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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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Vorstellungen oft keineswegs schicklicher Natur waren.
    Er fragte sich, ob er es ihr jetzt und hier sagen sollte, trotz der Gefahr, ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Er wusste nur zu gut, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor, hatte er seine Gefühle erst einmal in Worte gefasst. Womöglich war sie für ihn schon verloren, nachdem er sich diesen Fauxpas nach der Probe geleistet und in äußerst intimer Manier ihre Hände geküsst hatte. Was sie einst verbunden hatte, könnte unwiederbringlich verloren sein, wenn ihre Zuneigung sich nicht auf beiden Seiten in einer Weise vertiefte, dass nur eine Vermählung infrage kam. Im ungünstigsten Fall würde er ihr weder Bruder noch liebender Gemahl sein können. Und dies würde ihn bis ans Ende seiner Tage unglücklich machen.
    Schließlich verlangsamte sie das Tempo und lenkte ihre Stute zu einer riesigen Eiche. Dort brachte sie das Pferd zum Stehen und ließ sich von James beim Absteigen helfen.
    “Nun? Habe ich dir nicht ein ausgezeichnetes Rennen geboten?”
    Er lächelte schief. “Es bereitet mir jederzeit Freude, mit dir um die Wette zu galoppieren. Leider kann ich es nicht mit dir aufnehmen.”
    “Sei nicht albern, James. Natürlich kannst du das, du bist schließlich ein Mann.”
    “Wie scharfsinnig von dir, dies zu bemerken”, erwiderte er trocken.
    “Nun bist du aber wirklich albern.”
    “Bin ich das? Macht nichts. Hast du es gestern ernst gemeint, als du sagtest, du weißt, was du willst?”
    “Wovon sprichst du?”
    “Von Lord Wincote.”
    “Natürlich. Man sollte nur heiraten, wenn man sich seiner Gefühle wirklich sicher ist, findest du nicht auch?”, fragte sie und blickte sehr ernst und zugleich erwartungsvoll zu ihm hoch. Jetzt hätte er Gelegenheit, offen mit mir zu sprechen, dachte sie bei sich. Indes musste sie feststellen, dass sein Gesicht wie versteinert war.
    “Du hast recht, meine Liebe. Da du dir deiner Sache sicher zu sein scheinst, werde ich dich nicht länger mit meinen Fragen belästigen”, erklärte er kühl.
    Obgleich sie enttäuscht war ob des erlittenen Fehlschlags, versuchte sie ihn ein weiteres Mal zu einem klaren Bekenntnis zu bewegen, wollte sie doch unbedingt erfahren, ob er ernsthaft in eine andere Frau verliebt war. “Hast du uns bislang deine heimliche Angebetete noch nicht vorgestellt, weil du dir deiner Gefühle
nicht
sicher bist?”
    “Ich bin es schon”, antwortete er, wobei seine Miene düster wurde. “Nur die besagte junge Dame ist es leider nicht.”
    Lavinia schluckte den Kummer hinunter. “Oh James, das kann ich mir gar nicht vorstellen! Du bist doch einer der begehrenswertesten Männer in der Stadt …” Sie zögerte. “Warum hast du mir nichts von ihr erzählt?”
    “Du hättest dich doch nur lustig über mich gemacht.”
    Traurig senkte sie den Blick. “James, wie kannst du nur so über mich denken? Oh, gewiss, ich necke dich gern, aber das tue ich nicht häufiger als du.” Sie war so aufgeregt, dass sie nicht mehr so recht wusste, was sie sagen sollte. “Wenn du wirklich in sie verliebt bist, akzeptiere ich deine Entscheidung mit dem größten Wohlwollen.”
    Er hob ihr Kinn an, damit sie seinem ernsten Blick nicht ausweichen konnte. “Lavinia, es ist nicht dein
Wohlwollen
, das ich will. Kannst du das nicht verstehen?”
    “Ja, natürlich”, sagte sie leise und senkte die Lider. “
Wohlwollen
– das klingt so herablassend. Wie dumm und gefühllos von mir. Ich selbst würde es abscheulich finden, wenn man es mir entgegenbrächte.” Dann sah sie ihn wieder an und lächelte breit, um ihre Betrübnis zu überspielen. “Lass uns einen Pakt schließen: Zwischen uns soll es kein Wohlwollen geben, keine gegenseitigen Beschuldigungen und keine Befragungen mehr, einverstanden?” Sie ergriff James’ Arm und bedeutete ihm mit einem Nicken, dass er ihr wieder in den Sattel helfen solle. “Komm, lass uns nach Hause reiten. Du musst pünktlich im Parlament sein.”
    Leise fluchend folgte er ihr aus dem Park hinaus auf den St. James Square. Er war genauso weit wie zuvor, außer dass er nun die Gewissheit hatte, dass sie Wincotes Antrag annehmen würde. Wie konnte er sie nur davon abhalten? Oder sollte er ihren Willen akzeptieren und sich ganz heraushalten? Gleichermaßen betrübt wie wütend kam er zu dem Schluss, dass man einen Menschen auch gehen lassen musste, wenn man ihn wirklich und wahrhaftig liebte. Andererseits habe ich doch die Pflicht, sie vor diesem Scharlatan zu beschützen,

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