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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Andersen
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liegt.“
    Wolfgang sah sie überrascht an. „Tatsächlich?“
    „Ja, absolut. Ich bin nicht mal annähernd so oft umgezogen wie du, aber erinnerst du dich daran, dass meine Mutter so oft geheiratet hat, um jedes Mal auf der sozialen Leiter etwas höher zu klettern?“ Als er nickte, sagte sie: „Na ja – und ich wurde jedes Mal, wenn sie aktiv geworden war, aus dem Zuhause herausgerissen, an das ich mich seit ihrer letzten Hochzeit noch kaum gewöhnt hatte. Und wurde wieder einmal in ein noch größeres Haus in einer noch schickeren Gegend geschleppt. Warum, glaubst du, hänge ich so an meiner Wohnung?“
    Wolfgang grinste sie an. Sie hörte einfach niemals auf, ihn zu überraschen.
    Carly grinste zurück. „Wie war das jetzt mit den elitären Botschaften?“
    Sein Lächeln verblasste. „Das ist mir nur so rausgerutscht“, sagte er in ruhigem Ton und hoffte, sie würde es damit gut sein lassen.
    Er hätte es besser wissen müssen. „Wolfgang.“
    „Das ist eine uralte Geschichte. Soziale Unterschiede gibt es überall, so ist das Leben nun mal. Lieber Himmel, in der ganzen Zeit bei der Armee kannte ich vermutlich höchstens ein Kind, das reiche Eltern hatte. Sie haben einfach nicht mit uns gespielt.“
    „Und trotzdem bist du jetzt immer noch verbittert?“ Du kannst mir alles erzählen, stand in ihren Augen. Wolfgang seufzte ergeben.
    „Na ja … ich dachte eigentlich, dass ich an diese sozialen Unterschiede gewöhnt bin.“ Er hasste die Erinnerung daran, wie sehr es ihn erschüttert hatte, als man ihn eines Besseren belehrte. Doch dann zuckte er mit den Schultern. Inzwischen war es ihm gleichgültig, das wollte er zumindest demonstrieren. „Als wir in Rangoon ankamen, war zunächst alles ganz anders. Schöner. Es gab in der Botschaft nur wenige Jugendliche in meinem Alter, und die Sprachbarriere machte es schwer, mit den Einheimischen Freundschaft zu schließen. Also hielten wir zusammen. Diejenigen, die schon länger dort waren, kannten sich natürlich schon besser, aber sie waren trotzdem freundlich.“ Er schwieg für einen kurzen Augenblick. Er erinnerte sich noch genau daran, wie angenehm ihn das überrascht hatte. Ein hübsches Mädchen namens Mariah, die Tochter eines Botschaftsangestellten, hatte dafür gesorgt, dass die Stunden wie in einem Rausch verflogen.
    Carly berührte seine bandagierte Hand mit sanften Fingerspitzen, was er erst bemerkte, als er energisch nach seiner Kaffeetasse griff. „Und dann geschah etwas, das alles verändert hat?“
    „Bist du sicher, dass dich das interessiert?“
    Sie blickte ihm fest in die Augen. „Sehr sicher.“
    Er dachte einen Moment darüber nach, bevor er tief Luft holte. „Wir waren ungefähr zwei Monate dort, als ein offizielles Essen gegeben wurde. Meine Familie wurde nicht dazu eingeladen; wir gehörten eben sozusagen zum Personal. Mir hat das nicht besonders viel ausgemacht, aber ich dachte, es wäre cool, mal bei so was dabei zu sein. Außerdem war es eine tolle Gelegenheit, ein bisschen Geld zu verdienen. Also heuerte ich als Aushilfe an. Meine Aufgabe war es, den Kellnern zur Hand zu gehen und zu tun, was auch immer benötigt wurde.“
    Eine Sekunde lang war ihm, als würde er Mariah in ihrem weißen Volantkleid wieder vor sich sehen … und ihren Bruder Kevin und die anderen, an deren Namen er sich gar nicht mehr erinnern konnte, wie sie in ihren leichten maßgeschneiderten Sommeranzügen am Tisch saßen. „Meine Freunde waren unter den Gästen bei diesem Fest. Ich versuchte ihre Blicke zu erhaschen – ich glaube, ich hatte die dumme Idee, hinter dem Rücken der Würdenträger Grimassen zu schneiden. Aber sie sahen mich nicht einmal an.“
    Carly tätschelte seine Hand. „Vielleicht hatten sie Angst vor ihren Eltern.“
    „Ja, vielleicht. Aber sie hatten keine Angst davor, ihr Besteck fallen zu lassen. Und sie zögerten auch kein bisschen, ihre Wassergläser umzuwerfen oder ihre Servietten zu verlieren.“
    Sie richtete sich auf. „Sie haben dich absichtlich springen lassen?“, fragte sie empört.
    „Die ganze verdammte Nacht lang, und sie haben mich dabei aus den Augenwinkeln beobachtet. Sie wollten wissen, wie ich reagiere. Aber ich habe den Teufel getan, ihnen Genugtuung zu verschaffen. Als ich sie am nächsten Tag darauf angesprochen habe, sagten sie nur, dass es eine Art Initiation gewesen sei. Und dann gingen wir wieder zur Tagesordnung über – abgesehen davon, dass ich ihnen nicht mehr so vertraut habe wie

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