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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Tagesanbruch würde er Paris verlassen und endlich nach London reisen. Er würde nach Norden gehen, während sie nach Süden zog, das Engelbild unter dem Arm. Als besondere Ironie erschien es ihm – und sehr passend –, dass mitten in der ganzen Aufregung auch noch jemand den Saphirring, der ihre Verlobung symbolisierte, stibitzt hatte.
    Das würde also das Ende seines einzigen, katastrophalen Versuchs mit der Liebe sein.
    „Mylord, wenn Sie erlauben!“ Japsend polterte der Gastwirt hinter ihm die Treppe herauf. „Auf ein Wort, wenn Sie erlauben!“
    John blieb nicht stehen. „Warum? Sind meine Zimmer voller Schaben und Ratten, eine charmante Geste Ihrerseits, um mich morgen früh loszuwerden?“
    „Nein, Mylord.“ Der Wirt ignorierte die Beleidigung und trabte neben ihm her. „Da drinnen wartet ein Besucher auf Sie, Mylord.“
    „In meinen Räumen?“ John blieb abrupt stehen. Das Letzte, was er heute Nacht wünschte, war Gesellschaft. „Verdammt noch mal, was hat Sie geritten, irgendjemanden …“
    „Sie bat mich drum, Mylord“, unterbrach ihn der Gastwirt und senkte den Blick. „Sie scheint eine Dame zu sein, jung und sehr schön, wenn auch ziemlich aufgeregt, und ich …“
    Aber John war schon vorausgeeilt. Es war verrückt zu hoffen, es könnte Mary sein, zu glauben, sie wäre mitten in der Nacht hierher gekommen. Trotzdem konnte er nicht schnell genug die Tür öffnen.
    Beim Öffnen der Tür erhob sie sich rasch. Sie hatte in einem Sessel neben dem Feuer gesessen und stand mit einer solch anmutigen Bewegung auf, dass John wie festgenagelt in der Türöffnung stehen blieb.
    „John“, sagte sie und ihre Stimme war nur ein Flüstern. Mary umklammerte so fest den Stuhl, dass er befürchtete, sie würde zu Boden stürzen, wenn sie die Lehne losließe. In wirren Locken umrahmte das Haar ihr Gesicht. Voller Unsicherheit blickte sie ihn an. „Ich fragte mich schon, ob du jemals zurückkehren würdest.“
    „Wenn ich gewusst hätte, dass du auf mich wartest“, erwiderte er langsam, „wäre ich sofort gekommen.“
    Der Wirt räusperte sich. „Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, Mylord?“
    „Das ist es“, antwortete John. „Lassen Sie uns jetzt allein.“
    Der Mann schloss die Tür. John rührte sich nicht. Er wollte Mary nicht erschrecken und wartete, dass sie zu ihm käme.
    Doch alles, was sie tat, war, zu Boden zu blicken. „Ich bin gekommen, mich dafür zu entschuldigen, dass ich dich so plötzlich verlassen habe.“
    „Ist das alles?“, fragte er, obwohl er sich nicht sicher war, was er eigentlich noch erwartete. Sie war zu ihm gekommen; das sollte genügen.
    „Wenn du mir verzeihst, nun ja, dann ist das ein Anfang.“
    Er entschied sich, ihr die Wahrheit zu sagen, denn er hatte keinen Grund, etwas zu verbergen. „Als ich mich umdrehte, warst du fort“, rief er schroff. „Ich dachte, du würdest bleiben.“
    „Das wollte ich auch“, gestand sie. „Doch ich war so erstaunt über das, was ich da hörte, und in meiner Unsicherheit ging ich zu Miss Wood. Sie wollte mich nicht wieder zu dir gehen lassen.“
    „Ach so.“ Warum hatte er nicht daran gedacht? Wieso fiel ihm nichts anderes ein als ein lächerliches Ach so ?
    „Es tut mir leid“, sagte Mary. „Ich hätte dableiben sollen. Es war feige, fortzulaufen.“
    „Nie und nimmer bist du ein Feigling, Mary“, widersprach John. „Noch solltest du dich bei mir entschuldigen. Ich selbst hätte dir das alles erzählen sollen.“
    „Du hättest es mir erzählen sollen, wenn du dazu bereit gewesen wärst“, antwortete sie sanft. „Die andere Frau, diese Madame Turgeon, hast du sie … hast du sie gemocht?“
    „Oh, Mary“, entgegnete er und wünschte von Herzen, er könnte alles, was er mit Marie Turgeon und einer Menge anderer Frauen wie ihr getan hatte, ungeschehen machen. „Sie bedeutete mir nichts, ebenso wenig wie ich ihr. Allerdings bin ich nicht ohne Fehler, Mary, nicht immer habe ich der Versuchung widerstanden, wie ich sollte. Ich bin auch nicht stolz drauf, aber bevor ich dich traf …“
    „Still“, sagte sie weich und legte ihm den Finger auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Es ist nicht wichtig für mich. Das Leben eines Mannes und eine zerstörte Ehe auf dem Gewissen zu haben, selbst wenn du das Leben in einem Ehrenhandel genommen hast, diese fürchterliche Bürde ist schwer genug zu tragen.“
    Wie hatte sie es nur erraten können? Sein liebes Mädchen vom Lande – wie hatte Mary wissen können,

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