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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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brauchen sie erst das Rad, um ihn einzubuchten.«
    Terry war sich nicht sicher, ob die Sache nicht doch schief gelaufen war. Sie hätte nur gern gehabt, dass jemand in der Praxis von Karl-Heinz Gutbrod rumschnüffelte. Die würden dann schon was finden.
    Sie versank ein bisschen in Gedanken. Cola mit Eis verursachte bei ihr immer einen Rückzug auf ihre eigenen inneren Werte. Sie legte ihre Füße hoch auf die gegenüberliegende Bank, auf der auch der Schwarze saß. Trotz des nicht vollständig nach Wunsch abgelaufenen Geschehens war sie ganz zufrieden. Sie nahm den Deckel des Pappbechers ab, um an die Eiswürfel in der Cola zu kommen. Mit den Fingern angelte sie ein Stück heraus und ließ es auf der Zunge zergehen. Ihr Kopf wurde kühl und klar. Die Kälte ging über den Gaumen direkt ins Gehirn. Und irgendwie wurde dieser Tag jetzt anders als noch die Sekunde vorher. Als ob die Zeit auch einfror. Terry hatte das Gefühl, als ob sie den Tag einfangen sollte wie mit einem Fotoapparat, und versuchte, sich alles einzuprägen, die Mädchen hinter der Theke von McDonald’s, ihre bunten Käppchen auf den Haaren, das Brutzeln des Fetts, in denen die Hamburger schmorten, und auch das Surren der Klimaanlage.
    Die Jungen rissen Witzchen über Vergewaltigungen und Ähnliches. »Ich möchte auch mal vergewaltigt werden«, sagte der Schwarze. »Ich würde mich nicht wehren.«
    Dann kamen sie auf das Thema Mädchen und machten Bemerkungen, die Terry wohl beeindrucken sollten. Selbst Brille gab seinen Senf dazu. »Mädchen sind wie Servietten«, sagte er. »Entweder sie liegen einem auf dem Schoß oder sie hängen einem um den Hals.«
    »Mädchen, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben«, sagte der Schwarze, »sollten wenigstens streicheln können.«
    Terry merkte, dass die beiden selber keine Ahnung hatten. Und dann gingen ihnen noch die Sprüche aus. Der Schwarze stupste Terry unter dem Tisch an. Sie hatte ihre Beine noch auf der Bank liegen und der Schwarze traf mit seinem Tritt ihren Oberschenkel.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte er und störte Terry in ihren Gedanken. Sie war vom Thema abgekommen und dachte merkwürdigerweise an das Abbruchhaus. »Nichts«, murmelte sie.
    »Und wann bist du damit fertig?«, fragte der Schwarze.
    »Das einzige Problem beim Nichtstun ist, dass man nicht weiß, wann man fertig ist«, sagte Terry. »Aber wenn ich fertig bin, dann miete ich mir ein Zimmer.«
    »Im Ernst?«, fragte Brille.
    »Im Ernst«, sagte Terry und meinte es auch so.
    Die Cola waren ausgetrunken und es gab wirklich nichts mehr zu tun im McDonald’s. Terry nahm ihre Füße von der Bank und stand auf. Sie fand McDonald’s in der kalt gefliesten Sauberkeit plötzlich ungemütlich. Sie hoffte auch, dass die beiden Jungen sie noch begleiten würden; der Gedanke, gleich allein zu sein, war ihr unbehaglich. Brille und der Schwarze standen auch auf. Es war wie selbstverständlich, dass sie zu dritt den Kudamm hinunterspazierten.
    Terry versuchte, im Schatten zu laufen. Die Sonne hatte die Steine des Fußgängerweges so erhitzt, dass es an den bloßen Fußsohlen unerträglich heiß wurde. Wenn die Schattenspur durch eine Unterbrechung der Häuserkette plötzlich aufhörte, musste Terry schnell laufen, um den Schatten eines Baumes oder der neu anfangenden Gebäudereihe so bald wie möglich zu erreichen, sonst hätte sie es nicht ausgehalten. So kam Terry in Abständen schneller voran als die sie begleitenden Jungen. Sie schaute dann in Schaufenster hinein oder auf den Straßenverkehr und tat interessiert. Terry wollte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als warte sie auf Brille und den Schwarzen. So abhängig war sie nicht.
    Terry hatte schon vergessen, dass sie vor wenigen Minuten vorgehabt hatte, sich ein Zimmer zu mieten. Die Jungen erinnerten sie nun daran, als sie an einer Vermietungsagentur vorbeikamen. Sie studierten gemeinsam die in Schaukästen ausgehängten Angebote. Es war nichts Geeignetes dabei, aber Terry fand an der Sache Spaß, sie beschloss, die Sache nicht nur ernst zu meinen, sondern auch ernst zu nehmen. Vor allen Dingen wollte sie vor Brille und dem Schwarzen auch als jemand dastehen, der tut, was er sagt.
    »Guten Tag«, sagte sie, als sie das Büro der Agentur betrat. Es lag im vierten Stock eines Geschäftshauses und Terry hatte mit dem Aufzug hochfahren müssen. Ihren Füßen, die trotz aller Vorsichtsmaßnahmen stark angewärmt waren, tat der kühle Bodenbelag des Fahrstuhls gut. Die Kälte

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