Lady meines Herzens
weinte; soweit bekannt ist, war niemand so gerührt wie sie.
Die Duchess of Hamilton and Brandon hat der jungen Braut einen herrlichen Verlobungsring überlassen – ein Erbstück mit Smaragden und Diamanten.
Die Autorin dieser Kolumne hat derweil romantische Gefühle für Seine Gnaden entwickelt und weiß genau, wie unpassend dies angesichts der Situation ist. Trotzdem kann sie nicht aufhören, von seinen Augen zu träumen. Sie sind farngrün wie saftige Wiesen. Oder Smaragde. Sie sehnt sich danach, ihn zu küssen, und wünscht sich nichts mehr, als diese Gefühle endlich unter Kontrolle zu bringen, ehe sie ihr ernsthafte Kopfschmerzen bescheren.
Eine Werbeanzeige für Wrights Tonikum zur Heilung missliebiger Gefühle– eine »Medizin«, die es seit Kurzem zu kaufen gab – wäre neben dieser vollkommen unmöglichen Version von »Miss Harlows Hochzeiten in besseren Kreisen« ziemlich geschickt platziert.
Sophie griff nach einem neuen Blatt Papier und fing noch einmal von vorne an. Ein Duke, schrieb sie. Dukes verkauften sich immer gut. Seine wunderschöne zukünftige Duchess, schrieb sie weiter. Jeder interessierte sich schließlich für die Zukunft schöner Duchessen. Eine stürmische Brautwerbung … Das klang doch viel romantischer als die Wahrheit.
Kapitel 12
Noch einundzwanzig Tage bis zur Hochzeit …
Hamilton House
Wie vermutlich so ziemlich jedes andere Mitglied der besseren Gesellschaft las auch Brandon jeden Samstag beim Frühstück die London Weekly . Obwohl er fand, es handle sich bei dem Blatt um Schund, musste man es doch lesen, wenn man die meisten Gespräche in seinen Kreisen verstehen wollte. »Miss Harlows Hochzeiten in besseren Kreisen« hatte er bisher immer übersprungen. Er interessierte sich schon kaum für seine eigene Hochzeit, und die Hochzeiten anderer Leute waren ihm erst recht gleichgültig. Heute machte er eine Ausnahme.
Miss Harlows Hochzeiten in besseren Kreisen
Ein attraktiver Duke. Seine wunderschöne zukünftige Duchess. Eine stürmische Brautwerbung.
Es besteht wohl kaum ein Zweifel, dass die Vermählung des Duke of Hamilton and Brandon mit der einzigen Tochter des Duke of Richmond die Hochzeit des Jahres sein wird. Über die romantischsten Augenblicke ihrer Verlobungszeit und jedes winzige Detail ihres Hochzeitstags wird die London Weekly exklusiv berichten.
Die Autorin genoss das Privileg, mit diesem perfekten Paar sowie den beiden Müttern (die Architektinnen dieser allseits mit Hochspannung erwarteten Feier) Tee zu trinken und mit ihnen persönlich über die wundervolle Romanze zu sprechen.
Nach ihrem ersten Zusammentreffen auf einem Ball war Seine Gnaden augenblicklich bezaubert von der jungen und hübschen Lady Clarissa Richmond. »Sie besitzt alle Eigenschaften, die man von einer perfekten Duchess erwartet«, sagte er. Nach nur zwei Wochen machte er der glücklichen Frau in ihrem Elternhaus einen Antrag, bei dem die Brautmutter, Ihre Gnaden, die Duchess of Richmond, »Tränen der Rührung vergoss«, wie sie gestand.
Ein atemberaubend schöner Verlobungsring mit einem von Diamanten umgebenen Smaragd besiegelte das Versprechen. Bei dem außergewöhnlichen Ring handelt es sich um ein Familienerbstück, wie die glückliche Mutter des Bräutigams, Ihre Gnaden, die Duchess of Hamilton and Brandon, wissen ließ.
Die Vorbereitungen für die Hochzeit sind bereits in vollem Gange; schließlich ist der große Tag nicht mehr fern! Es sind nur noch drei Wochen bis zur Hochzeit …
Miss Harlow hat eine Gabe, dachte Brandon, nachdem er die Geschichte über seine Verlobung gelesen hatte. Die Tatsachen stimmten, und dennoch war es ihr gelungen, diesen Fakten den Anstrich einer romantischen und märchenhaften Verbindung zu geben. Sie schrieb über eine schöne Braut mit fürsorglichen Eltern, einen vernarrten Verlobten und eine gutherzige zukünftige Schwiegermutter.
Er fragte sich, ob sie eine talentierte Schreiberin war oder schlicht einer Illusion erlegen.
»Miss Harlows Kolumne ist perfekt«, sagte seine Mutter in diesem Moment. Sie hatte die Zeitung bereits durchgelesen, als er sich zu ihr an den Frühstückstisch gesellte.
»Ja, das hat sie gut gemacht«, stimmte er zu. Im Augenblick interessierte ihn vor allem das, was auf seinem Teller lag – dampfend heißes Rührei, Scheiben von gebratenem Speck und warmes Brot, auf dem die Butter schmolz.
»Du scheinst dich nicht besonders für diesen Zeitungsbericht oder Miss Harlow zu interessieren«, bemerkte sie.
Gott
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