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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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überzeugt, dass Sie weit davon entfernt sind, einen klaren Entschluss gefasst zu haben. Ich werde also geduldig und wie abgemacht Ihrer endgültigen Antwort harren, bis wir das Stück aufgeführt haben.”
    “Sie werden weiterhin mit uns Theater spielen?”, fragte sie erstaunt.
    Er lächelte. “Natürlich.”
    “Obgleich Sie wissen, dass ich Ihnen am Ende doch einen Korb geben werde?”
    “Das werden Sie ganz gewiss nicht tun, Mylady”, betonte er und beugte sich so weit vor zu ihr, dass sie annehmen musste, er wolle sie küssen. Aber er machte nur einen Diener, um sich zu empfehlen. “Bis zu dem besagten Termin vergessen wir diese kleine Unterredung am besten, meine Liebe”, sagte er und ging.
    Kaum war die Tür hinter Lord Wincote ins Schloss gefallen, atmete Lavinia erleichtert auf, obgleich das Ergebnis ihrer Aussprache äußerst unbefriedigend war. Immerhin hatte sie sich unmissverständlich ausgedrückt und somit auch dem Wunsch der Stiefmutter entsprochen.
    Auf dem Weg zu ihrem Schlafzimmer begegnete sie Miss Hastings.
    “Nun? Ist er nicht ein ausgesprochen kultivierter und gefühlvoller Gentleman?”, fragte ihre alte Gouvernante mit verklärtem Blick. “Ich habe mich wohl gründlich in ihm geirrt. Er ist so freundlich und zuvorkommend. Ich bin froh, dass Sie und er ein Paar werden.”
    “Hat er Ihnen das gesagt?”
    “Nun, nicht direkt. Doch er bedeutete mir, dass es keinen Grund gebe, ihn nicht einige Minuten mit Ihnen allein zu lassen. Er ist ja so sympathisch …”
    “Miss Hastings, ich habe ihn keineswegs erhört, Sie hätten nicht …”
    “Oh, das sagte er auch. Doch fügte er hinzu, dass Ihre Antwort reine Formsache sei und Sie ihn nur auf die Probe stellen wollten. Er hat nicht vor, Sie zu enttäuschen, denn er ist sehr in Sie verliebt”, erklärte die ehemalige Gouvernante in schwärmerischem Ton.
    Lavinia machte ein überraschtes Gesicht. “Sagte er das?”
    “Jawohl. Er meinte, dass er Sie unendlich verehre und ohne Sie nicht existieren könne. Natürlich beschwor ich ihn, sich um Gottes willen nicht zu versündigen und seinem Leben ein Ende zu setzen. Zum Glück versprach er mir, sich meiner Worte zu erinnern, falls die Verzweiflung ihn zu übermannen drohe … Lavinia, was erheitert Sie so?”
    Sie versuchte sich zu beruhigen, doch kaum hatten ihre Züge sich entspannt, brach sie wieder in lautes Gelächter aus. Keines weiteren Wortes fähig, setzte sie ihren Weg in ihr Schlafgemach fort, um sich, kaum dass sie es betreten hatte, auf dem Bett niederzulassen. Miss Hastings’ Worte hatten sie nicht wirklich amüsiert, und das sardonische Gelächter, das sie überkommen hatte, verwandelte sich in der Einsamkeit ihres Zimmers in einen unkontrollierten Weinkrampf. Lord Wincote wollte sie um jeden Preis – James hingegen, den sie über alles liebte, verschmähte sie. Er hatte ihr doch eben erst erklärt, dass er es nicht mit ihr aufnehmen könne. Ganz bestimmt hatte er ihr mit seinem Kommentar zu ihrem kleinen Wettstreit im Greenpark einen diskreten Hinweis geben wollen, dass er sie nicht zur Frau haben wolle. Welcher jungen Dame mag er nur sein Herz geschenkt haben?, fragte sie sich schluchzend. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass er meine Gefühle niemals erwidern wird …
    Kraftlos erhob sie sich, legte ihr Reitkostüm ab und wusch sich das Gesicht, um sogleich in ein leichtes geblümtes Tageskleid zu schlüpfen. Während sie ihr frisch gebürstetes Haar im Nacken zusammenband, überwand sie sich und setzte ein Lächeln auf, bevor sie wieder in den Flur hinausschritt – in der Hoffnung, bei ihrer Malerei Zerstreuung zu finden.
    In der zweiten Septemberwoche, als die Anklageerhebung gegen die Königin abgeschlossen war und deren Verteidigung auf Anfang Oktober vertagt wurde, sah Lavinia keinen Grund mehr, die Proben noch länger ausfallen zu lassen, zumal der
ton
zu den üblichen Amüsements zurückkehrte und sämtliche Beteiligten nun wieder Zeit für sie erübrigen konnten.
    Sie hatte für den Nachmittag eine Zusammenkunft mit ihren Mitstreitern anberaumt und stellte gerade die Stühle im Halbkreis auf, wie sie es jedes Mal zu tun pflegte, als James in den Ballsaal kam.
    “Ach, ist noch niemand sonst hier?”, fragte er Lavinia freudig überrascht.
    Sie sah ihn an und mahnte sich insgeheim, ganz ruhig zu antworten, damit er ihr nicht anmerke, wie aufgeregt sie war, ihn wiederzusehen. “Nein, du bist der Erste, James.”
    Obwohl sie ein schlichtes Kleid trug und ihr Haar

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