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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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eingesteckt. Es musste eine Ahnung gewesen sein, vielleicht, denn der Vater war noch bei ihnen gewesen. Kurz danach war er verschwunden.
    Terry hatte Lieschen das erste und einzige Mal mit Schaufel und Besen erlebt. Sie fegte alles fein säuberlich zusammen und warf es in den Müll. Stückweise war C. W. Burger so umgekommen.
    Terry war sehr klein gewesen, vier Jahre alt, und hatte in ihrem kühlen Herzen ein großes Gefühl entwickelt. Es war der blanke Hass auf ihre Mutter, der sehr, sehr lange andauern sollte und den Terry eifrig schürte.
    Und plötzlich hatte es noch was gegeben. In diesem Sommer war ein Tröpfchen Sehnsucht hinzugekommen, Sehnsucht nach irgendwas, es hatte Terry ziemlich ausgefüllt, sie nahe zum Platzen gebracht. Ihr Kopf war verrückt geworden, zeitweilig, der Jahrhundertsommer brannte ihr in den Gliedern und Terry verstand die Welt nicht mehr.
    Jemand stieß Terry leicht an. Die Sonne hatte Terry aufgeweicht. In ihren Zellen pochte es und sie fühlte sich wie betrunken. Sie konnte kaum die Augenlider heben. Als sie schließlich geschafft hatte, blinzelnd gegen die Sonne zu schauen, stand Lieschen vor ihr, wahrhaftig mit einem Sonnenschirm, mit dessen Spitze sie Terry angetippt hatte und den sie nun wieder aufgespannt über sich hielt.
    Lieschen sah nun wirklich aus wie eine Fee, so zart und hell und zerbrechlich, dass Terry sich wunderte, wie sie überhaupt zusammen in einer Familie sein konnten.
    »Was um alles in der Welt machst du hier?«, fragte Lieschen.
    Terry richtete sich langsam auf. Ihre Haare waren getrocknet. Sie fuhr mit beiden Händen hindurch, damit sie nicht mehr so angeklatscht waren.
    »Du siehst wüst aus«, sagte Lieschen. »Was machst du hier?«
    »Nichts«, sagte Terry. Sie stand jetzt auf. Ihre Knochen waren wie mit Blei gefüllt. Sie wäre jetzt gern geschwommen.
    Lieschen schien auch nichts getan zu haben. Sie standen beide voreinander und ein bisschen verloren herum. Terry traute sich gar nicht, ihre Großmutter richtig anzusehen. Am liebsten hätte sie diese paar Sekunden Stille zwischen ihnen fortgeredet. Sie versuchte es, sagte: »Ich habe gerade jemanden fast k. o. geschlagen«, und es sollte ein Witz sein, aber als sie sich selber hörte, merkte sie, dass der Witz misslungen war. Einerseits war es eine reine Übertreibung und zum anderen stieg Mitleid mit Marcel in ihr auf und diese sommerhitzige Sehnsucht nach ihm. Sie verstand sich nicht mehr.
    »Was ist passiert?«, fragte Lieschen und ging ein paar Schritte, um vom Kai wegzukommen. Sie setzten sich unter die Bäume. Lieschen klappte den spitzenbesetzten Sonnenschirm zu und stützte beide Hände auf den Griff.
    »Nichts ist passiert«, sagte Terry. »Ich habe mich nur mit Sprudel übergossen und dann in die Sonne gelegt.«
    »Musst du immer den Clown spielen?«, fragte Lieschen.
    »Es ist wahr«, sagte Terry. »Es war so. Es gibt da so einen Jungen. Aus dem französischen Café. Im Grunde ist er nett. Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit. Gewissermaßen. Und dann war es so, wie ich sagte. Päng. K. o. Sprudel über den Kopf und raus.«
    »Ich versteh kein Wort«, sagte Lieschen. »Aber ich hatte immer geglaubt, dass du auf dich selber aufpassen kannst. Dass du weißt, was du willst.«
    Hier irrte Lieschen. Im Moment wusste Terry nicht, was sie wollte, aber sie würde diesen verwirrten Zustand in ihr nie zugeben.
    »Ich meine«, sagte Lieschen. »Ich habe immer geglaubt, dass du nie in eine Lage gerätst, in der du so was nötig hast.«
    »Was?«, fragte Terry.
    »Wie du sagtest«, sagte Lieschen. »Päng. K. o. und so.«
    Terry merkte, dass Lieschen auch nicht die richtigen Worte fand in ihrem Gespräch. Sie hatten gar keine Sprache für das, worüber sie eigentlich reden wollten.
    »Ich meine«, sagte Lieschen, »wenn du dich mit Jungen abgibst, dann ist alles anders. Ich dachte, über so was redet ihr in der Schule. Ich dachte, du weißt Bescheid.«
    »Worüber?«, fragte Terry.
    »Über die Beziehungen zwischen Jungen und Mädchen«, sagte Lieschen.
    »Ich weiß Bescheid«, sagte Terry. Ihr wurde das Gespräch peinlich. Lieschen sollte sie nicht für eine dumme Kuh halten. Sie war keine. »Klar weiß ich über alles Bescheid«, wiederholte sie. »Mach dir mal keine Sorgen.«
    »Doch mach ich mir Sorgen«, sagte Lieschen. »Du hast nämlich keine Ahnung. Ich sag dir eins. Halte dich ein bisschen zurück, solange du nicht weißt, was du willst. Wenn zwei Leute nicht dasselbe wollen, geht die Sache

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