Lady Sunshine und Mister Moon
Katers und stellte fest: „Als Onkel bin ich wohl ein Totalversager. Er erzählt mir nie etwas.“
„Ach Schätzchen. Er ist ein siebzehn Jahre alter Junge.“ Sie kletterte vom Sofa, um sich auf seinen Schoß zu setzen. „Nimm es nicht so schwer. Teenager kommunizieren eben nicht besonders ausführlich mit den Erwachsenen, die für sie verantwortlich sind. Und ich glaube, Jungs neigen dazu, in ihrem Vater – oder, in deinem Fall, ihrem Onkel – eine Art Konkurrenz zu sehen. Vielleicht hat Niklaus auch bloß Angst, enttäuscht zu werden.“
Die Anspannung wich aus Wolfs Schultern. „Aus gutem Grund. Er hat schon eine Reihe von Enttäuschungen hinter sich, in so gut wie allen Lebensbereichen. In einigen Fällen war meine Schwester im Spiel.“
Carly schlang ihm die Arme um den Hals. „Aber du bist anders, stimmt’s?“
„Ja, das bin ich. Wann ist denn das Spiel?“
„Um drei.“
„Dann hattest du recht mit deiner Einschätzung – ich wähle Option Nummer eins. Ich werde Dan anrufen und ihm sagen, dass ich morgen etwas später komme.“
„Oh.“ Sie zappelte auf seinem Schoß herum und drückte ihm einen Kuss aufs Kinn. „Wer hätte gedacht, dass so viel Pedanterie dermaßen sexy sein könnte?“
Seine Mundwinkel schnellten nach oben. „Du magst es hart und streng? Dann passt es ja gut, dass hier zufällig noch etwas anderes hart ist …“
Ihre Hüften bewegend, rieb sie sich an seiner Erektion. „Das habe ich auch schon bemerkt.“
Er sah sie bloß an. Er genoss die Röte, die ihre Wangen überzog, und er genoss es, sie auf seinem Schoß zu spüren. Dann neigte er den Kopf, um sie zu küssen.
Und danach sprachen sie nicht mehr.
Carly winkte Wolfgang zum Abschied hinterher und schloss energisch die Tür. Sie seufzte erleichtert. Gott sei Dank war er fort! Denn sie stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür und glitt langsam zu Boden, bis sie mit zitternden Knien auf dem kühlen Boden saß. Sie zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. „Ohgottohgottohgott“, flüsterte sie. „Was hab ich bloß angestellt?“
Das war natürlich eine rein rhetorische Frage. Sie wusste verdammt gut, was sie angestellt hatte.
Großer Gott.
Es war irgendwann zwischen dem Herumlümmeln auf dem Sessel und Wolfgangs Wahnsinnskuss passiert. Sie hatte sich verliebt.
Carly kniff die Augen fest zusammen.
Nein. Nein. Nein. Das war unmöglich . Sie kannte Wolf noch nicht besonders lange, und die meiste Zeit davon hatte sie ihn nicht mal ausstehen können. Abgesehen davon war sie noch niemals in ihrem Leben verliebt gewesen. Und sie war sich doch nicht mal sicher, ob sie überhaupt an Gefühle glaubte – jedenfalls, soweit es sie betraf. Wie wahrscheinlich war es da also, dass es sie plötzlich erwischt hatte?
Versuch es mal mit hundert Prozent .
Carly stöhnte auf und presste ihr Gesicht gegen die Knie. Egal wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich es war oder ob ihr der Gedanke nun gefiel oder nicht: Sie war verliebt. Bis in die Haarspitzen.
Als Wolf so begeistert davon gesprochen hatte, dass er Nik ein Auto zum Geburtstag schenken wollte, hatte sie eine erste Ahnung beschlichen. Doch der verletzte Ausdruck in seinen Augen, als er begriff, dass Niklaus sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, ihm von seinem ersten Fußballspiel zu erzählen, hatte das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Es wurde täglich offensichtlicher, dass Wolfgangs zweiter Vorname nicht „Roboter“ war. Dass er sich ernsthaft um das Wohl des Jungen sorgte. Und in Wirklichkeit hatte er sein Leben bereits deutlich verändert, um Niklaus’ Bedürfnissen entgegenzukommen.
Na gut. Damit hatte er also bewiesen, dass er definitiv liebenswert war. Und weiter? Carly wollte sich auf keinen Fall so fühlen! Wolf und sie hatten das perfekte Arrangement getroffen, und jetzt war alles total durcheinander. Vor einer Stunde hätte sie ihn möglicherweise noch ohne Skrupel aus ihrem Leben verschwinden lassen. Sie hätte es vielleicht bereut, aber sie hätte die Erinnerungen bewahren und einfach mit ihrem Leben weitermachen können.
Nun allerdings würde es höllisch wehtun, wenn er in den Sonnenuntergang reiten würde, um seinem Traumjob nachzujagen.
Um fünf vor fünf parkte Wolf vor dem Anwesen der Fitzpatricks und stieg aus seinem Wagen. Es war ein nettes, älteres Viertel mit schönen Häusern, die von Wohlstand zeugten, ohne angeberisch zu wirken. Die Fitzpatricks wohnten in einem
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