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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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erkundigte Wincote sich verblüfft. “Ich verstehe nicht.”
    “Ach, es ist nicht weiter von Bedeutung”, erwiderte sie ruhig, um die Stiefmutter, die ebenso aufhorchte wie ihr Gast, nicht zu beunruhigen. “Ich habe Sie beide neulich bei ‘Hatchard’s’ gesehen und dachte, Lady Rattenshaw habe Ihnen vielleicht erzählt, dass sie nicht kommen würde.”
    “Nein, sie hat mir gegenüber nichts dergleichen angedeutet, Mylady. Wir sind uns auch nur zufällig auf der Straße begegnet. Da sich herausstellte, dass wir beide in das Buchgeschäft gehen wollten, bat sie mich bei dieser Gelegenheit bei einem Werk um meine Meinung. Anschließend bot sie mir aus Dankbarkeit an, mich nach Hause zu fahren, da sie mit der Kutsche unterwegs war und ich zu Fuß. Unsere Wege trennten sich schließlich vor meiner Haustür. Ich hatte keine Ahnung, dass sie der Probe fernzubleiben beabsichtigte, und es betrübt mich nun umso mehr, Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet zu haben.”
    Seine Ansprache hatte sich, wie Lavinia befand, zwar plausibel angehört, und doch konnte sie ihm nicht wirklich glauben. Dies mochte wohl vor allem daran liegen, dass sie ihn und Lady Rattenshaw so vertraut miteinander hatte plaudern hören. Andererseits stellte sie fest, dass seine Antwort sie nicht mehr interessierte, denn Lord Wincote hatte seine Anziehungskraft für sie verloren. Und als er sie, nachdem sie ihn darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass die Proben für ein bis zwei Wochen ausfallen würden, beim Abschied wieder so eindringlich ansah, war sie weniger verwirrt als erleichtert, ihn so bald nicht wiederzusehen.
    Kaum war er fort, runzelte die Duchess die Stirn und neigte sich zu ihrer Stieftochter vor. “Was hatte deine Bemerkung bezüglich Lady Rattenshaw und Lord Wincote zu bedeuten?”
    Lavinia lächelte zufrieden. “Ach, es ist nichts Wichtiges, Mama.”
    “Nichts Wichtiges!”, protestierte Frances. “Falls der junge Mann mit deinen Gefühlen spielen sollte …”
    “Nein, das tut er ganz bestimmt nicht. Wenn jemand das Nachsehen hat, so ist es Lord Wincote selbst.”
    Die Stiefmutter erhob sich und nahm auf dem Sheratonsessel neben Lavinia Platz. “Heißt das, du hast dich entschieden?”
    “Ja, ich werde ihm einen Korb geben”, erwiderte die junge Frau entschlossen. Als Frances vor Erleichterung aufseufzte, fügte sie mit einem Lächeln hinzu: “Ich beabsichtige es ihm jedoch erst nach der Aufführung zu sagen und bitte dich inständig, niemandem von meiner Entscheidung zu erzählen, vor allem nicht James.”
    Ihre Gnaden hob eine Braue. “Warum das?”
    Lavinia spürte sich heftig erröten und erhob sich rasch, um ihrer Stiefmutter nicht ins Gesicht schauen zu müssen. Sie ging ans Fenster und blickte versonnen hinaus. “Es gibt keinen bestimmten Grund … Ich möchte nur nicht das Opfer seiner Schadenfreude werden … Ihm fällt garantiert wieder etwas ein, womit er mich ärgern kann.”
    “Oh Lavinia, du tust ihm unrecht. Ich weiß, dass ihm nur dein Glück am Herzen liegt. Er würde alles für dich tun.”
    “Ich widerspreche dir nicht, Mama, doch abgesehen davon wäre es unhöflich, meine Entscheidung überall kundzutun, bevor ich nicht unter vier Augen mit Lord Wincote gesprochen habe, denkst du nicht auch?”
    “Natürlich. Aber ist es nicht ebenso unhöflich, den Mann im Ungewissen zu lassen, obgleich du längst weißt, dass du ihn nicht erhören wirst?”
    Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich zur Stiefmutter um. “Das mag schon sein. Allerdings scheint mir mein Handeln gerechtfertigt, denn andernfalls bestünde die Gefahr, dass Lord Wincote aus verletztem Stolz nicht weiter mit uns Theater spielt. Einen neuen Lysander werde ich in der kurzen Zeit kaum finden.”
    “Allein die Befürchtung, auf sein Mitwirken verzichten zu müssen, kann dein Vorhaben aber keinesfalls ausreichend begründen.” Obgleich ihr Ton vorwurfsvoll war, lächelte sie und bedeutete Lavinia, dass sie ihr nicht böse sein konnte. “Du bist zu hart zu Lord Wincote, bedenkt man, dass er – nach seinem Verhalten dir gegenüber zu urteilen – eine positive Antwort von dir erwartet. Ich bin davon überzeugt, er wird ganz der Gentleman sein, den wir kennen, und dich trotz der erlittenen Enttäuschung nicht im Stich lassen.”
    Lavinia seufzte, musste sie doch einsehen, dass Frances recht hatte. “Ich verspreche dir, ihm gleich bei unserem nächsten Treffen mein Bedauern darüber auszusprechen, dass ich ihn nicht heiraten

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