Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
Vom Netzwerk:
hätte ich Sie natürlich eingeladen, mit uns zu dinieren. Bitte kommen Sie doch an unseren Tisch.”
    Zu Lady Rattenshaws Bestürzung wies Lavinia dem Künstler den Platz neben ihr an, welcher Sir Percys Unpässlichkeit wegen unbesetzt geblieben war. Umgeben von all ihren neuen Bekannten sah sie natürlich keine Möglichkeit, den Kollegen ins Vertrauen zu ziehen.
    James, der Marianne gegenübersaß, warf ihr einen flehenden und zugleich warnenden Blick zu. Er konnte nur hoffen, dass der Schauspieler, ahnungslos, wie er war, nichts von sich gab, das Marianne vor versammelter Runde enttarnte und bloßstellte.
    “Ich denke, Sie kennen bereits jeden hier am Tisch, außer Lord Wincote, der den Part des Lysander übernommen hat.” Lavinia nickte dem Gemeinten freundlich zu. “Und Lady Rattenshaw. Sie ist erst vor Kurzem aus Indien zurückgekehrt und hat sich für unser bescheidenes Vorhaben als eine unglaubliche Bereicherung herausgestellt. Sie werden bald zu sehen bekommen, wie überzeugend sie die Helena spielt.”
    “Oh, ich kann es kaum erwarten”, erwiderte der große Mime mit leiser Ironie in der Stimme und setzte ein Lächeln auf, das man ohne Weiteres auch als ein Schmunzeln hätte deuten können. “Guten Abend,
Mylady
.”
    Marianne nickte nur und warf ihm einen vernichtenden Blick zu, der Lavinia nicht entging. Irgendetwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu, dachte sie bei sich. Und James weiß etwas darüber, dessen bin ich mir sicher, so aufgesetzt unbeteiligt er sich gerade gibt, als finde er ihr Gebaren nicht im Geringsten sonderbar. Sobald sich mir eine Gelegenheit bietet, werde ich ihn zur Rede stellen.
    Von dieser Irritation einmal abgesehen, gestaltete sich der Abend ungemein unterhaltsam. Das Menü war ausgezeichnet, der Wein floss in Strömen, und alle Gäste plauderten lebhaft miteinander. Greatorex hatte zum Glück so viel Feingefühl an den Tag gelegt, dass er, als ahne er, wie wichtig sein Schweigen bezüglich Lady Rattenshaw war, seiner Tischnachbarin nicht mehr Aufmerksamkeit schenkte als den anderen Gästen. Selbst Lady Lavinia fand Ablenkung von ihrem Kummer, lachte und scherzte mit Sir Percy und Duncan und widmete sich mit gutem Appetit dem köstlichen Menü. Im Zuge dieser Unbeschwertheit neckte sie James in gewohnter Weise, worüber dieser sich trotz seiner Betrübnis freute, denn er hatte Lavinia schon lang nicht mehr so gut gelaunt gesehen. Auch Lord Wincote profitierte von ihrer überschwänglichen Fröhlichkeit. Sie pflegte überaus höflich und zuvorkommend Konversation mit ihm und nährte auf diese Weise einmal mehr seine Zuversicht, sie am Ende doch zum Traualtar zu führen.
    Sie machte keine weitere Anstrengung mehr, ein privates Gespräch mit James zu suchen. Was spielt es noch für eine Rolle, ob er jetzt von meiner Entscheidung bezüglich Lord Wincotes Antrag erfährt oder später, wie all die anderen, fragte sie sich insgeheim. War Lady Rattenshaw tatsächlich seine heimliche Auserwählte, würde sie, Lavinia, sich mit ihrem Geständnis, das ihm gleichsam kindisch vorkommen musste, nur lächerlich machen. Fühlte er sich von reiferen Frauen angezogen, hatte sie wahrlich keine Chance, von ihm eine Liebeserklärung zu hören. Überdies schlug die Uhr bereits zwei, und einer nach dem anderen empfahl sich mit dem Versprechen, bei der nächsten Probe pünktlich zu sein, denn man hatte sich vorgenommen, bei dieser Gelegenheit die von Constance und ihren Gehilfinnen genähten Kostüme anzuprobieren, umso einen Vorgeschmack auf die unmittelbar bevorstehende Aufführung zu bekommen.

10. KAPITEL
    D ankbar, sich vorerst nicht mit ihrer misslichen Situation auseinandersetzen zu müssen, widmete Lavinia den Vorbereitungen für die bevorstehende Aufführung viel Zeit. Sie entwarf eine Ankündigung, die in der Tageszeitung veröffentlicht werden sollte, schrieb Einladungen an sämtliche Freunde und Bekannten stellte die Bühnenbilder fertig und instruierte die Dienerschaft, wie der Ballsaal einzurichten war, damit man unverzüglich mit den Räumungs- und Dekorationsarbeiten beginnen konnte.
    Endlich brachte Constance die Kostüme für die heutige und vorletzte Probe, und während um sie herum die Lakaien Mobiliar für das Bühnenbild quer durch den Raum trugen und Lavinia die kunstvoll geschneiderten Gewänder über Stühle, Sessel und Tische auszubreiten begann, um sie in Augenschein nehmen zu können, verkündete Constance überglücklich, dass Lord Haverley ihr, was sie nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher