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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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mehr, als ich zu träumen wagte!“
    Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte sie ihm die Arme um die Schultern gelegt und küsste ihn, allerdings mit mehr Begeisterung als Finesse. Doch letztere konnte man lernen – durch Übung. Rasch zog er sie enger an sich. Als er den Kuss vertiefte, seinen Mund auf den ihren drückte, konnte er ihre Bereitwilligkeit spüren, ihre Erregung schmecken. Und er fragte sich, ob sie etwas von seiner eigenen Lust bemerkte. Er hätte nie gedacht, dass das Betrachten eines italienischen Triptychons aus dem fünfzehnten Jahrhundert eine reizende junge Dame so feurig machen könnte, aber er hatte auch noch keine junge Dame wie diese hier kennengelernt. Abenteuer, ha! Er würde ihr genug Abenteuer verschaffen, um sie für den Rest ihres Lebens warm zu halten …
    Ein Klirren im Saal ließ sie aufschrecken und Mary aus seinen Armen fliehen.
    „Ach du liebe Güte!“, rief sie aus und eilte zur Tür. Der schlafende Diener war schließlich doch noch umgefallen und hatte einen kleinen Tisch und eine Porzellanvase mitgerissen. Mary beugte sich zu dem schlaftrunkenen Mann hinunter, der mit verrutschter Perücke lang hingestreckt mitten in dem Haufen Scherben und zerbrochener Intarsienarbeit lag. „Sind Sie verletzt? Soll ich um Hilfe schicken? Wie heißt es nur! Comment allez-vous ?“
    „ Bien, Mademoiselle “, murmelte er und bemühte sich ungeschickt aufzustehen. „ Très bien, Mademoiselle, merci .“
    „Ich freue mich, das zu hören“, sagte Mary und versuchte, den Mann hochzuziehen. „Helfen Sie mir, John. Er ist größer, als es den Anschein hat.“
    „Und auch schwerer“, meinte John, packte den halb betäubten Diener unter den Armen und hievte ihn wieder auf die Füße. Dann richtete er ihm die Perücke, indem er sie ihm aus den Augen und nach hinten schob. Es war das Wenigste, was John zum Dank für ihn tun konnte, wenn man bedachte, was der arme Kerl für ihn und Mary getan hatte, indem er entgegenkommenderweise eingeschlafen war.
    Und Mary – Mary, diese liebe, freche Person – lachte. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, als würde das allein ausreichen, ihrer Heiterkeit ein Ende zu bereiten. Ihre Augen waren so voller Fröhlichkeit, dass sie fast schon Tränen lachte. Merkte sie denn gar nicht, dass ihr Hut verrutscht war, als John sie geküsst hatte? Und wusste sie nicht, zum Teufel, wie sehr er sich wünschte, sie wieder zu küssen?
    „Ich werde dem Butler sagen, ich hätte den Tisch und die Vase zerschlagen. So wird man den armen Diener nicht rauswerfen“, sagte sie. „Dass eine englische Dame so furchtbar ungeschickt ist, wird der Butler sicher sofort glauben.“
    „Englischen Damen traut man in Frankreich ja ohnehin allerhand zu.“
    „Meinetwegen soll er glauben, dass ich Flügel habe und mit den Engeln fliegen kann.“ Sie ergriff Johns Hand. „Kommen Sie, Mylord. Je eher wir die anderen finden und in den Gasthof zurückkehren, desto eher können wir das Rätsel meines Engels lösen.“
    „Ah, das Rätsel“, meinte er so leise, dass nur sie es hören konnte. „Das Rätsel, Mary, wird nur der Anfang sein.“
    Später am Abend, auf der Rückfahrt vom Schloss, saß Mary neben ihrer Schwester. Das Wiegen der Kutsche auf der gut gepflasterten Straße des Prince de Condé ließen Diana wie auch Miss Wood in einen gesunden Schlaf sinken. Aus dem halb offenen Mund der Gouvernante ertönte ein vornehm zartes Schnarchen. Doch Mary war wach, hellwach, und John, der ihr gegenübersaß, war es auch.
    Er hatte den Hut tief in die Stirn geschoben, als würde er ebenfalls schlafen. Doch Mary konnte sehen – nein, fühlen –, dass er sie genau beobachtete. Es war, als wären sie beide allein. Noch nie zuvor war sie mit einem Herrn in so einer ungewöhnlichen Lage gewesen.
    Und doch, gerade weil es John war und weil man ihnen vor dem Verlassen des Schlosses keinen Tee, sondern wunderbaren Champagner angeboten hatte, der so herrlich in Marys Nase prickelte – wegen alldem kam sie sich jetzt seltsam tollkühn vor. Sie war nicht ganz sie selbst. War dieser Augenblick jetzt nicht reif, ein Teil ihres Abenteuers zu werden? Nach einem letzten Blick auf Miss Wood, um sicherzugehen, dass ihre Augen geschlossen waren, spitzte Mary die Lippen und schickte einen stummen Kuss zu John hinüber.
    Er schob seinen Hut aus der Stirn und lächelte sie an. Es war ein so doppeldeutiges Lächeln, dass sie sofort bis zum Haaransatz errötete. Dann, als er selbst im Halbdunkel der Kutsche

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