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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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zu zahlen? Ist er dein Liebhaber? Antworte mir!“
    „Es … es war ein Fremder, Madame. Aus dem Schankraum!“, schluchzte das Mädchen. Auf seinem Gesicht war deutlich der Handabdruck ihrer Herrin zu sehen. „Er versprach, mir etwas zu zahlen, wenn … wenn ich tun würde, was er verlangte, Madame.“
    „Lassen Sie sie gehen, Monsieur“,unterbrach John das Verhör, unfähig, noch länger zuzuhören. „Es ist klar, dass sie nicht aus eigenem Antrieb handelte. Sie wurde angestiftet.“
    Doch der Gastwirt hob nur wieder den Stock. „Ich muss Sie bitten, sich nicht einzumischen, Mylord. Ich weiß, was nötig ist, damit in meinem Haus Ehrlichkeit herrscht!“
    „Sehen Sie nur den Preis für ihren Verrat, Mylord!“ Mit dramatischer Geste warf die Frau ein zusammengebundenes Taschentuch auf den Tisch, aus dem eine jämmerliche Handvoll Ohrringe und Armbänder kullerte. „Dafür hast du deine Treue verkauft?“
    Hastig trat Mary einen Schritt vor. „Was sie genommen hat, ist so gut wie nichts wert, Madame“, sagte sie mit gepresster Stimme. „Es ist Flitter und Tand, leicht zu ersetzen. Bitte, lassen Sie das Mädchen doch gehen.“
    „Das ist wahr, Monsieur“, bestätigte John und bemühte sich, Ruhe zu bewahren. „Sie hat die Sachen wieder zurückgegeben. Es ist sinnlos, sie noch weiterhin zu bestrafen. Lassen Sie das arme Mädchen gehen.“
    „Wie, ich soll diese diebische Hure freilassen, damit sie wieder stehlen kann?“ Der Gastwirt hob die Rute, um das Mädchen erneut zu schlagen, doch dieses Mal packte John ihn beim Handgelenk und hielt ihn fest.
    „Wie viel muss ich für ihre Freiheit bieten?“, fragte John, und die unausgesprochene Drohung in seiner ruhigen Stimme verlieh seiner Frage Nachdruck.
    Der Mann schnaubte vor Verachtung. „Es ist eine Sache des Prinzips, Mylord. Wenn andere Damen und Herren hören, dass ich eine Diebin unter meinem Personal habe, nun, dann …“
    „Fünf Louisdor“, sagte seine Frau verschlagen. „Doch wenn sie irgendjemandem auch nur ein Wörtchen davon erzählt, werde ich persönlich kommen und ihr die Haut abziehen.“
    „Abgemacht. Fünf Louisdor.“ John wandte sich an das Mädchen, das vor Schmerz und Furcht zitterte. „Geh und hol deine Sachen und mach, dass du fortkommst, bevor Madame ihre Drohung wahr macht. Geh!“
    Berthe erhob sich und machte einen halbherzigen Knicks vor John, bevor sie hinausstolperte. Erst als sie gegangen war, ließ John das Handgelenk des Wirts los.
    „Da haben Sie ein schlechtes Geschäft gemacht, Mylord“, meinte der mürrisch und rieb sich das Handgelenk. „Wenn wir jetzt alle in unseren Betten ermordet werden, haben wir das Ihnen zu verdanken.“
    „Das glaube ich nicht, Monsieur“, erwiderte John und wandte sich den englischen Damen zu. „Kommen Sie, ich bringe Sie auf Ihre Zimmer.“
    Aber Mary verharrte noch. „Bitte, machen Sie unsere Rech nung fertig, Monsieur“, verlangte sie kühl. Sie streckte die Hand aus und legte den Schmuck in das Tuch zurück, das sie dann in ihrer Tasche verschwinden ließ. „Wir haben nicht den Wunsch, länger als nötig in Ihrem Gasthof zu verweilen. Bonsoir , Monsieur.“
    „Das war ungeheuer mutig von dir, Mary“, meinte Diana, während sie die Treppe hinaufstiegen.„Was, wenn der Mann die Rute gegen dich erhoben hätte?“
    „Das hätte er nicht gewagt“, entgegnete Mary in so wütendem Ton, dass John ihr absolut glaubte. Aber er ahnte auch, dass der Entschluss, dem Mädchen zu Hilfe zu kommen, ihrem schlechten Gewissen entsprungen war. Dem gleichen schlechten Gewissen, das auch sein Handeln bestimmt hatte: der Befürchtung, dass der Diebstahl der jungen Frau etwas mit Marys Gemälde zu tun haben könnte.
    „Warten Sie auf mich“, sagte er zu Mary. „Es dauert nur ein paar Minuten.“
    Die Nachricht von Berthes Diebstahl und anschließender Entlassung machte bereits die Runde unter den Bediensteten. John musste nur wenige Fragen stellen, um die Dienerin zu finden. Das Bündel mit ihren wenigen Habseligkeiten im Schoß, saß sie allein auf einer Bank vor den Ställen und wartete auf ihren Bruder. Als John näher kam, sah sie zu ihm auf und blickte dann rasch fort.
    „Nicht noch mehr Ärger, Mylord“, murmelte sie in ihrem bäuerlichen Französisch und verbarg das Gesicht hinter den Flügeln ihrer einfachen Haube, während sie unverwandt die Straße entlang blickte. „Madame sagte, ich darf mit niemandem darüber sprechen.“
    „Auch ich will nicht noch mehr Ärger,

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