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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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dachte er noch, bevor er sich an der Eingangstür von Stanmore House von ihr verabschiedete.
    Lavinia brachte kein einziges Wort mehr hervor, sondern reichte ihm nur kurz die Hand und ging hinein. Sie hätte weinen und sich ganz vor der Welt verschließen mögen, doch die Ankündigung des Butlers, Lord Wincote warte im Empfangszimmer mit Miss Hastings auf sie, da die Duchess nicht daheim war, lenkte sie einstweilen von ihrer Betrübnis ab.
    Als sie den Raum betrat, fand sie die beiden auf dem Sofa sitzend und ihren Rollentext rezitierend vor. Kaum hatte Lord Wincote sie bemerkt, sprang er auf und kam ihr mit breitem Lächeln entgegen.
    Er verbeugte sich. “Guten Morgen, Lady Lavinia.”
    Bevor Lavinia antworten konnte, ergriff Miss Hastings das Wort. “Wenn Sie mich entschuldigen würden – ich habe die Kinder nun lange genug allein gelassen”, sagte sie knapp und erhob sich. Dann warf sie Lord Wincote einen bedeutsamen Blick zu und verließ das Zimmer.
    Lavinia zweifelte keinen Augenblick daran, dass der Gentleman sie um diesen Gefallen gebeten hatte. Doch wenn er sich ein intimes Stelldichein mit ihr erhofft hatte, hatte er sich getäuscht. “Mylord, müssen Sie heute nicht ins Parlament?”
    “Nun, ich war gerade auf dem Weg dorthin, als mir der beglückende Gedanke kam, Ihnen kurz meine Aufwartung zu machen. Miss Hastings versicherte mir, Sie würden nicht allzu lang fort sein.”
    “Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches, Mylord?”
    Er kam noch einen Schritt näher. “Vor allem sehnte ich mich danach, Sie wiederzusehen. Ich möchte Sie aber auch ins Theater einladen. Da ich zu meinem größten Bedauern Lancelot Greatorex nicht persönlich kennenlernen durfte, wollte ich Ihnen vorschlagen, seine Kunst vor Ort auf der Bühne zu bewundern. Was sagen Sie, meine Liebe?”
    Lavinia mochte die vertraute Anrede nicht, die er sich ihr gegenüber anmaßte. Es klang, als sei er sich ihrer bereits völlig sicher. Bestimmt hatte das Gespräch mit ihrem Vater gestern im Parlament ihm den letzten Zweifel genommen. “Leider habe ich Greatorex bereits im ‘Drury Lane’ gesehen.”
    Er nahm ihre Hand und führte sie zum Kuss an die Lippen. “Dann gehen wir eben zu seiner nächsten Aufführung, zu ‘Romeo und Julia’.”
    Lavinia seufzte unhörbar und schalt sich insgeheim, so zögerlich gewesen zu sein und ihn in dem Glauben gelassen zu haben, sie brauche zwar noch ein wenig Zeit, um sich endgültig zu entscheiden, sei jedoch grundsätzlich interessiert. Es war unumgänglich, dass sie dieses Missverständnis richtigstellte.
    “Mylord”, begann sie in feierlichem Ton und entzog ihm ihre Finger. “Es gibt etwas, das ich Ihnen sagen muss.”
    Er schaute sie erwartungsvoll an. “Ja?”
    “Sie waren so freundlich, mir einen Antrag zu machen …”
    “In der Tat, denn – ich wiederhole mich – ich wünsche mir nichts sehnlicher, als Sie zum Traualtar zu führen”, unterbrach er sie ungeduldig und mit hoffnungsvoller Miene.
    “Da ich für das, was ich Ihnen zu sagen habe, keine wirklich tröstenden Worte finde, bin ich so frei und spreche unumwunden. Mylord, ich kann Sie nicht heiraten.”
    “Nicht heiraten?”, wiederholte er verdutzt. “Sie belieben zu scherzen.”
    “Keineswegs, Lord Wincote. Ich bin mir der Ehre durchaus bewusst, aber ich kann trotzdem nicht Ihre Frau werden.”
    Er starrte sie ungläubig an. “Sicher hat man Ihnen geraten, mich erst einmal abzuweisen, bevor Sie mich schließlich doch erhören, weil eine junge Dame für gewöhnlich den ersten Antrag abzulehnen pflegt.”
    “Nein, niemand hat meine Entscheidung beeinflusst. Außerdem liegt es mir fern, mit Ihren Gefühlen zu spielen.”
    “Warum sagen Sie dann Nein?”, fragte er und machte eine hilflose Geste.
    “Ich liebe Sie nicht.”
    “Das wird sich ändern, da bin ich mir ganz sicher. Aus diesem Grund möchte ich Sie ja auch unabhängig von den Proben sehen, damit wir uns besser kennenlernen.”
    “Meine Entscheidung steht fest”, erwiderte sie mit sanfter Stimme.
    “Lady Lavinia”, begann er und schaute sie eindringlichen Blickes an, wobei er wieder ihre Hand ergriff. “Sie sagten, Sie würden mir nach der Aufführung unseres Theaterstückes antworten …”
    “Das stimmt wohl, aber ich möchte Sie nicht im Ungewissen lassen, wenn ich doch bereits zu einem Ergebnis gekommen bin”, entgegnete sie dem erregten jungen Mann und entzog ihm vorsichtig die Hand.
    Wincote nahm nicht weiter Notiz davon. “Nein, ich bin davon

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