Lady Marys romantisches Abenteuer
Kutsche zwischen ihnen verdeckte ihn und sein Pferd. Aber erkannte seine Stimme, als er die verschreckten Diener beruhigte.
Das konnte doch nicht sein, oder? War es wirklich möglich, dass er ihr gefolgt war? War er wirklich gekommen, als sie ihn am meisten brauchte?
„Lady Mary!“, rief er. „Falls Sie mich hören können, Sie sind jetzt sicher. Sie können zurückkommen!“
„Er ist es!“ Ohne auf ihre Röcke zu achten, die sich in den Zweigen verhedderten, stolperte sie aus dem Gebüsch. Sie musste zu ihm. Augenblicklich.
„Wo gehst du denn hin, Mary?“, fragte Diana unwirsch. „Ich dachte, wir müssten hier bleiben, sonst würde man uns verschleppen, um Lösegeld zu erhalten?“
„Kein Lösegeld“, rief Mary über die Schulter zurück. „Jetzt sind wir in Sicherheit!“
Die Zügel seines Pferdes in einer behandschuhten Hand, den Dreispitz in der anderen, stand Lord John Fitzgerald inmitten der Diener. Als Lord hatte er das Recht, den Hut aufzubehalten vor Leuten, die ganz klar unter ihm standen. Doch heute Nacht, da er vor einer Gruppe angstvoll zitternder Menschen stand, hielt er es anscheinend für wichtiger, sie zu beruhigen, indem er ihnen im Licht der Laternen sein Gesicht zeigte.
„Im letzten Gasthof hörte ich von einem Haufen verdreckt aussehender Kerle, die nach einer englischen Kutsche gefragt hatten“, sagte er gerade. „Ich erkannte, dass es sich um eure Kutsche handelte, und sagte das dem Besitzer. Allem Anschein hat es an diesem Teil der Straße schon etliche Raubüberfälle gegeben. Andere in der Nähe des Zapfhahns hörten unser Gespräch und erklärten sich bereit, mit mir zu kommen und zu versuchen, die Schurken zu fangen.“
„Da haben Sie eine gute Tat getan, Mylord“, meinte der Kutscher. „Diese Bastarde führten Böses im Schild, ohne Zweifel.“
„Das heißt, wir alle sind Ihnen dankbar, Mylord“, sagte Mary und trat ins Licht der Laternen. „Sie retteten uns. Jeder von uns steht in Ihrer Schuld.“
Miss Wood japste nach Luft und stürzte ihr entgegen. „Oh Mylady“, rief sie und ergriff Marys Hand, „ich bin so froh, Sie unverletzt zu sehen! Ist Lady Diana …“
„Auch sie ist in Sicherheit“, erwiderte Mary. Lord John drehte sich zu ihr um, und die Freude, die sie in seinem Gesicht lesen konnte, ließ sie die Angst dieser Nacht vergessen. Sie vergab ihm die Ungewissheit und die Zweifel, die sie seinetwegen erduldet hatte. Er lächelte, und sie erwiderte sein Lächeln.
Alles war so einfach und zugleich so kompliziert.
„Bringen Sie mir meine Erdbeeren, Mylord?“, fragte sie und vergaß ganz das halbe Dutzend verwunderter Zeugen.
Er schüttelte den Kopf, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Ich befürchte leider, Mylady, dass ich Sie enttäuschen muss, was diesen speziellen Auftrag betrifft. Aber wie froh bin ich, Sie zu sehen.“
„Verzeihen Sie, Mylady“, sagte Miss Wood mit einem höflichen kleinen Hüsteln, „aber wie es scheint, kennen Sie unseren Retter?“
Lord John antwortete, bevor Mary es tun konnte. „Ich traf Lady Mary gestern, als wir in einem Laden das gleiche Bild bewunderten. Sie hat mich dann auch im Preis überboten.“
„Ich verstehe.“ Und das tat Miss Wood auch. Ein nachdenklicher Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht, während sie von ihm zu Mary und wieder zurück schaute.
Mary errötete unter ihrem prüfenden Blick und dachte an Dianas Warnung, dass es fast unmöglich sei, Geheimnisse vor ihrer Gouvernante zu verbergen.
„Es war das Bild des Engels“, meinte sie hastig. „Der, den niemand leiden mag. Aber Seiner Lordschaft gefiel er. Seine Lordschaft mochte ihn genauso sehr wie ich.“
„Seine Lordschaft?“ Miss Woods Augen weiteten sich voller Interesse. „Verzeihen Sie mir, Mylord, dass ich Sie nicht wiedererkenne.“
„Lord John Fitzgerald, Ihr Diener, Madam“, sagte er. Doch als er jetzt Mary ansah, machte er ein ernstes Gesicht. „Sie haben das Bild mit dem Engel immer noch, nicht wahr, Mylady? Es ist noch in ihrem Besitz, nicht?“
„Oh ja, Mylord“, antwortete Mary schnell und wunderte sich über seinen Stimmungswechsel. „Es ist an einem Ort versteckt, an dem es kein Räuber suchen würde. Ich war ganz besonders vorsichtig, nachdem … ich meine, nachdem ich es gekauft hatte.“
Hatte Monsieur Dumont auch John in seine Warnung mit einbezogen? Sie konnte sich keinen Grund vorstellen, weshalb. Doch sie entschied sich, vor den Dienern vorsichtig zu sein und das Geheimnis des alten Mannes für
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