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Lady meines Herzens

Lady meines Herzens

Titel: Lady meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rodale Maya
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ersten Stock und begrüßte Mehitable Loud, einen riesigen Kerl unbestimmter Herkunft, der so bedrohlich wirkte, dass ihre Knie anfangs immer gezittert hatten, wenn sie ihn sah. Seine einzige Aufgabe bestand darin, sich als Herausgeber der Zeitung auszugeben, sobald erzürnte Leser in die Geschäftsräume eindrangen. Oft genügte den Leuten schon ein Blick auf ihn, und sie vergaßen ihren Ärger über das Blatt.
    Mehitable grinste Sophie an und zeigte eine lückenhafte Zahnreihe. Sie erwiderte das Lächeln. Er war ein sehr freundlicher Kerl, wenn er einen mochte.
    In den Büros herrschte wie immer geschäftiges Treiben, doch sobald eines der Schreibenden Fräulein die Räume betrat, wurde es für gewöhnlich still. Auch jetzt unterbrachen die meisten kurz ihre Arbeit und warfen Sophie einen Blick zu, ehe sie sich wieder ihren Aufgaben widmeten.
    Auch einige freie Schreiber waren schon da und boten dem Redakteur Damien Owens ihre Geschichten über Brände, Morde, Schlägereien und dergleichen an. Die Tür zu Mr Knightlys Büro stand offen, und Sophie überlegte nicht zum ersten Mal, ob sie ihn erneut bitten sollte, sie von der Geschichte abzuziehen.
    Stattdessen ging sie zu dem Büro, das den Redakteuren vorbehalten war, und setzte sich an einen der leeren Rosenholzschreibtische. Eigentlich sollte es hier still sein, damit man in Ruhe arbeiten konnte. In der Redaktion war Stille allerdings ein relativer Begriff.
    Grenville knurrte, während er wild auf einem Blatt Papier herumkritzelte.
    Andrew Mulligan legte hin und wieder den Stift beiseite und ging noch einmal die einzelnen Hiebe eines Boxkampfs durch, über den er berichten wollte.
    Während er schrieb, murmelte Alistair Grey vor sich hin: » Niemals zuvor hat solch ein verblüffend stumpfsinniges Geschwafel die Bühnen unserer großen Nation beehrt. Es könnte kaum schlimmer um das Theater stehen.«
    Grenville starrte vor sich hin.
    Sophie tunkte ihren Federhalter in das silberne Tintenfass und begann mit der ersten Folge ihrer vier Geschichten umfassenden Serie, die sich um die Vorbereitungen zur »Hochzeit des Jahres« drehen sollte.
    Zunächst schrieb sie den Titel ihrer Kolumne oben auf das Blatt: Miss Harlows Hochzeiten in besseren Kreisen. Eigentlich wurden in allen Zeitungen die Artikel anonym veröffentlicht, aber Mr Knightly pfiff auf diese Sitte, weil er möglichst viel Kapital daraus schlagen wollte, dass Frauen für ihn schrieben. Sophie hatte schließlich zugestimmt; sie hatte keinen Ruf mehr, den sie hätte verlieren könnte, höchstens einen, den sie sich schaffen konnte. Und der Titel der Kolumne hatte was.
    Julianna jedoch musste sich in einen Schleier der Diskretion hüllen, weshalb ihre Kolumne von einer gewissen »Lady mit Klasse« verfasst wurde.
    Sophie dachte kurz nach, dann schrieb sie: Es besteht wohl kaum ein Zweifel, dass die Vermählung des Duke of Hamilton and Brandon mit der einzigen Tochter des Duke of Richmond die Hochzeit des Jahres sein wird.
    Sophie blätterte in ihren Notizen. Sie hatte Folgendes notiert: lässt schamlos wichtige Namen fallen (Lady Richmond), schrecklich unromantischer Antrag, perfekter Gentleman (was sonst?), Lady Sophie, Duchess of Hamilton and Brandon, schön wär’s, und der Richtige ( am Abend des Verlobungsballs ) .
    Kurz gesagt: Das war ein Haufen wertloser Notizen.
    Sophie tippte mit ihrem Federhalter gegen die Tischplatte. Grenville starrte sie finster an. Sie hielt inne und beugte sich herüber, weil sie wissen wollte, was Alistair Grey schrieb.
    » Während des ersten Akts informierte ich mich über den neuesten Klatsch, den zweiten habe ich gleich verschlafen«, murmelte er, während er schrieb.
    »Welches Theaterstück ist das?«
    » Der behaarte Kastrat.«
    Grenville zischte, damit sie still waren, und Sophie widmete sich wieder ihrer Arbeit.
    Was sie eigentlich schreiben wollte, konnte man wohl kaum veröffentlichen. Aber so ging es ihr immer: Das meiste, was sie aussprechen wollte, blieb ungesagt.
    Nur zum Spaß und zu ihrem eigenen Vergnügen begann Sophie, eine ziemlich unpassende Version von »Miss Harlows Hochzeiten in besseren Kreisen« niederzuschreiben.
    Man kann nur hoffen, dass die Hochzeit des Jahres zwischen dem Duke of Hamilton and Brandon und Lady Clarissa Richmond romantischer wird als sein Antrag. Seine Gnaden, der so überaus attraktive doppelte Duke, bat die schöne und süße Lady Clarissa, seine Braut zu werden – in Gegenwart ihrer Eltern! Lady »Ich kenne jeden« Richmond

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