Lady Marys romantisches Abenteuer
wie schwer dieser Tod ihm auf der Seele lastete? Ein Leben lang hatte er alles für sich behalten, und nun bot sie ihm Verständnis und Erleichterung. Es war mehr, als er annehmen konnte. Mehr, als er verdient hatte.
Hatte sie eine Vorstellung davon, wie sehr er sie liebte?
„Ich hätte dich verteidigen sollen“, sagte er. „Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Turgeon dir solche Namen gab.“
„Wie? Und deswegen dein oder sein Leben riskieren?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das wäre tausend Mal schlimmer gewesen. Ich weiß, ich bin nicht das, was er mich nannte, ganz gleich, wie schockiert Miss Wood darüber sein mag, dass du nicht mein Ritter sein wolltest.“
„Ich hätte es wissen müssen, dass Miss Wood für Ritter schwärmt.“
Zum ersten Mal lächelte sie, obwohl es nur ein halbes, nicht sehr amüsiertes Lächeln war und sie es dem Boden schenkte, nicht ihm.
„Für die Damen in ihrer Obhut erwartet Miss Wood keinen Geringeren als Sir Galahad auf einem schneeweißen Streitross“, meinte sie. „Nach dem, was sie im Garten gehört hatte, entschied sie, du seiest ein Lump und ein Spitzbube. Sie mag dich nicht mehr sehr, John.“
„Ha!“, sagte er. Es war ihm ziemlich gleich, ob Miss Wood ihn gut leiden konnte oder nicht. „Und du?“
Fast erschrocken über seine Frage sah sie ihn an. Dann erstrahlte ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
„Oh ja“, antwortete sie zärtlich, und auf ihrem Gesicht breitete sich ein überwältigtes Staunen aus, so, als wäre sie sich zum ersten Mal ihrer Gefühle bewusst. „Sehr!“
Wieder sah sie zu Boden und suchte in ihrer Tasche nach etwas. Endlich hielt sie ihm die geöffnete Hand hin, sodass er den Saphirring sehen konnte.
„Dann hast du ihn die ganze Zeit gehabt“, stellte er fest. „Ich dachte, irgendjemand hätte ihn gestohlen.“
„Ich würde ihn niemandem überlassen.“ Sie hob das Kinn ein wenig höher, während sie mit dem Ring auf John zuging. „Er gehört immer noch dir, bis du ihn mir gibst.“
„Dann lass es mich jetzt tun.“ Er nahm den Ring und kniete vor ihr nieder. „Ich werde nie Miss Woods Galahad sein. Aber ich kann das hier tun.“
„Ich will Galahad nicht“, brachte sie stockend hervor. „Ich will dich.“
„Dann nimm mich“, sagte er und nahm ihre Hand. Auch seine Stimme war belegt. Marys Hand zitterte, und es rührte John unendlich, dass sie genauso aufgeregt war wie er. „Werde meine Frau, Mary, und nimm alles, was ich habe und was ich dir voller Liebe anbiete.“
„Ja“, hauchte sie. „Oh, John, ja!“
Rasch steckte er ihr den Ring an den Finger, stand auf und nahm sie in die Arme. Er war sich nicht sicher, ob er sie oder sie ihn zuerst küsste. In diesem Moment wusste er nur, dass er sie mehr vermisst hatte, als er es für möglich gehalten hätte. In ihrem Eifer stieß Mary mit ihm zusammen und beide wären um ein Haar umgefallen. Sie lachte in seinen Mund und lachte dann einfach weiter, aus purem Entzücken. John verstand. Nie war er glücklicher gewesen. Und wenn sie tausend Jahre lang Mann und Frau sein würden, er konnte schwören, er würde ihrer nie müde werden.
„Warte, John“, sagte sie, nachdem sie sich schließlich aus seiner Umarmung gelöst hatte. Ihre Wangen glühten, ihre Frisur war zerzaust, und er liebte sie deswegen umso mehr. „Bitte, bitte. Da ist eine Sache, die ich dir vorher sagen sollte.“
Er beugte sich vor, um die kleine Mulde an ihrer Kehle zu küssen. „Warum denn?“
„Weil … weil es gesagt werden muss.“
Er genoss es, sie so nervös machen zu können wie jetzt. „Ich liebe dich, mehr muss nicht gesagt werden.“
„Gut, das natürlich auch, aber da gibt es noch etwas, John.“ Sie nahm sein Gesicht in die Hände und hielt es fest. „Ja, ich will dich heiraten, hundert Mal, aber ich habe eine Bedingung.“
„Eine Bedingung?“ Sofort flammten Zweifel in ihm auf. „Was, um Himmels willen, willst du damit sagen, Mary?“
„Ich will damit sagen, dass ich dich noch heute Nacht heiraten will“, sagte sie, und alle Zweifel fielen von John ab. „Ich will nicht warten, bis du nach Aston Hall kommst, um bei Vater um meine Hand zu bitten. Und ganz bestimmt will ich nicht warten, bis die Hochzeit ausgerichtet ist oder das Aufgebot bestellt und die Gäste eingeladen sind. Ich möchte heute Nacht heiraten, John. Dann muss ich auf gar nichts warten.“
„Heute Nacht.“ Berauscht vor Verlangen, betrachtete er ihr schönes Gesicht, und langsam wurde ihm die
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