Lady meines Herzens
…«
»Ich sollte Ihnen also lieber nichts Wertvolles aushändigen, damit Sie darauf aufpassen«, sagte Clarissa.
»Tun Sie das nicht. Ich würde es bestimmt verlieren und mich danach schrecklich fühlen«, antwortete Sophie.
»Clarissa!«, rief die Duchess. »Komm her und sieh dir die ersten Entwürfe an. Miss Harlow, ich möchte wissen, wie sie sich im Vergleich zu den anderen Hochzeitskleidern dieser Saison machen.«
Clarissa gehorchte sofort. Wie immer.
In Harry Angelos Fechtakademie
The Albany, London
Brandon senkte seinen Degen und fluchte leise.
»Abgelenkt heute, Euer Gnaden?«, fragte Harry Angelo. Dieser meisterliche Fechter war der Inhaber der Akademie und gab auch Unterricht. Mit dem Degen war er der einzige Mann in ganz England auf Brandons Niveau. Sie fochten regelmäßig gegeneinander und stellten sich dabei stets neuen Herausforderungen.
Was war nur mit ihm los?
Er war abgelenkt, ja.
Brandon war immer noch ganz erfüllt vom gestrigen Abend, von einem herabgerutschten Ärmel und dem Blick auf die nackte Schulter von Miss Sophie Harlow.
So vieles war falsch daran, wenn diese eine Szene seine Gedanken beherrschte. Das Objekt seiner Begierde war schließlich nur eine Schulter . Etwas so Einfaches. Aus diesem Stoff waren eher die Träume eines grünen Schuljungen gemacht.
Andererseits durfte er sich nicht der Tatsache verschließen, dass er sich von Miss Harlow sehr angezogen fühlte.
In seinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken.
Brandon hob grüßend seinen Degen und neigte den Kopf zur Seite, um Angelo zu einer neuen Runde aufzufordern. Der Meister nahm die Herausforderung an.
Es war nicht akzeptabel, sich nach Miss Harlow zu verzehren. Er war ein ehrenwerter Mann. Er durfte sich nicht in der Vorstellung von seinem Mund auf ihren rosigen Lippen verlieren oder in der Träumerei, wie seine Finger sich in ihre dunklen Locken gruben. Er durfte sich nicht vorstellen, wie er jeden Zoll ihres nackten Körpers erkundete. All das war außerhalb seiner Reichweite, weshalb die Enttäuschung vorprogrammiert war.
Die Degen von Lehrer und Schüler krachten gegeneinander.
Er hatte sich fest vorgenommen, seiner Frau treu zu sein. Aber der Ruf der Sirene …
Brandon wich einer Finte aus, die auf seinen Unterkörper zielte und unvermittelt zu einem Angriff auf seinen Kopf wurde. Lieber Gott, trotz seines Alters war Angelo noch verflucht flink.
Genug. Er würde der Verlockung widerstehen, schwor er sich. Er machte einen Satz nach vorne, um einen Treffer auf der ihm zugewandten Schulter seines Lehrers zu landen. Er tauchte unter dem gegnerischen Degen hinweg und setzte seinen Angriff auf Angelos Brust fort.
Brandon wollte einfach nicht länger an die seidigen, dunklen Locken denken, die sich sanft an die cremeweißen Schultern schmiegten. Nicht an die verführerischen Rundungen der schwellenden Brüste, die sich unter ihrem Kleid abzeichneten und eine gute Handvoll zu sein versprachen. Eine sehr gute Handvoll.
Stahl krachte gegen Stahl, und Angelo schlug den Angriff des Dukes zurück. Er ging zu einem so aggressiven Gegenangriff über, dass Brandon zurückweichen musste.
Den Gedanken an bebende, schwarze Wimpern, die sich über verführerisch dunklen und ausdrucksstarken Augen hoben und senkten, würde er vermeiden. Rasch wich er dem nächsten Angriff aus. Das war knapp.
Der Gedanke, sie zu küssen, war ebenso verboten. Sich vorzustellen, wie weich ihre Lippen waren, wie sie schmeckten, wie sie sich auf seinen anfühlten, würde nur immer neue Fantasien in ihm wecken …
Angelo machte einen Schritt nach vorne, doch statt des direkten Schlags, mit dem Brandon daraufhin gerechnet hatte, schoss der Lehrer wie ein Pfeil auf ihn zu, und sein Degen fand sein Ziel. Brandon war überrascht, verlor das Gleichgewicht und machte einen Anfängerfehler. Er stolperte über seine eigenen Füße und fiel.
»Sie sind heute unkonzentriert, Mylord. An keinem anderen Tag würden Sie mich mit einer simplen Flèche gewinnen lassen«, sagte Angelo und half Brandon wieder auf die Beine. »Sie müssen sich wieder sammeln. Ich habe gehört, einer der besten Fechter Europas, sogar der ganzen Welt, kommt bald nach London. In Seiner Hoheit, dem Prinzen von Bayern, werden Sie einen würdigen Gegner finden.«
Kapitel 11
Noch vierundzwanzig Tage bis zur Hochzeit …
In den Büros der London Weekly
Fleet Street 53
Sophie nickte Bryson zu, dem Mitarbeiter, der am Empfang in der Lobby saß. Sie nahm die Treppe in den
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