Lady Punk - Roman
genießen.
Terry zog das zerknitterte T-Shirt über den Kopf. Sie öffnete die Schleife ihres Bikinioberteils und ließ es einfach zu Boden fallen.
Bernd fand alles sehr lustig. Er grinste und räusperte sich. Die Mutter sagte: »Aber Terry.«
Terry streifte die Bluse über. Sie drehte sich. »Na?«, sagte sie.
»Ist ganz hübsch«, sagte Isabel. »Aber wirklich.« Auch ihre Stimme schien belegt zu sein.
Terry wirbelte Lieschen herum. »Danke, danke«, schrie sie. Dann zog sie die Bluse wieder aus. Kurz entschlossen ließ sie alles auf den Boden fallen, auch ihr Bikinihöschen.
»Jetzt gehst du zu weit«, sagte Onkel Hugo.
Terry ging ganz langsam zum Schwimmbad. Sie wusste nicht, warum die sich so aufregten. Sie war hier schließlich zu Hause und konnte tun und lassen, was sie wollte. Dafür brauchte sie sich nicht zu schämen.
Terry sprang in den Swimmingpool. Es war wunderbar kühl. Sie schwamm ein paar Runden. Von der Terrasse her kam das Geräusch von rückenden Stühlen zu ihr. Man verließ wohl die Zuschauertribüne.
Als Terry endlich auftauchte, mit ihren Händen die verchromte Treppe anfasste und sich auf die erste Stufe hob, waren sie bis auf Lieschen tatsächlich im Haus verschwunden. Lieschen aber saß da und schien auf Terry zu warten. Sie hatte eines der großen Strandlaken in der Hand und ging nun über die Terrasse und den knirschenden Gartenkies zum Schwimmbecken. Sie breitete das Handtuch aus.
Terry kletterte nun vollends aus dem Wasser und drehte sich vor dem weit auseinander gehaltenen Handtuch um. »Musste das alles sein?«, fragte Lieschen.
»Ja, sicher«, sagte Terry. »Hat es dich gestört?«
»Mich nicht«, sagte Lieschen. Sie legte das Handtuch um Terry herum, wickelte sie regelrecht ein.
Wenn sie mich jetzt noch abrubbelt, dachte Terry, sage ich ihr, dass ich sie liebe. Aber Lieschen trocknete Terry nicht ab. Sie drehte sich um und ging zur Terrasse zurück.
Terry machte sich ordentlich zurecht. Das Haar trocknete schnell in der Luft. Sie zog sich von Kopf bis Fuß in Himmelblau an. Auch das Haar schob sie mit einem himmelblauen Band zurück. Mit Make-up war sie sparsam. Nur ihre Augen umrahmte sie groß und dunkel. Alles in allem sah sie sehr brav aus.
Draußen auf der Terrasse hatten sie sich ein Essen zurechtgemacht. Es gab Brot und verschiedene Sorten Schinken und Käse. Alles andere wäre für Terrys Mutter zu schwierig gewesen.
Sie hatten fünf Stühle um den weißen Gartentisch gestellt. Sie rechneten nicht mit Terry. Aber mit Terry musste man rechnen.
Es war still. Sie redeten nicht beim Essen. Nur das gebrochene Brot knackte beim Essen. Isabel klapperte zu viel mit dem Besteck und alle schauten auf sie. Onkel Hugo schenkte Wein aus. Manchmal schlug der Flaschenhals an einen Glasrand, obwohl Onkel Hugo das vermeiden wollte.
Terry drängte sich zwischen die Stühle. Sie nahm vom Tisch, was sie wollte. Obwohl auf Schinkenplatte und Käseteller Aufschnittgabeln lagen, griff Terry mit den Fingern zu. Sie stopfte sich das Zeug in den Mund. Dann wanderte sie um Tisch und Stühle herum, bis sie fertig gekaut hatte und sich erneut zwischen zwei Stühle zwängte.
»Du machst mich nervös«, sagte die Mutter.
Terry überhörte das. Auch ihr Auftritt von vorhin war ja kein Gesprächsstoff mehr, war ja nie einer gewesen. Es hatte einfach nicht stattgefunden.
Terry holte sich eine Dose Cola aus dem Kühlschrank. Sie stellte sich hinter Isabel und zog an dem Weißblechring. Die Dose krachte auf. Dampf stieg auf und ein paar winzige Tropfen sprangen in Isabels Haare. Sie konnte es gar nicht bemerkt haben, aber Terry sah, wie sie eine Gänsehaut bekam.
Onkel Hugo, der gegenübersaß, wurde unruhig. »Möchtest du dir nicht einen Stuhl holen?«, fragte er.
Terry wollte nicht. Nicht, solange nicht einer von ihnen zur Seite rücken würde. Aber niemand bewegte sich. Sie stopften sich das Essen hinein, und es schien Terry, als ob es ihnen auch gut tun würde wie ihr heute Nachmittag. Als ob sie mit dem Essen anderes hinunterschieben würden. Sie sahen mit jedem Bissen erleichterter aus.
Lieschen hielt sich zurück beim Essen. Ihr war das nie so wichtig gewesen. Die anderen schlangen eine ganze Menge hinunter. Auch den Wein musste Onkel Hugo mehrere Male nachschenken. Wenn er mit dem Eingießen in Isabels Glas fertig war, blickte er sie kurz an. Die anderen sah er nicht an, wenn er dort einschenkte.
Die ganze Familie musste Onkel Hugo langsam auf die Nerven gehen. Terry arbeitete
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