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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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die Männer, die sonst vorausritten, sich jetzt um die Kutsche herum scharten und hastig miteinander sprachen, war anders als sonst. Sie glitt auf dem Sitz zum Fenster hin und zog den Vorhang zur Seite, um in die Nacht hinauszuspähen.
    Ein dunkles Pferd mit einem schwarz gekleideten Reiter, dessen Gesicht hinter einem Tuch verborgen war, tauchte im Galopp neben der Kutsche auf. Das Einzige, was im schwachen Licht der Neumondnacht zu erkennen war, war der Lauf einer Pistole, die der Mann in der Hand hielt.
    „Halt dein Gespann an, Kutscher, oder ich erschieße dich!“,rief der Reiter. „Stell mich nur auf die Probe, wenn du es wagst!“
    Mary konnte jetzt erkennen, dass noch zwei weitere Berittene bei dem Mann waren. Alle hatten sie ihre Gesichter verhüllt und die Pistolen gezogen. So sehr sie sich auch wünschte, so schnell wie nur möglich entfliehen zu können, wusste sie doch, dass das unmöglich war. Und ihr Kutscher wusste es auch. Schon fuhr die Kutsche langsamer. Es würde nicht viel Zeit bleiben, um zu planen, was als Nächstes zu tun war.
    „Diana, Miss Wood!“, flüsterte sie und konnte ihre Verzweiflung nicht verbergen, während sie die beiden wachrüttelte. „Ihr müsst sofort aufwachen – sofort! Wir werden überfallen!“
    „Überfallen?“ Diana fuhr hoch und griff nach Marys Hand. „Oh Gott, was sollen wir nur tun?“
    „Wir müssen daran denken, dass wir englische Damen sind“, sagte Miss Wood, obwohl das Zittern in ihrer Stimme ihre Furcht verriet. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sie uns einschüchtern. Und wir müssen auf Gott vertrauen.“
    Doch Mary breitete bereits ein Taschentuch über ihre Knie.
    „Gib mir deine Ohrringe, Diana“, befahl sie, während sie selbst die großen Perlen – ihre Mutter hatte sie ihr hinterlassen, und sie waren ihr viel zu lieb, als dass sie sie einem Dieb ausgehändigt hätte – von den eigenen Ohren nahm. Sie griff nach Dianas Korallen und legte sie neben die Perlen auf das Taschentuch, verknotete alles und stopfte das Bündel tief in eine kleine Nische hinter der Karaffe mit dem Zitronenwasser. „Ich werde ihnen mein Silberarmband geben, wenn sie es verlangen, und du kannst ihnen diesen Ring geben. Miss Wood, gibt es eine kleine Börse mit Münzen, die wir ihnen überlassen können – widerstrebend natürlich, damit es echt aussieht?“
    Mit zitternden Fingern nestelte Miss Wood ihren Geldbeutel hervor. „Man sagte mir, es gäbe keine Wegelagerer in Frankreich, nicht auf der Straße nach Paris. Angeblich wären wir überall sicher. Wir hätten doch auf Monsieur Leclair warten sollen! Oh, meine Damen, was soll ich nur Ihrem Vater erzählen?“
    „Sie werden ihm sagen, dass wir uns so tapfer wie möglich benahmen“, erwiderte Mary und ergriff Dianas Hand. „Der Himmel möge uns beistehen, da sind sie!“
    Die Kutschentür wurde von einem Mann aufgerissen, der immer noch auf seinem Pferd saß. „Raus mit euch“, befahl er. „Los, ihr verdammten Schlampen!“
    Miss Wood schnappte nach Luft. „Das verbitte ich mir! Wir sind englische Damen, und wir …“
    „Halt das Maul und steig aus“, befahl der Mann und wedelte mit der Pistole. „Eure vornehmen Hintern wollen wir gar nicht.“
    Diana sprang zuerst heraus. „Ich habe geglaubt, Wegelagerer seien Ritter der Straße“, sagte sie und raffte hochmütig ihre Röcke. „Angeblich sollen Sie doch galant sein.“
    „Still, Diana. Hör auf.“ Mary legte ihrer Schwester den Arm um die Taille. Sie wollte sie zurückhalten, aber auch trösten. Der Kutscher, die Reiter und die anderen Diener standen bereits mit erhobenen Händen im Gras. „Sei doch einmal in deinem Leben still!“
    Während der erste Mann immer noch die Pistole auf sie gerichtet hielt, waren der zweite und dritte an den rückwärtigen Teil der Kutsche getreten und zerrten jetzt die Schrankkoffer und Schachteln hervor. Mit den Kolben ihrer Pistolen schlugen sie auf die Schlösser ein. Für Mary ergab all das keinen Sinn. Auch wenn sie selbst noch keine Erfahrungen mit Räubern gemacht hatte, so hatte sie doch einiges über sie gelesen. Und die, über die sie gelesen hatte, hatten alle den Passagieren ihr Eigentum und das Geld abgenommen und waren dann geflohen. Eigenartig, dass diese Männer hier es vorzogen, stattdessen ihr Gepäck zu durchsuchen. Doch vielleicht waren französische Räuber in dieser Hinsicht anders als englische?
    Aber sie hatten Englisch gesprochen, oder etwa nicht? Zuerst war Mary zu verschreckt gewesen,

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