Lady Marys romantisches Abenteuer
erwiderte sie, und ihr Herz schlug vor Angst schneller. Worum ging es hier nur? „Monsieur, ich glaube nicht, dass irgendetwas daran Sie …“
„Sie dürfen niemandem etwas davon erzählen, Mylady“, unterbrach Dumont sie heiser. „Erzählen Sie niemandem davon, dass das Bild jetzt in Ihrem Besitz ist, oder dass Sie es von mir gekauft haben oder auch nur, dass Sie es gesehen haben!“
„So können Sie mir nicht drohen“, rief Mary aus und versuchte, tapfer zu sein. „Ich habe Sie für das Gemälde gut bezahlt. Wenn Sie hier ein übles Spiel treiben und mir drohen, damit ich es Ihnen wieder verkaufe, also, ich habe nicht die Absicht, das zu tun!“
Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Ich würde es nicht zurücknehmen, Mylady“, sagte er ungestüm. „Es gehört jetzt Ihnen und die Gefahr mit ihm, und ich …“
„Lady Mary!“
Diese Stimme erkannte Mary sofort.
„Miss Wood!“ Froh darüber, Dumont und seine beunruhigenden Andeutungen verlassen zu können, wandte sie sich rasch um. „Oh, Miss Wood, wie freue ich mich, dass Sie sich besser fühlen!“
„Was ich fühle, Mylady, ist die unbeschreibliche Erleichterung, Sie unversehrt vorzufinden.“ Sie eilte herbei und packte Mary energisch am Arm. „Aber sehen Sie sich nur an, Mylady. Ohne Hut und Sonnenschirm, die Sie vor der Sonne schützen, sind Sie auf die Straße gelaufen! Kommen Sie jetzt herein und machen Sie sich fertig, damit wir gehen können.“
„Gehen?“, fragte Mary verwirrt. In ihrer besten Jacke war die Gouvernante nicht zum Spazierengehen angezogen, sondern reisefertig. „Wo gehen wir hin, Miss Wood? Möchten Sie das Tor von Calais besuchen?“
„Wir verlassen Calais sofort, Mylady“, rief Miss Wood. „Ich habe genug von diesem elenden Gasthof und den unerträglichen Leuten, denen er gehört. Man sagte mir, unsere Kutsche stehe bereit. Da wir jetzt nicht mehr auf Monsieur Leclair warten müssen, werden wir abreisen, sobald Sie anstandsgemäß gekleidet sind. Beeilen Sie sich, bitte. Wir sollten möglichst eine große Strecke zurücklegen, bevor die Dunkelheit hereinbricht.“
„Jetzt?“, fragte Mary matt und sah an Miss Wood vorbei, um die Straße nach Lord John abzusuchen. Die Diligence war nun leer, nur noch wenige Leute standen um sie herum. Aber wo war die Bauersfrau mit den Erdbeerkörben, und wo war Lord John?
„Was ist, Lady Mary?“, erkundigte sich die Gouvernante besorgt. „Fühlen Sie sich nicht wohl? Sie sehen aus, als hätten Sie ohne Ihren Hut hier draußen zu viel Sonne abbekommen. Ihre Wangen sind gerötet.“
„Ich erwartete einen … einen Freund, Miss Wood“, sagte sie. Vielleicht hatte er wegen der Erdbeeren der Frau hinterhergehen müssen. Vielleicht hatte sie ihm keine verkaufen wollen, und er war woandershin gegangen. Er würde sie doch nicht gleich im Stich lassen, wenn sie ihm einmal den Rücken zuwandte. „Einen Freund.“
„Einen Freund, Mylady?“ Miss Wood runzelte die Stirn. „Verzeihen Sie, Mylady, aber welchen Freund könnten Sie hier in Calais haben?“
Ja, welchen Freund? Mary schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht glauben, was sie doch mit eigenen Augen sah. Dass er nämlich nicht da war. Vielleicht war es so am besten. Sie hätte Lord John wohl kaum Miss Wood vorstellen können und noch weniger ihrer Schwester. Und so war ihrem guten Ruf eine gemeinsame Reise mit ihm in einer überfüllten Postkutsche erspart geblieben. Es würde kein Adieu gegeben und keine Gewissensbisse. Da war nur dieser kleine Stich der Enttäuschung, aber auch der würde bald vergangen sein.
Ihr Lächeln war wehmütig und ihre Gefühle bittersüß. Kein Lachen mehr, keine versprochenen Erdbeeren, die süß und saftig auf der Zunge zergingen. Keine Abenteuer.
Sie sah zu der Mauerecke hinüber, wo Monsieur Dumont sie wegen des Gemäldes gewarnt hatte. Er war jetzt auch verschwunden. Gut möglich, dass sie sich das alles nur eingebildet hatte, oder nicht?
„Kommen Sie, Lady Mary“, sagte Miss Wood und geleitete sie zum Gasthof zurück. „In der Zwischenzeit wird Deborah Ihren Koffer gepackt haben, und auch Lady Diana sollte wohl fertig sein.“
Doch gerade als sie zusammen mit Miss Wood die Treppe hinaufsteigen wollte, eilte Madame Gris herbei. Sie hielt das schöne Bukett aus Rosen und Nelken im Arm.
„Einen Moment, Mylady, bitte!“, rief sie. „Sie haben die Blumen hier im Salon vergessen, Mylady, und auch noch so schöne.“
Miss Wood warf Mary einen äußerst durchdringenden Blick zu. In
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