Lady Sunshine und Mister Moon
sollte.“
„Was denn, zum Beispiel?“
Er zuckte zusammen, als sie es ihm erzählte. „Ja. Das tut weh. Ich glaube zwar immer noch, dass Rushman ein Arsch ist, aber es muss tierisch verletzend sein, wenn dein eigener Vater dich wie Mist behandelt.“
„Ja. Deshalb behandele ich ihn mit Nachsicht. Aber er ist nicht mein Freund oder so etwas. Ich gehe im Moment mit niemandem.“
Süß. Verdammt süß, dachte Nik einen kurzen Augenblick lang. Dann fiel ihm wieder ein, dass es ihm ja egal sein konnte, ob sie nun mit jemandem ging oder nicht. Unzufrieden beugte er sich nach unten und begann seine Unterlagen aus der Tasche zu kramen. Als er sie auf den Tisch legte, fragte er rasch: „Wo waren wir am Mittwoch stehen geblieben?“
Natalie schaute ihn perplex an. Dann hob sie die Achseln und griff nach einem Buch.
Sie konzentrierten sich auf die Arbeit, und gute fünfundvierzig Minuten später streckte Natalie plötzlich ihr Bein unter dem Tisch aus und stupste ihn mit der Spitze ihres Schuhs an. „Hey, ich dachte gerade daran, dass du bald dein erstes Fußballspiel hast.“
„Ja. Montagnachmittag.“
„Bist du nicht total nervös?“
„Ich bin ganz schön aufgeregt. Aber wir sind bereit.“ Er dachte kurz darüber nach, was er gesagt hatte, und ergänzte dann enthusiastisch: „Nein, wir sind weit mehr als bereit. Wir sind super!“ Er warf seinen Füller auf den Tisch und zog die Beine von ihr weg, um sie unter dem Tisch auszustrecken. Dann verschränkte er die Arme über der Brust. Zum ersten Mal innerhalb einer Stunde erlaubte er es sich, sie wirklich anzusehen. „Da fällt mir ein: Was ist da eigentlich zwischen den Cheerleadern und dem Fußballteam? Weshalb kommt ihr nie zu den Spielen und zeigt, was ihr könnt?“
„Keine Ahnung.“ Natalie zuckte mit den Schultern. „Ich bin erst ein Jahr in dieser Gruppe, aber soweit ich weiß, sind wir nur bei Football- und Basketballspielen dabei.“
„Hab ich auch gehört. Aber das ist doch einfach beschissen! Die Fußballmannschaft hat schon zum vierten Mal in Folge die Meisterschaft gewonnen. Vier Jahre hintereinander! Was zum Teufel haben denn die anderen Mannschaften je getan? Ich hab das Basketballteam noch nie spielen sehen, aber die Miners sind, wie viel?, zwei zu sieben im Rückstand in dieser Saison?“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich das fair finde, Nik. Ich sagte nur, dass es die ganze Zeit so gewesen ist.“ Dann wollte Natalie offenbar dringend das Thema wechseln und sagte noch: „Kommt dein Onkel zum Spiel? Ich wette, er ist total begeistert davon, dich spielen zu sehen.“
Der stechende Schmerz traf Nik unvermittelt und mit voller Wucht. Er schaffte es trotzdem, scheinbar gleichgültig mit den Achseln zu zucken und seinen Tonfall so normal wie möglich klingen zu lassen, als er antwortete: „Nee, vermutlich muss er arbeiten.“
„Oh, das ist aber schade.“
„Ja.“ Nik erzählte ihr nicht, dass er sich nicht mal die Mühe gemacht hatte, den Saisonplan an den Kühlschrank zu hängen. Als Kind hatte er das immer getan, sobald der Trainer die Pläne bekannt gegeben hatte, bis er schließlich eingesehen hatte, dass das nichts als Zeitverschwendung war. Seine Mom hatte nicht mal ein Fünkchen Interesse an seinen Fußballspielen gehabt.
Warum sollte er annehmen, dass es mit Onkel Wolf anders laufen würde?
Es gab keinen Grund, sich dieser Enttäuschung auszusetzen. Er hatte auf die harte Tour gelernt, dass falsche Hoffnungen zehnmal schlimmer waren als gar keine Hoffnungen.
Er lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf das Projekt. Und als sie endlich fertig waren, gratulierte er sich selbst dazu, dass sie keine weiteren persönlichen Dinge ausgetauscht hatten.
Aber auf dem Weg nach draußen sah Natalie ihn plötzlich mit ihren großen braunen Augen an. „Soll ich dich bis zum Stadion mitnehmen?“, fragte sie.
„Nein. Das ist … Danke, aber ich gehe nicht zum Spiel.“
„Klar, verstehe ich. Das ist nicht dein Ding. Ich dachte nur, du wolltest vielleicht … na ja, du wolltest vielleicht meinen Auftritt sehen oder so. Ich bin gar nicht so schlecht.“
„Oh. Hey. Ich wette, du bist großartig. Und ich würde dich sehr gerne sehen. Es ist nur … Ich habe schon etwas anderes vor. Mit den Jungs.“ Okay, das war eine dicke fette Lüge. Die er genauso hatte vermeiden wollen, wie er damit beschäftigt war, Distanz zu Natalie zu wahren. Außerdem wollte er nicht, dass sie dachte, er sei der totale Loser. Wozu ihn die Tatsache, dass
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