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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Gemälde betrachten und sich daran erfreuen“, sagte Miss Wood. „Seine Lordschaft hat unser Vertrauen verdient. Gehen Sie jetzt, Mylady, holen Sie das Bild. Lady Diana, Sie und ich sollten nun Gute Nacht sagen.“
    John vermochte nicht zu sagen, welche der beiden Schwestern in diesem Moment bestürzter war. Nicht gerade eine erfreuliche Reaktion. Fast erwartete er, dass Lady Mary wieder verschwinden oder ihm zumindest durch einen Diener irgendeine Entschuldigung überbringen lassen würde. Jedoch, bevor er sich noch versah, war Lady Mary zurück. Sie trug mit beiden Händen das Bild vor sich her wie eine Amazone ihren Schild – wenn auch einen Schild in schwerem, vergoldetem Rahmen.
    „Hier ist es, Mylord“, sagte sie und weigerte sich beharrlich, ihm in die Augen zu schauen. „Wie Sie sehen, ist es immer noch in tadellosem Zustand. Ich habe es nicht im Mindesten beschädigt. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden …“
    „Ich habe absolut nicht vor, Sie zu entschuldigen, Mylady“, sagte er entschieden.
    Sie sah ihn jäh an, und in ihren Augen entdeckte er das altbekannte Feuer. „Sie können mich nicht zwingen zu bleiben! Sie haben überhaupt kein …“
    „Dumont ist tot.“ Es war heraus und gerade so, als hätte er einen brennenden Balken aus dem Laden des alten Mannes auf den Esstisch vor ihnen geworfen.
    Mary stockte der Atem. „Das kann nicht sein! Ich sah ihn noch gestern, bevor wir Calais verließen!“
    „Er wurde letzte Nacht ermordet.“
    „Ermordet!“, rief sie entsetzt. „Sind Sie sicher?“
    „Ich selbst sah die Leiche“, antwortete er bedrückt. „Man hatte ihn in die Brust geschossen und dann seinen Laden angezündet, damit es wie ein Unfall aussehen sollte.“
    Ihr Gesicht drückte solche Ungläubigkeit aus, dass er die Ärmel seines Hemdes und seiner Jacke hochstreifte und ihr seinen Arm hinhielt, damit sie es glauben konnte. Die Haare waren abgesengt, die Haut rot und durch die Verbrennung angeschwollen. Es schmerzte höllisch, aber wenigstens lebte er. In seinem Leben hatte er an Grausamkeiten mehr als genug gesehen – besonders Indien war voll davon –, aber trotzdem konnte er nicht den Anblick von Dumonts Gesicht aus seiner Erinnerung verbannen: die eine Hälfte wie angebraten, rot und verbrannt, während auf der anderen immer noch der letzte, bestürzte Gesichtsausdruck lag, mit dem er seinen Mörder begrüßt hatte.
    „Ich war dort“, sagte John grimmig. „Ich sah alles. Ich zog Dumonts Körper aus den Flammen.“
    „Großer Gott, was für ein Wagnis Sie eingegangen sind!“, rief sie aus, und ihre Stimme wurde heiser. „Was, wenn Sie auch getötet worden wären, wenn sie Sie ermordet hätten und …“
    John warf einen Blick zur Tür, die in die Diele führte. Nicht weit entfernt hörte man die plaudernden Stimmen anderer Stammgäste. Das hier war keine Unterhaltung, die von irgendjemandem belauscht werden sollte.
    „Kommen Sie, lassen Sie uns nach draußen gehen“, schlug er vor und nahm sie beim Arm. „Wir wissen nicht, wer vielleicht zuhören könnte.“
    Sie nickte. So weit hatte sie ihn verstanden. Er streckte die Hand aus, um das Gemälde zu nehmen und für sie zu tragen, doch sie presste es eng an ihre Brust.
    „Wenn ich das Bild nicht gekauft hätte“, meinte sie mit zitternder Stimme, „wäre es zerstört worden. Dreihundert Jahre alt und dann verloren.“
    „Nehmen Sie es mit. Lassen Sie es um Gottes willen nicht zurück.“ Er führte sie durch die offenen Türen, den kleinen Hof und die Böschung hinunter, die zu einem nahen Bach führte. Dort waren sie durch die tief hängenden Weidenzweige vor dem Gasthaus verborgen, und das plätschernde Wasser übertönte ihre Worte.
    Sie wandte sich ihm zu. „Was haben Ihnen die Behörden in Calais gesagt? Haben sie irgendeinen Verdacht, was diesen abscheulichen Mord und die Brandstiftung betrifft?“
    „Das hier ist Frankreich, Mylady, nicht England“, antwortete er und verbarg nicht seine Erbitterung. „Dumont war ein alter Mann ohne Familie oder wichtige Freunde, ungeliebt und unbetrauert. Um solche Männer wird in diesem Land hier weder geweint noch erfahren sie Gerechtigkeit. Was man aus seinem Laden hat retten können, wird auf einer Auktion verkauft. Den ganzen Gewinn erhält der König.“
    „Das ist wohl kaum gerecht!“
    „Nein, Mylady, aber das hier ist nicht England“, wiederholte er. „Sie wären gut beraten, auch nicht hier zu sterben, oder Ihr Vermögen würde genauso

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