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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Katzenkopf, den er weinen ließ, und das Fenster war an dieser Stelle etwas beschlagen. Das mit dem Finger zusammengeschobene Wasser sammelte sich in dem Tropfen, bis es zu schwer wurde und hinunterfloss. Der Katzenkopf von Josef, dem Maler, weinte richtige Tränen.
    Dieses warme, leicht süße Gefühl steckte immer noch in Terry. Sie hätte damals Toms Haar auch anfassen können. Oder hatte sie es getan? Sie erinnerte sich jetzt ganz vage an so etwas wie Angst, ein ganz leichtes Gefühl von Unbehagen, Furcht vor Unbekanntem. Denn obwohl Terry über alles Bescheid wusste: Wenn sie ganz, ganz ehrlich war, hatte sie von gar nichts eine Ahnung.
    Terry war plötzlich nach Weinen zumute. Es war, als ob die Tränen nicht in die Augen, sondern in den Hals stiegen. Es drückte ihr fast die Luft weg. Sie nahm ihre Hand von Josefs Haar und sah auf den kleinen Maler hinab. Die Situation schien ihr vom Schicksal gegeben.
    Terry wusste weiß Gott Bescheid. Sie nannte einen Schwanz einen Schwanz. Sie konnte darüber Sprüche klopfen wie keiner. Sie erzählte Witze, die ihre Lehrer erröten ließen. Terry war bekannt dafür, dass sie keine Hemmungen hatte. Es war alles nur eine Schutzhaut. So dick wie Nilpferdleder. Terry hatte noch nie einen nackten Mann gesehen und sie fürchtete sich davor. Andere hatten Brüder und da schien es selbstverständlich zu sein. Bei einigen schämten sich auch die Väter nicht, sich nackt zu zeigen.
    Terry hatte nichts. Onkel Hugo war eine Null. Er übernachtete auch nicht bei ihnen zu Hause. Nur in den Ferien wohnte er bei ihnen. Und das verursachte bei Terry sowieso einen Brechreiz. Und Onkel Hugo mit nackt in Verbindung zu bringen, also richtig nackt, überall ganz ohne, schaffte Terry nicht. Sie hätte dann auch ihre Mutter nicht mehr aushalten können.
    C. W. Burger hatte mit so was sowieso nichts zu tun. C. W. Burger war wie eine große, wunderbare Idee. C. W. Burger war für Terry heilig.
    »Josef«, sagte Terry. Ihre Stimme war ganz rau. Sie räusperte diese Verklebtheit in der Kehle nicht weg. Es war ihr lieber, dass sie sich selber fremd anhörte. »Bitte, Josef«, sagte Terry.
    Sie wünschte, dass Josef sich nicht umdrehte, aber gleichzeitig musste er sich ihr ja von vorne zeigen. Sie wollte Josef auf keinen Fall ins Gesicht sehen müssen.
    »Bitte, Josef«, sagte sie. »Zeig es mir.«
    Josef drehte zunächst nur den Kopf zu ihr, so dass sie doch in seine ernsten Augen sehen musste.
    »Was?«, fragte er.
    Sie konnte es bei Gott nicht sagen. So wiederholte sie stur: »Bitte, zeig es mir.«
    Josef drehte sich nun auf der Bananenkiste vorsichtig um. Trotz der Unterlage war er kleiner als Terry.
    »Was soll ich dir zeigen?«, fragte Josef.
    Terry kniete sich auf den Boden. Sie hatte ihr Gesicht genau vor seinem Bauch. »Mach deine Hose auf«, sagte Terry und bemerkte gleich, dass Josef irgendwie erstarrte, obwohl sich eigentlich nichts geändert hatte. Josef musste begriffen haben, wie ungeheuerlich das war, was Terry von ihm verlangte. Terry wusste auch, dass es ungeheuerlich war, aber sie konnte nicht anders. Sie war in eine Ecke gelaufen und kam nicht mehr heraus.
    »Zeig es mir«, sagte Terry. Sie traute sich nicht, Josef anzufassen. Er musste es schon allein tun, aber tun musste er es.
    »Ich kann dir noch was malen«, sagte Josef.
    »Zeig es mir«, bettelte Terry.
    »Was?«, fragte Josef mit einer jämmerlichen Stimme.
    »Das, womit du Pipi machst«, sagte Terry.
    »Was?«
    »Womit du Pipi machst.«
    Josef sah wohl ein, dass es keinen Sinn hatte. Terry hatte es genau gesagt, es gab keinen Zweifel. Er war wie unter Zwang, zog langsam den Reißverschluss hinunter. Mit seiner kleinen Hand fummelte er an der Unterhose herum. Es gab kein Geräusch. Sie hielten wohl beide den Atem an. Für Sekunden war die Ewigkeit eingebrochen.
    Das, was Terry sah, passte ganz und gar nicht zu den großen Worten, die in ihrem Gehirn kreuz und quer schossen. Das, was Terry sah, war ein kleines, erbärmliches Schwänzchen, rosa und schrumpelig wie ein Regenwurm. Es war etwas, wovor man keine Angst zu haben brauchte. Es war ein Nichts, ein lächerliches Fitzchen.
    Terry nahm einen tiefen Atemzug, der laut hörbar wurde wie ein Seufzer. Und dann lachte sie los. Es war wie der Witz des Jahrhunderts. Sie brüllte vor Lachen und Josef lachte mit. Er stopfte seinen Pimmel zurück, versteckte ihn hinter zwei Hosenstoffen und zurrte den Reißverschluss hoch.
    Sie lachten beide so, dass ihnen wahrlich die Tränen

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