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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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streckte die schmutzige Hand nach ihr aus, und Mary wich vor ihm zurück. Dabei rutschte sie auf einem glatten Stein aus und verlor das Gleichgewicht. Mit einem Aufschrei taumelte sie gegen den Mann. Sein gieriges, aufgedunsenes Gesicht war dicht vor ihr.
    Und dann legte sich ein anderer Arm um ihre Taille und zog sie zurück. Panisch schlug sie um sich und versuchte, sich freizukämpfen. Doch der Mann hielt sie fest.
    „Ist ja gut, meine Mary, bei mir bist du sicher“, sagte John. „Und ihr zwei haut ab. Die Dame gehört zu mir. Avec moi , verstanden?“
    Verblüfft über diesen Zufall hörte Mary auf, sich zu wehren. Warum war er nicht fortgegangen, wie er gesagt hatte? Wieso war er immer zur Stelle, um sie zu retten, wenn sie gerettet werden musste?
    Der Portier des Montmorency kam zu ihnen, in der Hand einen Knüppel. „Ah, Mylady, Mylord! Verzeihen Sie mir meine Nachlässigkeit! Geht es Ihnen gut? Solche Schurken, solche Gauner!“
    Er schwenkte drohend den Knüppel in Richtung der betrunkenen Soldaten und rief ihnen Worte hinterher, die Mary Gott sei Dank nicht kannte. Die beiden Männer fluchten zurück und schüttelten die Fäuste in seine Richtung, torkelten dann aber davon.
    „Sind Sie verletzt?“, fragte John besorgt. „Ist Ihnen etwas geschehen?“
    „Nein.“ Mary rang zitternd nach Luft und löste sich von John, glättete ihre Röcke und ordnete sich die Haare. Während sie sich mit ihrem Kleid beschäftigte, hielt sie die Augen gesenkt. Sie wusste, wenn sie jetzt aufblicken und ihn ansehen würde, kämen ihr vor Furcht wie auch vor Erleichterung die Tränen. „Mir geht es ausgezeichnet.“
    „Ganz bestimmt?“ Er nahm mit sanftem, festem Griff ihren Arm. Weil sie ihrer Stimme nicht sicher war, nickte sie nur wortlos. Sie musste stark sein. War sie nicht die vernünftige Schwester, diejenige, die alles richtete, was zu richten war? Diejenige, die ihre Zeit nicht mit Weinen verschwendete, wenn es noch etwas gab, das getan werden musste?
    Mit finsterem Blick legte der Portier den Knüppel über die Schulter und wandte sich an Mary. „Verzeihen Sie mir, Mylady, aber ich muss Sie bitten, vorsichtiger zu sein. Wir sind hier nicht in Paris, wohlgemerkt, doch für eine Dame ohne Begleitung ist keine Straße sicher.“
    „Es tut mir leid, Ihnen solche Unannehmlichkeiten gemacht zu haben“, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich schwöre, in Zukunft vorsichtiger zu sein.“
    „In Zukunft“, bestätigte John und nahm ihre Hand, „und auch in der Gegenwart. Kommen Sie, lassen Sie mich Sie zu Ihren Räumen geleiten. Warum um Gottes willen liefen Sie überhaupt allein hier draußen herum?“
    „Ich lief nicht nur so herum“, entgegnete sie und gab sich alle Mühe, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. „Ich … ich hatte meine Gründe. Und ich kann nicht … ich kann nicht hineingehen.“
    „Das müssen verflixt gute Gründe sein, dass Sie Ihr Leben aufs Spiel setzen“, schimpfte er milde und nahm sie noch fester bei der Hand.
    „Es sind auch gute Gründe.“ Sie machte ganz kleine Schritte und ließ den Portier weiter vorausgehen. „Ich … ich suche nach meiner Schwester.“
    „Nach Ihrer Schwester?“ Er blieb stehen. „Auf der Straße?“
    „Ich weiß nicht, wo sie ist“, gestand sie, und mit einem Mal sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. „Sie sagte zu Miss Wood, sie würde zu mir gehen, aber natürlich stimmte das nicht. Das macht sie immer. Ich weiß weder, mit wem sie zusammen ist, noch, wohin sie gegangen ist, aber ich muss sie finden. Ich muss.“
    „Ich habe nicht die Absicht, Ihre Schwester zu verunglimpfen“,meinte John vorsichtig,„aber Sie haben wohl den Verdacht, dass sie fortgegangen ist, um einen Mann zu treffen?“
    Marys Kopfnicken kam schnell und mit Bestimmtheit. Es hatte jetzt keinen Sinn, die Sache länger zu verhehlen. Um ihrer Schwester willen musste sie ihren Stolz beiseitelassen.
    „Bitte, John“, sagte sie flehender, als sie eigentlich beabsichtigte. „Wollen Sie mir helfen, sie zu finden?“
    „Für Sie will ich es tun“, antwortete er, doch ohne ein Lächeln. „Hat Ihre Schwester einen Geliebten hier in Chantilly?“
    Bei diesem Wort zuckte Mary innerlich zusammen. Sie hasste es, wenn so von Diana gesprochen wurde, und noch mehr hasste sie es, dass sie jetzt vor John alles zugeben musste. Für Diana würde es nur ein weiteres gebrochenes Versprechen sein. Ein weiteres Mal würde sie ihr Benehmen mit irgendeiner Ausrede

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