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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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zu einem einfachen Knoten im Nacken zusammengebunden hatte und obgleich sie auffallend blass und erschöpft aussah, fand James sie bezaubernd. Ihre Augen hatten allerdings ihren Glanz verloren, was ihn zutiefst beunruhigte. “Lavinia, denkst du nicht, dass unser Theaterstück dich allmählich überfordert?”
    “Nun, es ist fürwahr kein leichtes Unterfangen, aber was ich begonnen habe, führe ich auch zu Ende.”
    “Ich bin froh, wenn es vorbei ist.”
    “Ich auch”, gab sie ehrlich zu.
    Er betrachtete sie aufmerksam. Womöglich sah sie der Aufführung nicht nur deswegen mit Ungeduld entgegen, weil die Vorbereitungen ihr über den Kopf zu wachsen begannen, sondern weil sie im Anschluss endlich ihre Verlobung mit Wincote bekannt geben wollte. Er setzte ein Lächeln auf. “Und wie steht es um deinen Verehrer?”
    “Was meinst du?”
    “Übt er sich noch immer in Geduld?”
    “Ich habe ihn in letzter Zeit kaum gesehen”, erwiderte sie knapp. Ihr Stolz hinderte sie daran, ihm ihre Entscheidung zu offenbaren. Sie musste befürchten, dass sie zu redselig würde und mehr von ihren Gefühlen preisgäbe, als es ihr recht war. “Er musste wie du ins Parlament. Aber heute wird er wohl wieder an der Probe teilnehmen.”
    Wie gerufen betrat Lord Wincote den Raum. Diesmal verfinsterte seine Miene sich nicht, als er James sah, sondern er setzte ein herzliches Lächeln auf, als freue er sich, ihn nach langer Zeit wiederzusehen. “Lady Lavinia, Corringham, guten Tag. Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Mylady?”
    “Es geht mir ausgezeichnet, Mylord. Und Ihnen?”, erkundigte Lavinia sich höflich.
    “Ich bin guter Dinge, danke”, erwiderte Wincote mit einer Verbeugung.
    “Ich bin froh, dass Sie heute Zeit finden konnten.” Lavinia wies ihm einen Platz in der Runde an.
    “Wo waren Sie das letzte Mal, Wincote?”, fragte James in vorwurfsvollem Ton.
    “Ich hatte wichtige Geschäfte zu erledigen. Lady Lavinia war so gütig, mir zu verzeihen …”
    “Ich hoffe, dass Ihre Verpflichtungen Sie nicht zu stark in Anspruch genommen haben. Sie sehen ein wenig erschöpft aus”, bemerkte James unverblümt.
    “Die jüngsten Ereignisse im Parlament nahmen mich leider gänzlich in Beschlag, genau wie Sie, Corringham.”
    “Hat Sie die Anklage gegen Ihre Majestät so sehr mitgenommen?”
    “Nun, keineswegs. Allerdings bin ich durchaus der Meinung, dass die Königin das Recht haben sollte, mit ihrem Gemahl genauso zu verfahren, wie er es mit ihr zu tun pflegt. Ja, ich bin in der Tat für gleiches Recht für beide”, erwiderte Wincote selbstbewusst.
    Der Hauch eines Schmunzelns erschien um James’ Mund. “Dann sind Sie also ein Verfechter der Gerechtigkeit?”
    Wincote schaute ihn fragend an. “Natürlich.”
    “Dann hoffe ich für Sie, dass Sie Ihre Überzeugung nie bereuen müssen.”
    Lavinia schaute von einem Gentleman zum anderen. Gleichwohl die beiden in Rätseln sprachen, spürte sie, dass ihre Konversation nichts mit den Verhandlungen in Westminster zu tun hatte. Dass James ihr etwas über Lord Wincote verschwieg, war ihr nicht entgangen. Vermutete er jedoch noch immer, ihr Verehrer sei ein Dieb oder wisse zumindest etwas über den Verbleib der Juwelen, irrte er sich. Lady Grahams Schmuck war nämlich, so hatte Constance es ihr gegenüber kurz angedeutet, wieder aufgetaucht. Nur die Details über das Auffinden des Schmucks waren ihr noch nicht bekannt.
    Zum Glück gesellte sich Lord Haverley, der gerade angekommen war, zu ihnen und unterbrach die merkwürdige Unterhaltung der beiden Gentlemen, indem er sein Bedauern darüber zum Ausdruck brachte, dass Lord Wincote den großen Greatorex verpasst habe. Weniger erbaulich erwies sich indes seine Ankündigung, Lady Rattenshaw sei leider unpässlich und müsse daher ein zweites Mal der Probe fernbleiben.
    Lavinia hatte jedoch keine Gelegenheit, ihm ihre Betrübnis darüber auszusprechen, denn Lord Wincote erklärte für jedermann gut hörbar: “Ich werde Versäumtes bald aufholen, Lord Haverley. Lady Lavinia und ich haben nämlich die Absicht, demnächst Greatorex’ ‘Romeo und Julia’-Aufführung im Theater anzusehen.”
    Lavinia stockte der Atem vor Schreck. Wincote versuchte tatsächlich, sie in die Enge zu treiben – davon einmal abgesehen, dass James und alle anderen Anwesenden annehmen mussten, sie habe mit ihrem Einverständnis, ihn ins Theater zu begleiten, auch ein Zeichen ihrer Zuneigung gesetzt, was nur auf eine Vermählung hinauslaufen konnte. Es war

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