben Freunden wie Sir Percy, auf die ich – denn ich habe leider keine Kinder – in der jetzigen Situation besonders angewiesen bin. Aus diesem Grund habe ich mich auch entschlossen, nach England zurückzukehren.”
    Sir

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